Gewalt und Bedrohung
Fijáte 411 vom 04. Juni 2008, Artikel 4, Seite 4
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Gewalt und Bedrohung
Guatemala, 23. Mai. Vor wenigen Tagen hat die internationale Organisation Vision of Humanity im britischen The Economist die diesjährige Liste des Globalen Friedensindex (GPI) veröffentlicht. Zu den insgesamt 20 Variablen, die in die Index-Berechnung fliessen, gehören das Kriminalitätsniveau, die politische Instabilität, Anzahl von PolizistInnen, die Mordrate, die Zahl inhaftierter Personen und der Zugang zu Waffen. Guatemala rutschte von Platz 93 (von 121 Ländern) im letzten Jahr auf Platz 103, von heuer 140 evaluierten Ländern. Vor Honduras, Haiti, Venezuela und Kolumbien gehört das Land nun zu den fünf gewalttätigsten Ländern des Kontinents. An weltweiter Spitze, also die friedlichsten sind Island, Dänemark, Norwegen, Neuseeland und Japan, am Listenende stehen Israel, Afghanistan, Sudan, Somalia und Irak. Die Straflosigkeit innerhalb der Polizei ist unverändert, es ist kaum ein Fortschritt bei den Verurteilungen von Delikten noch in Bezug auf die öffentliche Sicherheit zu verzeichnen, kritisiert auch Amnesty International im Guatemala-Kapitel ihres Jahresberichtes, der jetzt in London veröffentlicht wurde. Eine Widerspiegelung dieser Einschätzung stellen neben einer erneuten Welle von Lynchjustiz und dabei verübten Morden sowie einem sogar in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Anstieg von Geiselnahmen die verstärkten Einschüchterungsversuche und Morddrohungen gegen RichterInnen, StaatsanwältInnen und andere Angestellte des Justizsystems dar. - Den Fall des Richters Cojulum hat der letzte ¡Fijáte! berichtet - In den letzten zwei Wochen sind drei dieser Drohungen umgesetzt worden. So wurde Mitte des Monats Vidal Barrillas Monzón ermordet, der als Richter am Berufungsgericht in Retalhuleu arbeitete, Anfang dieser Woche wurde der Distrikt-Staatsanwalt von Chiquimula, Rocael Pineda erschossen und am Ende derselben Woche wurde María Dolores Valdez Castillo mit einem Gewehrschuss in den Kopf getötet. Sie arbeitete als Sekretärin am Gericht. Nach oben |
Die Abteilung der Staatsanwaltschaft, die sich speziell den Drohungen gegen Justizangestellte widmet, hat im Laufe dieses Jahres bereits insgesamt 30 entsprechende Anzeigen entgegengenommen: 19 Drohungen gegen StaatsanwältInnen und 11 gegen RichterInnen. Das sind insgesamt 10% mehr als im letzten Jahr. Auch Fredy Peccerelli, der Direktor der Stiftung für anthropologische Forensik in Guatemala (FAFG), die sich vor allem Exhumierungen von klandestinen (Massen-)Gräbern aus der Zeit des bewaffneten internen Konflikts und der Identifikation und Untersuchung der Funde widmet, hat erneut eine Morddrohung erhalten, die fünzigste, wie Peccerelli sagt - dieses Mal per E-Mail. Anders Kompass, Repräsentant des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OACNUDH), rief zu einer Solidaritätsveranstaltung in die Räumlichkeiten der FAFG auf, an der lokale Menschenrechtsorganisationen und VertreterInnen der Botschaften von Schweden, Niederlande, Kanada, Spanien und der Schweiz teilnahmen. |
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