Frauen, weit entfernt von der Gleichberechtigung
Fijáte 355 vom 15. März 2006, Artikel 1, Seite 1
Original-PDF 355 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte
Frauen, weit entfernt von der Gleichberechtigung
In Guatemala zeigt sich weiterhin und in allen Bereichen die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Die Frauen haben derweil zwei Gemeinsamkeiten für ihren gemeinsamen Kampf und ihre Solidarität untereinander gefunden: die Gewalt und der fehlende Zugang zu Bildung und
Der Bericht über die Menschliche Entwicklung vom Die Gewalt in Guatemala ist ein Faktor, der alle Frauen beunruhigt, schliesslich ist der Mord an Frauen letztes Resultat der psychologischen und häuslichen Gewalt, die im Land herrschen. Während die Guatemaltekinnen stark in Basisorganisationen aktiv sind, stellen sie in Machtpositionen eine Minderheit dar. Gemäss dem UNDP sind von den 330 Bürgermeisterämtern acht von Frauen besetzt, unter den 158 Abgeordneten finden sich 14 weibliche Kongressmitglieder. Unterscheidungen zwischen ethnischer Zugehörigkeit und sozialem Umfeld sind Kriterien, die nicht nur in Guatemala zu unterschiedlichen Gehältern und dem Zugang zu Gesundheit und Familienplanung zwischen Männern und Frauen führen. In incidencia democrática stellt Quimy De León zum Internationalen Tag der Frau am 8. März die Rolle der Frau in den historisch-politischen Zusammenhang Guatemalas. Die Präsenz der Frauen in allen Bereichen des politischen und sozialen Lebens in Guatemala ist nicht mehr zu leugnen: Von indigenen Frauen, die ihre Rechte artikulieren, über Jugendliche zu Feministinnen und Lesben, die für ein selbstbestimmtes Leben, um Naturressourcen, um Land und gegen jegliche Form von Gleichzeitig könnte man pessimistisch sagen, dass 62 Jahre des Kampfes der Frauen um ihre Anerkennung vergangen sind und dennoch in der Realität keine wesentlichen Fortschritte in Sachen fundamentaler, sozialer, kultureller und politischer Rechte errungen worden sind - in einigen Aspekten sind vielmehr gar Rückschritte zu beobachten. Wenn wir über die Teilnahme der Frauen reden, müssen wir uns in den sozialen und politischen Prozessen verorten, die diese durchgemacht haben. Unter Teilnahme verstehen wir all jene Handlungen oder Taten, die Frauen realisieren, die als Protagonistinnen in den diversen gesellschaftlichen Prozessen und mittels ihrer Einmischung in die sozio-ökonomischen, politischen und kulturellen Aktivitäten eines Ortes oder einer Nation präsent sind. Die Teilnahme kann, muss aber nicht organisiert sein und kann, muss aber nicht mit dem Staat zu tun haben, so María Candelaria Navas auf dem Internationalen Frauentreffen in Es muss eine Debatte eröffnet und von den Frauen selbst ihr Tun überprüft und analysiert werden. Die Organisationen ihrerseits müssen unterstützend dazu die Erfolge und Auswirkungen der Demokratisierung auf alle Sphären der Gesellschaft untersuchen und reflektieren. Die politische und soziale Teilnahme der guatemaltekischen Frauen steckt noch in den Kinderschuhen. Das Wahlrecht wurde den Frauen mit der Einer der wesentlichen Beiträge der Revolution von 1944 stellte auf politischer Ebene die Förderung der politischen Teilnahme generell dar, in Form von politischem Protest aber auch sozialem Engagement und Beteiligung. Ab 1944 fingen die Frauen an, bei der Gründung der ersten modernen Parteien mitzuarbeiten, wie beispielsweise der Verfassungsfront des Westens (FCO), aufgebaut in Ab 1950 wurde das Wahlrecht für Auch im Zuge der Entwicklung der revolutionären bewaffneten Bewegung gab es eine bedeutende Beteiligung von Frauen, Jugendlichen und Mayas. Wichtig dabei ist in Betracht zu ziehen, dass die Frauen Opfer einer besonders brutalen und grausamen Repression waren. Seit den Verhandlungen für die Dennoch verfolgen, so die |
Es ist klar, dass das kapitalistische System grundlegend nicht nur zu den sozialen, sondern auch zu den ethnischen und Geschlechterasymmetrien beiträgt. Dies zwingt die Frauen dazu, sich erneut zu unterwerfen und an den Herd zurückzukehren. Deswegen ist es notwendig, die Folgen der neoliberalen Beispielsweise muss die Thematisierung des Marcela Lagarde vertritt die Ansicht, dass die Voraussetzung für die Austilgung des Feminizids in einer demokratischen Staatsreform mit Einer der Ansätze der Frauenbewegung, so wie ihn die Gruppierung Koordination 8. März aufwirft, geht denn auch davon aus, dass der Kampf "um die Beendigung der Gewalt gegen Frauen, für die Nicht-Diskriminierung von Frauen mit Maya-, Aufgrund dessen plädieren die Forderungen in Richtung einer "Transformation des patriarchalen, kapitalistischen, rassistischen, homophobischen, gewalttätigen und fundamentalistischen Staates in einen fairen, gerechten, weltlichen, vielfältigen und sicheren Staat für die Frauen und die Gesellschaft". Es gibt eine politische Agenda, die von den Frauenorganisationen aufgestellt wurde, doch sie wurde von den Regierungsinstanzen nicht vollständig angenommen und es wurde keine Kohärenz mit der Legislativagenda gefunden, in der selbstverständlich auf dieser Ebene die Geschlechterperspektive fehlte. Es kann nicht weiterhin der Impuls für eine Agenda der Frauen völlig und einzig in den Händen der PolitikerInnen belassen werden; die soziale, kommunale und bürgerliche Beteiligung der Frauen ist grundlegend für die Demokratisierung des Landes, doch auch die politische Teilhabe ist notwendig. Das bedeutet, sich in das patriarchale, frauenfeindliche politische System einzumischen, in dem weibliche Führungsschaften sich inmitten von starkem Druck entwickeln. Dies geht leider oft einher mit einem Alleingang innerhalb der politischen Gruppierungen und einem Sich-Entfernen von der Frauenbewegung. Doch es ist wichtig, sich zu engagieren, um Politik zu Gunsten der Frauen voranzutreiben und zu überprüfen und die Vorschläge einer andersartigen Gesellschaft mitzutragen, die einen Sozialstaat verlangt, der der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu Gute kommt und nicht dem Markt. |
Original-PDF 355 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte