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Fijáte
 

Fijáte-Archiv 2006

Liste der jeweiligen Leitartikel, bestehend aus der Überschrift und dem zugehörigen ersten Absatz und der Verlinkung zum PDF oder zur HTML-Version des ersten Artikels. Sollte bei der Verlinkung das Schlosssymbol stehen, ist die Ausgabe noch nicht freigegeben und es wird ein Passwort benötigt.

Jahresüberblick

Fijáte 375 (27.12.06) PDF 1. Artikel
   ¡Fijáte, vos! - es geht weiter!
   Die guten Geister haben unseren Aufruf erhört und die solidarischen LeserInnen das Weiterbestehen des ¡Fijáte! finanziell abgesichert, zumindest für das kommende Jahr. Wir danken für alle kleinen, grossen und riesigen Unterstützungsangebote, die ihr uns zugesichert habt! Es ist schön zu wissen, dass der ¡Fijáte! geschätzt und gelesen wird. Wir werden unser Bestes tun, euch auch in Zukunft mit interessanten Nachrichten, Informationen und Berichten aus Guatemala zu versehen.
   Zum Praktischen: Die AbonnentInnen in der Schweiz erhalten die Jahresrechnung 2007 mit dieser Post. Diejenigen, die uns bereits eine finanzielle Zusage gemacht haben, bzw. das noch kurzfristig beschliessen, sind gebeten, den entsprechenden Betrag zusätzlich zum Abopreis mit beiliegendem Einzahlungsschein zu überweisen. AbonnentInnen in Deutschland werden ihre Jahresrechnung im Laufe des Januars bekommen. Auch hier bitten wir diejenigen, die bereit sind, einen Sonder- oder Aufpreis für ihr Abo zu bezahlen oder uns eine Spende zukommen zu lassen, es mit dem Begleichen der Rechnung zu erledigen. In diesem Zusammenhang möchten wir noch einmal einen speziellen Aufruf an alle Organisationen und Vereine machen, die EIN Abo bezahlen und MEHRERE bis VIELE Leute damit beliefern. Das ist nicht die Idee, wir können und wollen das zwar nicht kontrollieren, aber wir bitten Euch, beim Überweisen Eures Abobetrags grosszügig zu sein! Selbstverständlich stellen wir euch auf Wunsch Spendenbescheinigungen aus, bitte gebt dies dann an.
   An die AbonnentInnen, die den ¡Fijáte! auf Papier beziehen: Die meisten von euch haben sicher unterdessen einen schnellen Computer, der auch PDF-Formate öffnen kann. Bitte meldet Euch, falls ihr auf ein E-Mail-Abo umzusteigen bereit seid, damit helft ihr uns, Kopierzeit und -Kosten zu sparen.

Fijáte 374 (13.12.06) PDF 1. Artikel
   Guatemala, 10 Jahre danach... Die Beteiligung der Frauen am Friedensaufbau in Guatemala
   von Luz Méndez, Leiterin der Nationalen Frauenunion Guatemalas UNAMG
   Einführung
   Anlässlich des zehnten Jahrestages der guatemaltekischen Friedensabkommen möchte ich nochmals betonen, wie wichtig und wertvoll sie sind. Sie sind ein Konsens, erarbeitet von den verschiedenen AkteurInnen der guatemaltekischen Gesellschaft und sie sind auch heute noch ein Werkzeug für soziale Veränderungen. Die Friedensabkommen bilden die umfassendste Plattform, die Guatemala je hatte, um sozioökonomische Entwicklung, demokratische Prozesse und die Respektierung der Identität und Rechte der indigenen Bevölkerung voranzutreiben.

Fijáte 373 (29.11.06) PDF 1. Artikel
   Guatemala, 10 Jahre danach... Den Leuten die Kontrolle über ihr Leben zurückgeben, Teil 2
   Nachdem Mario Garavito, Leiter der Liga Guatemalteca de Higiene Mental, im letzten ¡Fijáte! über die Notwendigkeit der psychosozialen Arbeit zur Wiederherstellung der durch den Krieg zerstörten Subjektivität der GuatemaltekInnen spricht und das Liga-Projekt der Wiederzusammenführung von während des Konflikts verlorenen Kindern und Familienangehörigen vorstellt, geht es im zweiten Teil des Interviews um den Umgang und die psychosozialen wie historischen Zusammenhänge der aktuellen Gewaltsituation in Guatemala. Dabei warnt Garavito davor, die Ursachen heutiger Gewalttaten einzig in der Vergangenheit zu suchen.
   Die Liga Guatemalteca de Higiene Mental wurde 1952, noch unter der Regierung von Jacobo Arbenz gegründet und verfolgt seit jeher einen präventiven Ansatz in der psychosozialen Arbeit. Heute setzt sie sich u.a. für die Suche nach im Krieg verschwundenen Kindern ein und arbeitet mit Jugendlichen in marginalisierten Quartieren sowie in den Gefängnissen. Sie produziert Radio- und Fernsehsendungen, um die guatemaltekische Gesellschaft auf das Gewaltthema zu sensiblisieren.

Fijáte 372 (15.11.06) PDF 1. Artikel
   Guatemala, 10 Jahre danach... Den Leuten die Kontrolle über ihr Leben zurückgeben, Teil 1
   Eine der Strategien der Aufstandsbekämpfung während des guatemaltekischen bewaffneten Konflikts war die systematische Zerstörung sozialer Beziehungen und Netze. Misstrauen allem und jedem gegenüber, Verlust des Selbstwertgefühls und gebrochene Persönlichkeitsstrukturen waren eine Folge davon. Heute geht es im Rahmen der Vergangenheitsaufarbeitung darum, diese Strukturen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene wieder aufzubauen. "Die Friedensabkommen sehen diesbezüglich keine Massnahmen vor", meint Marco Antonio Garavito. Garavito ist Leiter der Liga Guatemalteca de Higiene Mental. Die Liga wurde 1952, noch unter der Regierung von Jacobo Arbenz gegründet und verfolgt seit jeher einen präventiven Ansatz in der psychosozialen Arbeit.
   Heute setzt sich die Liga u.a. für die Suche nach im Krieg verschwundenen Kindern ein und arbeitet mit Jugendlichen in marginalisierten Quartieren sowie in den Gefängnissen. Sie produziert Radio- und Fernsehsendungen, um die guatemaltekische Gesellschaft auf das Gewaltthema zu sensibilisieren. Wir veröffentlichen das Interview mit Marco Antonio Garavito in zwei Teilen.

Fijáte 371 (01.11.06) PDF 1. Artikel
   Gesucht: Solidarität mit ¡Fijáte!
   „Wieder zwei weniger“, titelte die Zeitschrift der Informationsstelle Lateinamerika (ILA) in ihrer September-Nummer einen Artikel über das Verschwinden zwei weiterer Zeitschriften aus dem immer lichter werdenden Blätterwald der Lateinamerika-Solidaritätsbewegung.
   Soll dem ¡Fijáte! dasselbe Schicksal blühen? – Dies möchten wir verhindern und brauchen dazu Eure Unterstützung.
   Tatsache ist, dass der ¡Fijáte! seit jeher defizitär arbeitet. Die Abonnementsgebühren decken knapp die Produktionskosten. Wurde das Projekt früher vom Kemnik-Archiv finanziell unterstützt, überlebte es die letzten Jahre dank einer „Erbschaft“ der Informationsstelle Guatemala, die im Jahr 2002 geschlossen wurde. Ende 2006 sind aber die finanziellen ¡Fijáte!-Reserven definitiv aufgebraucht.

Fijáte 370 (18.10.06) PDF 1. Artikel
   Guatemala, 10 Jahre danach... Den Staat neu gründen
   Am 29. Dezember begeht Guatemala den zehnten Jahrestag der Unterzeichnung des letzten Abkommens über einen festen und dauerhaften Frieden. Die guatemaltekischen Friedensabkommen setzten nicht bloss einen Schlusspunkt unter den internen bewaffneten Konflikt, sondern sie dienten als Referenzrahmen, um die gravierenden und dringenden Probleme des Landes anzugehen. Sie sollten die substantielle Grundlage bilden für einen Frieden, der mehr ist als die blosse Abwesenheit von Krieg, nämlich die Veränderung der Ursachen, die zu diesem Krieg führten.
   Die Friedensabkommen einzuhalten würde bedeuten, den Staat von Grund auf neu zu gestalten, ihn von einem autoritären und militaristischen Staat in einen einschliessenden, multikulturellen, gerechten, die Menschenrechte achtenden und demokratisch funktionierenden Staat zu transformieren. Dies ist zweifelsohne eine schwierige Aufgabe, denn die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Strukturen widersprechen solchen Visionen.
   Wir werden in den kommenden Nummern des ¡Fijáte! in unregelmässiger Folge verschiedene Personen aus Guatemala zu Wort kommen lassen, die im Rahmen ihrer Arbeit oder ganz persönlich Bilanz ziehen über die vergangenen 10 Jahre. Den Anfang macht Carlos Gonzales, alias Ricardo Rosales, damaliger Generalsekretär der Guatemaltekischen Arbeiterpartei PGT, einer der vier Guerillaorganisationen, die vor zehn Jahren die Friedensabkommen mitunterzeichnet haben. Das hier abgedruckte Interview erschien Anfang Oktober in der Internetzeitschrift www.revistaweb.org.

Fijáte 369 (04.10.06) PDF 1. Artikel
   Guatemala - Das Land der Morde
   Während vier Tagen besuchte der UNO-Sonderberichtserstatter für aussergerichtliche, willkürliche und summarische Hinrichtungen, Philip Alston, im August Guatemala. Bei einer Pressekonferenz zum Abschluss seines Besuchs geht er mit den guatemaltekischen Behörden hart ins Gericht und kritisiert namentlich die korrupte Polizei, die nachlässige Staatsanwaltschaft und die daraus resultierende herrschende Straflosigkeit. Für ihn ist klar, dass die Behörden Teil des Problems sind und dass auch von Seiten der Polizei solche Methoden gewählt werden. Dass dies keine leeren Worte sind, beweist am letzten Tag seines Aufenthaltes die Verhaftung des Stellvertretenden Direktors der Kriminalpolizei, dem 15 Morde angelastet werden, die meisten davon hat er „im Amt“ ausgeübt. Im Moment seiner Verhaftung fuhr er ein gestohlenes Auto.
   Wir veröffentlichen im Folgenden ein Interview mit Philip Alston, das am 27. August in der Tageszeitung elPeriódico erschien.

Fijáte 368 (20.09.06) PDF 1. Artikel
   Prostitution an der Grenze Guatemala – Mexiko
   Die Landesgrenze als örtlich markierte Linie der Überwachung von Personen und Waren scheint zunehmend einem zeitlich und örtlich unbegrenzten Kontrollregime zu weichen. Doch entstehen laufend neue Grenzorte, die - wie zwischen Mexiko und Guatemala - Folge einer überregionalen Migrationspolitik sind. Als Ausdruck des gewalttätigen Umgangs mit Migration scheinen sich hier Prostitution, Sexismus und Rassismus wieder zu verdichten. Der folgende, leicht gekürzte Artikel von Kathrin Zeiske, ist in der Zeitschrift iz3W vom September 2006 erschienen. Wir danken der Autorin für die Autorisierung.
   Die guatemaltekisch-mexikanische Grenzregion lag noch vor zwei Jahrzehnten weitab des Weltgeschehens. Heute stellt sich die Fernstrasse Interamericana als ein Raum dar, über den konzentriert Waren ausgetauscht werden und Personen migrieren, zumeist in Richtung Norden, oft mit dem Ziel USA. Die staubigen Grenzorte in der Pazifikebene von Guatemala und Mexiko leben von den Menschen, die sie durchlaufen: HändlerInnen, Fernfahrer, MigrantInnen, Soldaten, Polizeibeamte und narcotraficantes, DrogenhändlerInnen, die sich kurz- oder langfristig hier aufhalten. Diese vorrangig männlichen Gruppen haben zu einer enormen Ausdehnung der Rotlichtzonen an der Grenze beigetragen. In den zahlreichen Bars, Bordellen und Table Dance-Shows arbeiten Frauen aus den unterschiedlichsten Motiven bzw. Zwängen heraus. Eine Gemeinsamkeit verbindet sie jedoch: keine von ihnen kommt ursprünglich aus dieser Region. Die meisten sind Migrantinnen aus Honduras, El Salvador, Nicaragua oder anderen Landesteilen Guatemalas.
   Viele in der Prostitution arbeitende Frauen erwägen in Regionen zu migrieren, die bessere Einkommensmöglichkeiten bieten. Dabei müssen sie ihre Kinder zumeist bei ihren Eltern zurücklassen, was widersprüchlich erscheint, geht es den meisten Migrantinnen doch gerade um die Sicherung des Familieneinkommens. In den zentralamerikanischen Ländern steigt die Zahl der alleinerziehenden Mütter, die es vorziehen, eigenes Geld zu verdienen, statt sich an einen Mann zu binden. Diese Einstellung ist Ausdruck eines enormen Wertewandels in den patriarchisch strukturierten Gesellschaften Mittelamerikas. Er fand seinen Ausgangspunkt in der zunächst fast ausschliesslich männlichen Arbeitsmigration in die USA, die viele Familien in Zentralamerika ohne Ehemann und Vater zurückliess. Frauen wurden notgedrungen selbst zu Familienoberhäuptern, und in dieser Funktion migriert heute auch ein steigender Prozentsatz von ihnen in die Städte, auf Plantagen nach Südmexiko oder Costa Rica oder eben auch in die USA, um ihre Familien ernähren zu können. Die junge weibliche Generation vollzieht den Wandel der Rollenbilder nun bewusst und kritisiert dabei gleichzeitig häusliche Gewalt und Polygamie der Männer. Trotzdem bleibt eine weibliche ökonomische Unabhängigkeit in den zentralamerikanischen Ländern ein schwieriges Unterfangen.

Fijáte 367 (30.08.06) PDF 1. Artikel
   Eine Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit ihren Kindern umgeht

Fijáte 366 (15.08.06) PDF 1. Artikel
   Wem gehorcht der Präsident?
   Der Rat der zentralamerikanischen Menschenrechts-Ombudsmänner (und –Frauen), der sich Anfang August in Guatemala zu einem Treffen zusammenfand, sprach sich gegen die Ratifizierung der Freihandelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten, Zentralamerika und der Dominikanischen Republik (DR-CAFTA) aus. Als „Falle“, „Scheinheiligkeit“ und „Ungleichheit“ wurden die Abkommen von den Menschenrechtsprokuraten der Region bezeichnet und es wurde vor den negativen Auswirkungen für die lokalen Wirtschaften gewarnt. Der Rat versprach, Mitte 2007 einen ersten Evaluationsbericht zum Thema zu veröffentlichen.
   In Guatemala, wo das Freihandelsabkommen mit den USA Anfang Juli in Kraft trat, zeichnet sich bereits die erste Krise ab, weil Präsident Oscar Berger – auf Druck der Hühnerfarmer und auf Kosten der KonsumentInnen – die Einfuhrzölle für US-amerikanisches Hühnchenfleisch anheben will.
   Während der Debatte um die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens mit den USA wurden gebetsmühlenhaft dessen Vorteile für die nationale Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und schlussendlich für die ProduzentInnen und Konsument-Innen gepriesen. Ein Monat nach der Inkrafttretung des Abkommens, dessen erklärtes Ziel die Öffnung der Märkte ist, sieht sich die guatemaltekische Regierung gezwungen, erste Massnahmen zu ergreifen, um die nationale Hühnchenfleisch-Produktion zu „schützen“.

