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Fijáte
 

Fijáte-Archiv 2008

Liste der jeweiligen Leitartikel, bestehend aus der Überschrift und dem zugehörigen ersten Absatz und der Verlinkung zum PDF oder zur HTML-Version des ersten Artikels. Sollte bei der Verlinkung das Schlosssymbol stehen, ist die Ausgabe noch nicht freigegeben und es wird ein Passwort benötigt.

Jahresüberblick

Fijáte 425 (17.12.08) PDF 1. Artikel
   Guatemala 2008, unter den sieben Plagen
   Quasi als Wort zum Jahreswechsel und stellvertretend für all die zu erwartenden Analysen und Rückblicke veröffentlichen wir diesen Text von Teófilo Cabestrero, weil er kurz und bündig zusammenfasst, was die Umstände sind, die Guatemala plagen. Teófilo Cabestrero ist Klaretiner-Theologe und hat verschiedene Bücher und Texte zu Guatemala, Nicaragua und Theologie veröffentlicht. Die Klaretiner sind eine Missionsgesellschaft katholischer Priester, zu denen etwa der brasilianische Bischof Pedro Casaldáliga gehört oder auch P. Elias Ruiz, Pfarrer von La Peronia, nahe der Hauptstadt Guatemalas. Der Text wurde am 26. November auf www.alainet.org veröffentlicht.
   Guatemala besitzt mit seinen 109'000 km² und 13 Millionen BewohnerInnen einen enormen Reichtum an Naturschätzen, Kulturen und Spiritualität. Unter der Erde sind Gold und andere Metalle verborgen. Seine geographische und klimatische Vielfalt drückt sich in Bergen, Ebenen, Wäldern und Urwäldern aus. Es finden sich 19 Ökosysteme, 300 Mikroklimate, die Maya-Biosphäre, 33 Vulkane (fünf davon aktiv). Es werden verschiedenste Landwirtschaftsprodukte kultiviert. 60% der Bevölkerung sind Indígenas, die 21 verschiedenen Ethnien angehören. Ausser dem Spanisch werden 23 Sprachen gesprochen.
   Doch die ganze Bevölkerung Guatemalas hat im vergehenden Jahr 2008 insgesamt sieben Plagen gelitten.

Fijáte 424 (03.12.08) PDF 1. Artikel
   "Aktuelle" Wirtschaftskrise für die einen, "permanente" Krise für die anderen
   Auf der Suche nach Artikeln, welche die aktuelle Finanzkrise aus einer "Südperspektive" beleuchten, sind wir in der guatemaltekischen Internet-Zeitung "albedrío" auf die folgenden beiden Texte gestossen. Deren Autor Mariano González ist Psychologe und hat einen Master in Sozialpsychologie. Er unterrichtet an der Universität San Carlos (USAC) und scheint in seinen Texten und Analysen die Stimmungslage vieler GuatemaltekInnen wiederzugeben.
   Es ist unbestritten, dass eine Krise wie die aktuelle Finanzkrise Auswirkungen auf einen grossen Teil der Weltbevölkerung hat. Von Ländern, die bankrott gehen (wie Island), über US-AmerikanerInnen, die ihre Häuser verlieren, bis zu den armen lateinamerikanischen Bauern und Bäuerinnen, die der mangelnde Absatzmarkt für ihre Produkte in den Ruin treibt und deren Probleme sich mit dem Andauern der Krise multiplizieren. Zweifellos trifft es die Leute je nach ihren ökonomischen, politischen und sozialen Voraussetzungen unterschiedlich. So sind denn auch die Unterschiede abgrundtief zwischen den KonsumentInnen des Nordens, deren Kaufkraft abnimmt, und den immer mehr Arbeitslosen in Lateinamerika, Asien oder Afrika, die ihre Familien nicht mehr ernähren können.
   In den zentralamerikanischen Ländern, die wirtschaftlich stark von den USA abhängig sind, spürt man weniger den Zusammenbruch der Banken und Versicherungen, sondern vielmehr den Rückgang der Rimessen (Geldrücküberweisungen von migrierten Angehörigen aus dem Ausland, die Red., die eine der wichtigsten Einnahmequellen der Region sind), den Rückgang des Tourismus, den Verlust von Arbeitsplätzen durch die Schliessung transnationaler Unternehmen im Textil- oder Landwirtschaftsbereich und die Erhöhung der Preise von Grundnahrungsmitteln etc. Dies führt zu einer Zunahme von Armut und kann sich auf andere Phänomene auswirken wie zum Beispiel die bereits hohe Delinquenz (speziell in El Salvador, Honduras und Guatemala).

Fijáte 423 (19.11.08) PDF 1. Artikel
   Indigene Organisationen - Teil des Systems?
   Anlässlich einer Einladung von HEKS (Hilfswerk der evangelischen Kirchen Schweiz) besuchte Isabel Solis vom Institut für sozialwissenschaftliche Studien AVANCSO die Schweiz. Nebst ihrem Job in der Hauptstadt ist sie als Lebenspartnerin von Ramiro Choc, der im Zusammenhang mit den Landstreitereien in Izabal seit April 2008 (siehe ¡Fijáte! 406 und 408) in Haft ist, sehr persönlich in einen der aktuellen Landkonflikte Guatemalas involviert. Im Gespräch mit der ¡Fijáte! - Redaktion geht es aber vor allem um die Kämpfe und Perspektiven widerständischer indigener Gemeinden.

Fijáte 422 (05.11.08) PDF 1. Artikel
   "Gott hat Adam und Eva geschaffen, nicht Adam und Esteban" Sexuelle Vielfalt in Guatemala
   Guatemala und Menschenrechte - ein Wortpaar, das als erstes die Assoziation von Kriegsverbrechen, von Verletzung der Rechte der indigenen Bevölkerung, der Frauen, der Kinder, hervorruft. Es gibt in Guatemala aber auch eine kleine Gruppe von Menschen, die sich für die (Menschen-)Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen einsetzt. OASIS, in den 90er Jahren als eine Selbsthilfegruppe rund um die Thematik HIV/AIDS und deren medizinischen Aspekte gegründet, hat sich im Laufe der Jahre immer stärker zu einer politischen Lobby- und Menschenrechtsorganisation gewandelt. Ihre Stellung innerhalb der guatemaltekischen Menschenrechtsbewegung ist aber nach wie vor marginal und von Skepsis geprägt. Seitens der Regierung, der Bevölkerung und der Kirche schlägt der Organisation und ihren Mitgliedern offene Diskriminierung bis Homophobie entgegen.
   Jorge López (Direktor) und Zulma Robles (freiwillige Mitarbeiterin) von OASIS besuchten anlässlich einer Europareise auch Zürich, wo sie an einer Veranstaltung im Rahmen des 25jährigen Jubiläums von Peace Brigades International Schweiz sprachen. Wir fassen das Wesentliche der Veranstaltung zusammen.
   In der von Krieg und Gewalt geprägten patriarchalen, machistischen und homophoben Gesellschaft Guatemalas war und ist das Thema der sexuellen Vielfalt ein Tabu. Ein Tabu jedoch, das von Staat, Kirche und Bevölkerung mit derselben Doppelmoral behandelt und gelebt wird wie überall auf der Welt. Derweil hierzulande Schwule und Lesben rechtlich teilweise den heterosexuellen Paaren gleichgestellt sind und ihre gesellschaftliche Anerkennung wächst, leben in Guatemala nach wie vor viele Homosexuelle ein Doppelleben bzw. "im Klosett". Schwule, Lesben, Bisexuelle oder Transgender/ Transsexuelle (LGBT) sind in Guatemala Freiwild, und die Aufklärung von Angriffen auf ihre psychische oder physische Integrität versanden meistens in der Straflosigkeit. Diese Tabuisierung und Diskriminierung hat zur Folge, dass es fast keine Daten und Statistiken über die Situation dieser Minderheit gibt.

Fijáte 421 (22.10.08) PDF 1. Artikel
   Die technische Seite des Archivs
   Im Sommer 2005 wurde in der Zone 6 der guatemaltekischen Hauptstadt das Archiv der ehemaligen Nationalpolizei gefunden, welches Millionen von Dokumenten enthält, die einerseits die guatemaltekische Polizeigeschichte der letzten hundert Jahre dokumentieren, anderseits aber auch aufschlussreiches Material über die Repressionspolitik der 80er Jahre enthält (siehe u.a. ¡Fijáte! Nr. 340 und 359).
   Seit rund drei Jahren werden die im Archiv gefundenen Daten sorgfältig gereinigt, sortiert, klassifiziert und konserviert. Dies geschieht der aktuellen Technik gemäss digital. Eine regelmässig aktualisierte Kopie der aufgearbeiteten Daten wird im Schweizerischen Bundesarchiv gelagert. Dieser Tage war der guatemaltekische IT-Verantwortliche, Jorge Villagrán, zu einem Arbeitstreffen mit seinen Archiv-KollegInnen in der Schweiz, wo die Details der Übergabe, Handhabung und Aufbewahrung der Daten geklärt wurden. Die ¡Fijáte!-Redaktion nutzte die Gelegenheit, um in einem Gespräch mit Jorge Villagrán mehr über die technische Seite der Archivarbeit zu erfahren.

Fijáte 420 (08.10.08) PDF 1. Artikel
   Gewalt gegen Frauen in Friedenszeiten - Der Umgang mit häuslicher Gewalt in Guatemala
   Im Jahre 1996 hat in Guatemala ein grausamer Bürgerkrieg sein Ende gefunden. Ein Krieg, der vor allem unter der indigenen Bevölkerung tausende Opfer gefordert hat. Diese Gewalttaten, bei denen auch an indigenen Frauen sexuelle Übergriffe begangen wurden, sind bislang nur unzureichend aufgearbeitet. Das Jahr 1996, in dem der Staat seine direkten Angriffshandlungen eingestellt hatte, steht aber noch für ein anderes wichtiges Ereignis. Im Oktober wurde ein Gesetz zum Schutz vor häuslicher Gewalt erlassen. In einem vom Machismo geprägten Land ist allein dies eine grosse Errungenschaft. Deshalb lohnt es sich, diesen rechtlichen Fortschritt etwas näher zu beleuchten und die Bedingungen für die Rechtsdurchsetzung genauer ins Auge zu fassen.
   Anja Titze hat dies in ihrer Dissertation mit dem Titel "Konflikt und Konfliktlösung in Guatemala - Die Verwirklichung der Rechte indigener Frauen im rechtspluralistischen Raum" getan, die voraussichtlich Anfang Oktober erscheinen wird. Im folgenden Artikel greift sie auf diese Arbeit und Daten zurück, die sie im Rahmen einer Feldforschung in Guatemala (Februar bis Juli 2005) erfasst hat. Von Mai bis Juli 2005 hat sie dabei eine teilnehmende Beobachtung im Friedensgericht der Gemeinde Santa Bárbara, Huehuetenango, durchgeführt.
   Vielen Dank an dieser Stelle an Anja für ihr Interesse, den Fijáte mit ihrem Artikel zu unterstützen!

Fijáte 419 (24.09.08) PDF 1. Artikel
   Geschichte und Erinnerung
   Das Forschungszentrum von FLACSO-Guatemala veröffentlichte kürzlich eine Studie über die "Erbschaft des bewaffneten Konflikts". Die Untersuchung beschäftigt sich mit dem Thema des Vergessens und Erinnerns und der unterschiedlichen Gewichtung, die verschiedene Akteure diesen beiden Konzepten widmen. Wir veröffentlichen die Zusammenfassung eines Exposés, das im September 2008 in der Zeitschrift diálogo von FLACSO erschienen ist.
   Verschiedene Konzepte
   Um nachzuvollziehen, was Gedächtnis ("Memoria") bedeutet, muss man die unterschiedlichen Bedeutungen von Erinnerung und Vergessen verstehen. Im allgemeinen Verständnis bedeuten diese zwei Begriffe Gegensätze: Wo erinnert wird, kann es kein Vergessen geben und umgekehrt. Aber die Sache ist komplexer: Eine lange vergessene Begebenheit kann plötzlich dank einem Geruch, einem Bild oder einem Gefühl in Erinnerung gerufen werden. Der Weg des Erinnerns ist nicht gradlinig, ebenso wenig derjenige des Vergessens. Es sind verschlungene Wege, aber sie sind Teil derselben Reise, der Reise in die Geschichte.