Fijáte 365 (02.08.06) PDF 1. Artikel
   Weder Schutz noch Gerechtigkeit
   Am 18. Juli veröffentlichte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) die Ergänzung zu ihrem vor einem Jahr herausgegebenen Bericht „Weder Schutz noch Gerechtigkeit“ über die Frauenmorde in Guatemala. Wir veröffentlichen an dieser Stelle eine Zusammenfassung und ein Interview mit dem Autor des Berichts. Der vollständige Bericht ist auf Englisch zu finden auf: http://web.amnesty.org/library/Index/ENGAMR340192006
   Soviel sei vorweggenommen: Viel Neues bringt das nun veröffentlichte „Update“ nicht. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass solche Berichte überhaupt erscheinen und die zunehmenden Frauenmorde nicht einfach hingenommen bzw. zu den Akten gelegt werden. Bereits vor einem Jahr präsentierte Amnesty dem Präsidenten Oscar Berger und den zuständigen guatemaltekischen Behörden einen 14 Punkte umfassenden Empfehlungskatalog, von denen in einigen Fällen erste Umsetzungsschritte unternommen wurden, die jedoch noch weit von den erwarteten Massnahmen entfernt sind und die in keiner Weise dem Ausmass und der Schwere des Problems entsprechen.
   In den vergangenen vier Jahren hat die Anzahl der Morde an Frauen (und an Männern) beständig zugenommen, ohne dass sich die Regierung um effiziente Untersuchungen oder Bestrafungen kümmert. Seit dem Jahr 2001 wurden über 2200 Mädchen und Frauen auf brutalste Weise umgebracht. Über die genaue Anzahl gibt es kontroverse Daten, Staatsanwaltschaft, Polizei und Frauenorganisationen verfügen über unterschiedliche Zahlen. Allein im Jahr 2005 waren es gemäss Angaben der Polizei 665 und in der ersten Jahreshälfte 2006 bereits 321.

Fijáte 364 (19.07.06) PDF 1. Artikel
   Guatemaltekische Wahlspekulationen
   In verschiedenen Ländern Lateinamerikas fanden (oder finden) dieses Jahr Wahlen statt. Obwohl Guatemala erst im September 2007 an die Reihe kommt, ist das Thema bereits omnipräsent. Sei es, weil aktuelle politische Themen wie z.B. die Unsicherheit/Gewalt mit wahlpolitischen Absichten ausgeschlachtet werden, sei es, weil der Wahlsieg von Evo Morales in Bolivien die Spekulationen auf eine indigene Präsident(innen)schaft in Guatemala weckten, oder sei es, weil die ersten Regierungsmitglieder von ihren Ämtern zurücktreten, um sich ihrer politischen Karriere zu widmen – es besteht kein Zweifel mehr: Guatemala befindet sich im Wahlkampf.
   Eigentlich ist es noch zu früh, um im ¡Fijáte! ernsthaft mit der Berichterstattung über die Wahlkampagne zu beginnen. Trotzdem möchten wir in dem Zusammenhang zwei Tendenzen aufnehmen, die uns für die kommenden Wahl-Diskussionen (aber auch ganz allgemein) interessant erscheinen: Die Frage um die indigene Partizipation und die Gründung einer indigenen Partei und das Erstarken einer (nebst der Republikanischen Front Guatemalas - FRG) zweiten Partei, die verspricht, mit Hilfe der „Politik der starken Hand“ der Gewalt ein Ende zu setzten.
   Grundlage für den Artikel sind verschiedene Zeitungsmeldungen aus Guatemala und ein Artikel aus Inforpress Centroamericana Nr. 1663.

Fijáte 363 (05.07.06) PDF 1. Artikel
   Frauen im Gefängnis
   Über die unmenschliche und gewalttätige Situation in den guatemaltekischen Gefängnissen, über die Bandenkriege zwischen den die Gefängnisse bevölkernden maras und die Machtlosigkeit der guatemaltekischen Regierung gegenüber dem organisierten Verbrechen, das bis in die Gefängnisse hinein, bzw. aus den Gefängnissen heraus operiert, berichten wir im ¡Fijáte! regelmässig.
   Im nachfolgenden Artikel möchten wir speziell über die Situation der Frauen berichten, die etwa 5% aller Gefangenen ausmachen. Die Informationen und Zahlen im Text sind aus den beiden Studien „Mujeres y prisión“ (2004) und „Cifras de Impunidad del Crimen Policial contra Mujeres“ (2005), beide herausgegeben vom Institut für vergleichende Strafwissenschaften (IECCP).
   Das guatemaltekische Strafvollzugswesen

Fijáte 362 (21.06.06) PDF 1. Artikel
   Strom - um jeden Preis?
   In Playa Grande, Ixcán, nahmen Ende April rund 600 Personen am II. Nationalen Treffen der von Stauseebauten Betroffenen und Bedrohten teil. Eingeladen hatte die Guatemaltekische Front gegen Stauseen, die sich aufgrund verschiedener, seit 2002 in der Region stattfindender Foren und Treffen gegründet hatte. In Guatemala gibt es 17 Stauseen die der Energiegewinnung durch Wasserkraft dienen, der bekannteste und umstrittenste ist zweifellos der Stausee Chixoy. Aktuell ist im Rahmen überregionaler Projekte der Bau weiterer Stauseen geplant, u.a. in den Departements der Verapaces, Petén, Quiché, Zacapa, Chiquimula, Izabal, Retalhuleu, Huehuetenango, Quetzaltenango und San Marcos. Im folgenden Artikel soll es nicht in erster Linie über die Vor- oder Nachteile von Wasserkraft gegenüber anderen Formen der Energiegewinnung gehen, sondern es soll am konkreten Beispiel des geplanten Stausees Xalalá aufgezeigt werden, wie und in welchem Kontext in Guatemala die Entscheide über solche Projekte getroffen werden.
   Mesoamerikanischer Kontext
   Der Plan Puebla Panamá (PPP) umfasst eine Anzahl regionaler Initiativen, die den Ausbau der Infrastruktur (Strassen, Elektrizität, Tourismus und Kommunikation) und die Ausbeutung der Biodiversität zum Ziel hat. Damit wird Zentralamerika definitiv zum Hinterhof der USA: Warenproduktion und -handel, die Ausnutzung billiger Arbeitskräfte und die Kontrolle der natürlichen Ressourcen stürzen die Region in eine völlige Abhängigkeit von den nördlichen NachbarInnen.

Fijáte 361 (06.06.06) PDF 1. Artikel
   Legal oder illegal: Waffen sind zum Töten da
   In Antigua Guatemala wurde Anfang Mai eine regionale UNO-Konferenz zum Thema „Fortschritte im Programm zur Bekämpfung des illegalen Kleinwaffenhandels“ durchgeführt. Dies als Vorbereitung für die vom 26. Juni bis 7. Juli in New York stattfindende erste Überprüfungskonferenz über das UN-Aktionsprogramm zum illegalen Handel mit Kleinwaffen. Im Fall von Guatemala sehen ExpertInnen einen direkten Zusammenhang zwischen den problemlos legal und illegal zu erstehenden Waffen und der zunehmenden Gewalt und Delinquenz. Im Jahr 2005 verloren 5338 Personen gewaltsam ihr Leben, 80% davon durch Feuerwaffen.
   Derweil ist im Kongress ein Gesetzesentwurf für eine Verschärfung des Waffen- und Munitionsgesetz nach erbitterten Diskussionen im letzten Sommer in einer der unteren Schubladen verschwunden.
   Legal

Fijáte 360 (24.05.06) PDF 1. Artikel
   Un su cafesito… - Ein Streifzug durch das guatemaltekische Spanisch
   Spanisch ist gleich Spanisch ist gleich Spanisch. Könnte zumindest meinen, wer verzweifelt versucht, sich die ersten Vokabeln dieser temperamentvollen und widerspenstigen Sprache einzutrichtern. Wer aber seine frisch erworbenen Fähigkeiten in Guatemala ausprobieren will, wird schnell feststellen, dass im Land der Chapines so einiges ganz anders ist, als die Lehrbücher zu vermitteln versuchen. Wer z.B. einen Satz mit vosotros beginnt, erntet mindestens ein Schmunzeln. Im Gegenzug wird man selbst dauernd mit diesem ominösen vos angesprochen. Ausserhalb der Hauptstadt heissen die Städte nur noch blablabla-nango und sind genauso unaussprechlich wie nicht unterscheidbar. Wer sich schliesslich für Quetzaltenango entscheidet, noch mit sich hadernd, was denn dieses deutsche tz in dem Wort soll, fährt plötzlich nach Xela!
   [In diesem Text wird (entgegen der sonstigen Praxis im Fijáte) der Einfachheit halber nur die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist selbstverständlich immer mit eingeschlossen.]
   Bevor wir diese kleine Sprachreise nach Guatemala beginnen, zunächst die Frage, warum überhaupt in fast ganz Lateinamerika Spanisch gesprochen wird? Die Antwort ist einfach: Als Christoph Columbus im Jahre 1492 auf Inselgruppen der Bahamas stieß und damit die Eroberung Mittel- und Südamerikas einleitete, brachte er auch das Spanische, die Sprache der Eroberer, auf den neu entdeckten Kontinent. Innerhalb weniger Jahrzehnte mussten sich sowohl das Aztekenreich im Norden als auch die Inkaherrscher im Süden der spanischen Macht beugen. Mit dieser territorialen Machtausweitung gelangte das Spanische bis in weite Teile Lateinamerikas. In Spanien selbst allerdings wurde zu dieser Zeit keine einheitliche Hochsprache gesprochen, sondern es existierte auf der Halbinsel eine Vielzahl von Dialekten. Die meisten Spanier, die in die Neue Welt aufbrachen, stammten aus dem südspanischen Andalusien oder aber sie hielten sich oft monatelang in der Hafenstadt Sevilla auf, damals eine der glänzendsten Städte Spaniens, um auf ein Schiff zu warten, das sie nach Amerika brachte. Dieser lange Aufenthalt in Andalusien führte dazu, dass viele das andalusische Spanisch (andaluz) entweder teilweise übernahmen oder aber ihnen dieser Dialekt zumindest geläufig war. Das Fundament für das amerikanische Spanisch (auch Español Atlántico genannt) war also ein eindeutig andalusisch gefärbtes Spanisch des 16. Jahrhunderts, was wissenschaftlich mittlerweile auch als gesichert gilt. Daraus entwickelte sich dann mit der Zeit das Spanisch, das heute in Lateinamerika gesprochen wird.