Fijáte 418 (10.09.08) PDF 1. Artikel
   Petrocaribe: Wer profitiert von der Beziehung zwischen Hugo Chávez und Zentralamerika?
   Mit Ausnahme von Panama und El Salvador haben sich bald alle zentralamerikanischen Länder dem von Hugo Chávez lancierten Projekt Petrocaribe angeschlossen. Dieses sieht vor, unter speziell günstigen Konditionen Rohöl und Erdölderivate an die Länder der Karibik und nach Zentralamerika zu verkaufen. Mitte Juli unterzeichnete auch der guatemaltekische Präsident Álvaro Colom einen entsprechenden Vertrag mit Venezuela; das letzte Wort über den Beitritt zu Petrocaribe spricht jedoch der guatemaltekische Kongress, der bisher fruchtlos über das Unterfangen debattiert (siehe ¡Fijáte! 414).
   Die einen befürchten, mit einem Beitritt zu Petrocaribe die "Seele des Landes" an den "Revolutionär Chávez" zu verkaufen und sind aus ideologischen Gründen gegen das Projekt. Andere wiederum, wie z. B. der guatemaltekische Vizepräsident Rafael Espada, finden, dass nur jemand, "der nicht bis drei zählen kann", gegen dieses Angebot sein könne. Es gibt aber auch realistischere kritische Stimmen, die sich fragen, ob die Institutionalität der zentralamerikanischen Länder genügend stark sei, um transparent mit den (vermeintlich) gesparten Geldern umgehen zu können. Auch ist fraglich, ob in diesen Ländern die Infrastruktur oder die notwendige Unabhängigkeit vorhanden ist, um den von der Privatwirtschaft monopolisierten Ölmarkt zu übernehmen. Und nicht zuletzt muss befürchtet werden, dass Regierungen wie z. B. diejenige von Guatemala, die sich in wirtschaftlichen Notsituationen befinden, in Petrocaribe eine willkommene Gelegenheit sehen, ihre politischen Projekte zu finanzieren.
   Der folgende Text basiert auf einem Artikel, der am 29. August in der Nr. 1767 von Inforpress Centroamericana erschien.

Fijáte 417 (27.08.08) PDF 1. Artikel
   Modernes guatemaltekisches Filmschaffen
   Die Sektion "Open Doors" des diesjährigen Filmfestivals in Locarno widmete sich dem lateinamerikanischen Filmschaffen. Eingeladen waren auch die beiden jungen guatemaltekischen Regisseure Alejo Crisóstomo und Julio Hernández Cordón, ersterer mit zwei Kurzfilmen ("Blanca" und "Qak'aslemal - unsere Existenz") und zweiter mit "Gasolina" (siehe ¡Fijáte! 396). Während "Blanca" in zehn Minuten eine Aneinanderreihung von Klischees zeigte über eine Indígenafrau, die sich während dem Krieg aus Not und um die Augenoperation ihrer Tochter zu finanzieren, zuerst prostituiert und danach den Sohn ihrer Nachbarin, der als pistolenzückender Guerillero dargestellt wird, an die PAC und das Militär verrät, zeigt der halbstündige "Qak'aslemal" eine kommentarlose Serie von farbenprächtigen Kalenderbildern über die Kultur der Mayas - die Zuschauerin wird den Eindruck nicht los, dass die Produktion vom Tourismusinstitut INGUAT gesponsert wurde. Dass Crisóstomo bei der Präsentation seiner Filme fast entschuldigend darauf hinwies, dass er als in der Hauptstadt geborener Mittelschichtsabkömmling erst mit 18 Jahren realisierte, was in seinem Land überhaupt passierte, zeugt von naiver Ehrlichkeit, macht die Sache aber auch nicht besser.
   Etwas anders verhält es sich mit "Gasolina". Der Film ist weder speziell gut, behandelt kein neues Thema und ist auch filmtechnisch eher im Mainstream. Doch er ist bedrückend und irritierend und hinterlässt ein schales Gefühl, weil sich die Geschichte weder auflöst noch einen Hoffnungsschimmer zulässt. "Gasolina" ist die Story von drei männlichen Jugendlichen, die ihre Zeit mit dem Klauen von Benzin und ziellosen nächtlichen Spritzfahrten verbringen, so wie es die Jugendlichen in vielen Grossstädten tun. Als sie dabei ein indigenes Paar an- bzw. überfahren, giessen sie Benzin über den toten Mann und zünden die Leiche an. Eine simple Geschichte, wie sie täglich in den guatemaltekischen Zeitungen zu lesen ist...
   Die ¡Fijáte!-Redaktion nutzte die Anwesenheit des Regisseurs in Locarno für ein Interview, aus dem ersichtlich wird, dass Julio Hernández sehr wohl gesellschaftliche und politische Fragen im Hinterkopf hatte, als er seinen Film machte.