Fijáte 359 (10.05.06) PDF 1. Artikel
   Archive der Nationalen Polizei: 100 Jahre Geschichte
   Im Juni 2005 stiess das Menschenrechtsprokurat (PDH) bei der Untersuchung einer Explosion in einem polizeieigenen Sprengstofflager mitten in der Hauptstadt „zufälligerweise“ auf ein Archiv der Nationalen Polizei. Inmitten von polizeilichem Autoschrott und Sprengstoff lag während Jahren ein wahrer Schatz an Dokumenten verborgen, aus denen man nun in akribischer Arbeit Bruchstücke fehlender Geschichte von Hunderten, während dem Krieg „verschwundener“ Personen, wiederzufinden hofft.
   Der Fund dieser Archive ist ein Höhepunkt in der Geschichte der Wahrheitssuche in Guatemala, wurde doch die Existenz solcher Archive systematisch geleugnet, sowohl gegenüber der Wahrheitskommission (CEH) wie auch gegenüber (Staats-) AnwältInnen, die Beweismaterial für die Aufklärung von Menschenrechtsverbrechen suchten.
   Der Fund

Fijáte 358 (26.04.06) PDF 1. Artikel
   Von San Marcos nach Kolumbien: Die regionale Integration von Gold und Gewehrkugeln
   Der folgende Artikel von Sandra Cuffe von der Menschenrechtsorganisation Rights Action analysiert die Militarisierung als einen wichtigen Aspekt der Kontrolle von Territorien, Ressourcen und Bevölkerung und hinterfragt den vermeintlichen „Kampf gegen den Drogenhandel“ in Regionen, die reich an Mineralien und anderen Ressourcen sind. Er vergleicht den Plan Colombia mit der aktuellen Situation von San Marcos, wo auf der einen Seite die Bevölkerung von Sipakapa sich eindeutig und klar gegen die Präsenz der Goldmine Marlin ausspricht und auf der anderen Seite im Rahmen des Plan Maya Jaguar US-amerikanische Militärangehörige bei der Vergiftung und Ausrottung von Schlafmohn-Plantagen (Rohstoff von Opium) mithelfen.
   Marlin, ein Minendistrikt in indigenem Territorium
   Im Hochland von San Marcos, in den Gemeinden San Miguel Ixtahuacán und Sipakapa, befindet sich das schändliche Projekt Marlin, wo seit Ende letzten Jahres durch das Unternehmen Montana Exploradora S.A., einem Tochterunternehmen der kanadisch-US-amerikanischen Glamis Gold Ltd. und unterstützt mit Geldern der Weltbank, Gold abgebaut wird. Gegen dieses Projekt gibt es einen starken nationalen, regionalen und lokalen Widerstand, der seinen Höhepunkt am 18. Juni 2005 in einer demokratisch durchgeführten Volksbefragung in der Gemeinde Sipakapa hatte.

Fijáte 357 (12.04.06) PDF 1. Artikel
   Die katholische Kirche stärkt ihre soziale Linie
   Auch wenn die katholische Kirche in Guatemala einen Grossteil ihrer Hegemonie eingebüsst hat, ist sie nach wie vor eine wichtige soziale und politische Akteurin. Schon immer haben in Guatemala zwei Kirchen unter einem Dach gelebt: Die eine konservativ und wenig konfrontativ, die andere den sozialen Kämpfen und den Basisgemeinden verpflichtet. Eine interne Dichotomie, die sich in unterschiedlicher Intensität über Jahre die Waage hielt und die sich nun mit der Wahl von Bischof Ramazzini zum Präsidenten der guatemaltekischen Bischofskonferenz (CEG) auf die Seite der sozial engagierten Kirche zu neigen scheint. Vertreter verschiedener Strömungen innerhalb der katholischen Kirche erklärten gegenüber Inforpress (Nr. 1647) die aktuelle Lage des Katholizismus, seine verschiedenen Visionen und seine soziale Position und Beteiligung im guatemaltekischen Gesellschaftsgefüge.
   Ramazzini: Garant für das Soziale
   In einem Moment zunehmender sozialer Probleme hat sich die katholische Kirche mit der Wahl von Alvaro Ramazzini zum Präsidenten der Bischofskonferenz konsequent für die soziale Linie entschieden (siehe ¡Fijáte! 353). Ramazzini ist Bischof von San Marcos und bekannt für seine dezidierten Positionen und seinen Aktivismus in Themen wie dem Minenabbau, der Migration, der Landverteilung und der Freihandelsabkommen. Die Wahl Ramazzinis rief erwartungsgemäss Stimmen auf den Plan, die eine Radikalisierung und Stärkung des Sozialen innerhalb der katholischen Kirche vorhersagen bzw. befürchten.

Fijáte 356 (29.03.06) PDF 1. Artikel
   Von Desaster zu Desaster – welche Lehren wurden gezogen?
   Gut sechs Monate ist es her, dass der Hurrikan Stan Teile Guatemalas unter Wasser und Schlamm setzte und Infrastrukturen, Lebensgrundlagen und Menschenleben zerstörte. Viele der direkt Betroffenen leben heute noch in Provisorien, die wohl zu ihren definitiven Unterkünften werden. Viele Menschen konnten ihre Angehörigen noch nicht bergen und beerdigen. Viele Strassen führen durch ausgetrocknete Flussbette statt über Brücken – und in ca. sechs Wochen beginnt die nächste Regenzeit, für die eine steigende Hurrikantendenz vorausgesagt wurde. Der folgende Artikel von Gisela Gellert aus der Zeitschrift Diálogo zieht Bilanz über den Wiederaufbauprozess nach Stan.
   Ende 2000 veröffentlichte das Studienzentrum Flacso eine Publikation über die Auswirkungen und die daraus gezogenen politischen Konsequenzen zwei Jahre nach dem Wirbelsturm Mitch. Darin wurde festgehalten, dass Naturkatastrophen konjunkturelle Themen sind, die, ist die Aktualität einmal verflogen, nur noch von einigen „SpezialistInnen“ weiterverfolgt werden. So wurde zum Beispiel in Guatemala nach dem verheerenden Wirbelsturm Francelia im Jahr 1969 das Nationale Notfallkomitee (CONE) gegründet, Vorläuferin der heutigen Nationalen Koordination zur Reduktion von Desastern (CONRED), und nach dem Erdbeben vom 4. Februar 1976 entstand das Komitee zur Nationalen Rekonstruktion (CRN), das im Jahr 1994 wieder aufgelöst wurde. Es ging diesen Organisationen in erster Linie um sofortige Nothilfe und nicht um die Entwicklung von integralen Politiken, mit denen solchen Katastrophen begegnet bzw. vorgebeugt werden kann. Diesbezügliche Initiativen kamen immer ins Stocken, sobald die erste Nothilfephase abgeschlossen war. Es wurde an einem Konzept festgehalten, laut dem eine Naturkatastrophe eine „Ausnahmesituation“ ist. In der konkreten politischen Umsetzung bedeutet dies, dass sie nur alle paar Jahre eintrifft und sich im besten Fall die jeweils nächste Regierung mit den menschlichen und politischen Konsequenzen zu beschäftigen hat.
   Erste Erkenntnisse

Fijáte 355 (15.03.06) PDF 1. Artikel
   Frauen, weit entfernt von der Gleichberechtigung
   In Guatemala zeigt sich weiterhin und in allen Bereichen die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Die Frauen haben derweil zwei Gemeinsamkeiten für ihren gemeinsamen Kampf und ihre Solidarität untereinander gefunden: die Gewalt und der fehlende Zugang zu Bildung und Gesundheit - die nach Geschlecht getrennten Ziffern weisen weite Differenzen auf. Daneben finden sich als schwerwiegendste Unterschiede das ökonomische Niveau und die ethnische Zugehörigkeit. Der spärlichen Antwort von Regierungsseite, um der Gewalt gegen die Frauen und der extremen Langsamkeit der Justiz vorzubeugen und diesen Phänomenen ein Ende zu bereiten, gilt seit langem Kritik.
   Der Bericht über die Menschliche Entwicklung vom UN-Entwicklungsprogramm UNDP besagt, dass die Schulquote im Jahr 2003 im weiterführenden Schulsektor 16,3% Männer und 18,5% Frauen betrug, die wirtschaftliche Beteiligung lag bei 79,4% der Männer und 44,6% der Frauen.
   Die Gewalt in Guatemala ist ein Faktor, der alle Frauen beunruhigt, schliesslich ist der Mord an Frauen letztes Resultat der psychologischen und häuslichen Gewalt, die im Land herrschen.

Fijáte 354 (01.03.06) PDF 1. Artikel
   Die Zukunft in Händen der LehrerInnen und der Autoritäten
   Der Beginn des Schuljahres 2006 ist erneut zahlreichen Erschütterungen ausgesetzt. Noch ist nicht einmal der zweite Monat vergangen und schon haben wir wiederholt tausende von Lehrerinnen und Lehrern auf der Strasse gehabt, die ihren Unmut hinsichtlich der Entwicklung der Bildungspolitik der aktuellen Regierung demonstrieren. Währenddessen passiert die Erziehungsministerin María del Carmen Aceña die Gänge des Kongresses auf dem Weg zur „Anklagebank“ im Parlamentssaal zur Fortsetzung der parlamentarischen Anfrage und eine Menge Mädchen und Jungen warten neugierig auf all das, was zu lernen ist und was ihnen erlaubt, sich zu entwickeln und ihre Horizonte zu erweitern.
   In der Zwischenzeit hat die Opposition im Kongress der Ministerin das Misstrauen ausgesprochen, Präsident Berger und sein ministeriales Equipe halten ihr derweil die Stange. Silvia Orozco Santisteban erläutert im ersten Teil des folgenden Artikels die Hintergründe der OpponentInnen, erschienen in incidencia democrática.
   Hinsichtlich des Tauziehens zwischen LehrerInnenschaft und Autoritäten muss man die Vorgeschichte kennen, um die Situation zu verstehen. Auf der einen Seite ist die Zusammensetzung des Bildungsressorts zu betrachten, angefangen bei der Ministerin selbst, die von einem Studienzentrum (Zentrum für nationale Wirtschaftsstudien – CIEN) kommt, das sich eindeutig zum Privatsektor zählt und die das Nationale Selbstverwaltungsprogramm zur Bildungsentwicklung (PRONADE) vorangetrieben hat. Dieses Programm entstand 1996 mittels einer Regierungsvereinbarung mit dem Ziel die „lokale Organisation zu stärken, um die Entwicklung der Gemeinden zu erreichen, die Beteiligung von Vätern und Müttern der Familien als Verantwortliche für die Erziehung ihrer Söhne und Töchter zu fördern sowie die Bildungsdienstleistungen zu dezentralisieren. Dabei stützt sich das Programm auf die Prinzipien der Solidarität, BürgerInnenbeteiligung, Verwaltungseffizienz und Stärkung der Demokratie und funktioniert über lokale Bildungskomitees (COEDUCAs). Diese Komitees sind gesetzlich verankert und haben die Aufgabe, das Bildungssystem in der jeweiligen Gemeinde zu verwalten, unterstützt durch das Bildungsministerium.

Fijáte 353 (15.02.06) PDF 1. Artikel
   Polemik um neuen CICIACS-Vorschlag
   Inmitten der apathischen Hilflosigkeit der Regierung, der völlig ausufernden Gewalt und Kriminalität zu entgegnen, die die Bevölkerung im ganzen Land in Angst und Schrecken hält und tagtäglich durchschnittlich mehr Tote am Tag fordert, als in den gewaltsamsten Zeiten während des bewaffneten internen Konflikts, startete Vizeminister Eduardo Stein Mitte Januar die ersten Lobby-Aktionen unter Abgeordneten, um deren Unterstützung für den erneuten Versuch zu finden, eine von den Vereinten Nationen unterstützte Untersuchungskommission für Illegale Körperschaften und klandestine Sicherheitsapparate (CICIACS) endlich ins Leben zu rufen. In diesen Tagen wurde der von der Regierung überarbeitete Vorschlag für die CICIACS veröffentlicht, nachdem die erste Version vor anderthalb Jahren aufgrund mutmasslicher Verfassungswidrigkeiten verworfen wurde.
   Nachdem Vize Stein im Dezember bei seiner Rückkehr aus New York die zugesagte Unterstützung der UNO für den zweiten CICIACS-Anlauf mitbrachte (siehe ¡Fijáte! 350), verkündete er nach seiner Reise nach Washington D.C. im Januar, dass die US-amerikanische Regierung bereits die finanzielle Unterstützung der geplanten Kommission in Aussicht gestellt habe. Teile des US-amerikanischen Kongresses betrachteten laut Stein das Projekt, das mit den UN verhandelt werden wird, mit Wohlwollen und zeigten wohl gar die Intention, den Aktionsrahmen dieser Institution auszuweiten, über die Menschenrechte hinaus hin zur Ermittlung des organisierten Verbrechens.
   Ob diese Perspektiven diejenigen überzeugen werden, die grünes Licht für die CICIACS geben müssen, sei dahingestellt. Der Weg bis zur faktischen Einsetzung ist steinig und, so meinen KritikerInnen, strategisch ungeschickt, sollte tatsächlich die Absicht verfolgt werden, dass die CICIACS Realität wird. Der erste geplante Schritt stellt die Zustimmung der nationalen Kongressabgeordneten und anschliessend das Einvernehmen sozialer Organisationen und des Menschenrechtsprokurats (PDH) voraus, bevor der Gegenstand überhaupt erst der Verhandlungspartnerin, den Vereinten Nationen vorgelegt wird. Es ist fraglich, wie viel von dem bisherigen Gehalt dann noch übrig ist. Schon jetzt wird die modifizierte Fassung des ersten Vorschlags von 2003 zerpflückt und konträr kritisiert.

Fijáte 352 (01.02.06) PDF 1. Artikel
   US-amerikanische Militärunterstützung für Lateinamerika
   Die Vermischung polizeilicher und militärischer Aufgaben und das Fehlen einer zivilen Kontrolle über die US-amerikanischen Militärprogramme in Lateinamerika haben im Verlauf der letzten Jahre zugenommen. Ebenso die Tendenz, sog. „neuartigen“ Bedrohungen (dazu gehören z.B. Terrorismus oder Migration ebenso wie Naturkatastrophen) militärisch zu begegnen. Es fällt auf, dass Entscheide über die US-amerikanische Militärhilfe an andere Länder mehr und mehr in der Kompetenz des US-Verteidigungsministeriums liegen und im Rahmen von Globalbudgets zugesprochen werden, womit sie immer mehr dem Einfluss und dem Monitoring des Aussenministeriums (State Department) und des Parlaments entzogen werden.
   Unter dem Titel „Borrando las Divisiones“, gaben die drei US-Organisationen Center for International Policy, Latin America Working Group Education Fund und das Washington Office on Latin America (WOLA) kürzlich eine Untersuchung zu diesem Thema heraus. Wir veröffentlichen eine Zusammenfassung des Dokuments, die spanische und die englische Originalversion können unter www.wola.org heruntergeladen werden.
   Mit der Begründung, das US-Aussenministerium sei zu bürokratisch, arbeite zu langsam und sei zu stark dem Druck des Kongresses unterworfen, wurde im Jahr 2005 ein Gesetzesentwurf vorgelegt, mit dem das US-Verteidigungsministerium mehr Geld und mehr Kompetenz erhalten sollte, um „die Sicherheits- oder Militärkräfte der befreundeten Nationen zu stärken, damit Terrornetzwerke aufgedeckt und zerstört werden können, und um militärische (Ko-)Operationen zu unterstützen oder selber daran teilzunehmen“. Während sich ihr Vorgänger Colin Powell noch gegen eine solche Kompetenzverschiebung aussprach, unterzeichnete später Aussenministerin Condoleezza Rice zusammen mit Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ein Schreiben, mit dem sie diesen Gesetzesentwurf unterstützten.

Fijáte 351 (18.01.06) PDF 1. Artikel
   (Wahlpolitische) Perspektiven für 2006
   2006 wird für Guatemala ein intensives Jahr werden. Auf der politischen Agenda steht der Beginn der Wahlkampagne, die formal eigentlich erst im Mai 2007 starten sollte, aber schon längst läuft. Die Wahlen selber finden im September ’07 statt, eine eventuelle zweite Wahlrunde um die Präsidentschaft wäre für November ’07 vorgesehen.
   Es ist ein angespannter Wahlkampf mit polarisierten Diskursen zu erwarten und, im Hintergrund, zahlreiche, mehr oder weniger faire Verhandlungen zwischen den einzelnen Sektoren im Disput um die Macht.
   Auf der wirtschaftlichen Agenda steht die (unterdessen vom 1. Januar auf unbestimmt verschobene) Inkraftsetzung der Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten (TLC bzw. DR-CAFTA), zu denen es sowohl enthusiastische BefürworterInnen- wie auch kritische GegnerInnenstimmen gibt.