Fijáte 416 (13.08.08) PDF 1. Artikel
   Ländliche Entwicklung und Agrarpolitik: Lektion gelernt?
   Die Friedensabkommen trugen dazu bei, dass die Agrarfrage und die ländliche Entwicklung ihr thematisches Schattendasein verliessen und Teile einer nationalen Debatte wurden. Dass das entsprechende Friedensabkommen nicht umgesetzt wurde, weckte die Besorgnis der internationalen Gemeinschaft und wichtiger nationaler Sektoren. Die letzten beiden Regierungen unter Alfonso Portillo und Oscar Berger versuchten (erfolglos), auf partizipative Art und Weise, eine nationale Politik der ländlichen Entwicklung zu formulieren. Es ist schlussendlich aber der Initiative des Unternehmenssektors zu verdanken, dem Plan Visión de País, dass es gelang, auch die politischen Parteien dazu anzuhalten, einen Konsens zu finden und ein entsprechendes Gesetz auszuarbeiten.
   Die aktuelle Regierung folgt jedoch wieder den gescheiterten Ansätzen ihrer Vorgängerinnen. Gleichzeitig bringen die weltweite Nahrungskrise und die strukturellen nationalen Missstände das Thema Landwirtschaft erneut in die Schlagzeilen. Aus diesen Gründen empfiehlt es sich, den Umgang mit diesem konjunkturell relevanten Thema genau zu evaluieren und "lessons learned", die daraus gezogenen Lehren, herauszuarbeiten - speziell auch, weil von ländlicher Entwicklung in einem Land wie Guatemala zu sprechen gleichbedeutend ist wie von nationaler Entwicklung zu sprechen.
   Wir veröffentlichen Ausschnitte einer Zusammenfassung der Doktorarbeit von Adrian Zapata, die im diálogo der Lateinamerikanischen Vereinigung für Sozialwissenschaften FLACSO im Juli 2008 erschienen ist. Dabei verzichten wir auf die theoretische Herleitung und konzentrieren uns auf die konkreten politischen Schritte, die in Guatemala in den letzten 10 Jahren in Sachen Landwirtschaftpolitik und ländlicher Entwicklung unternommen worden sind.

Fijáte 415 (30.07.08) PDF 1. Artikel
   Die Herausforderungen an den neuen Innenminister
   Der Tod des Innenministers Vinicio Gómez und seines Vizeministers Edgar Hernández bei einem Hubschrauberabsturz Ende Juni in Purulhá, Baja Verapaz, sowie des Piloten und Copiloten (¡Fijáte! 413) führten in den folgenden Tagen nicht nur zu ausserordentlich vielen Kondolenzbezeugungen und der unverhohlenen Anerkennung des Engagements des Ministers, sondern auch zu der Notwendigkeit der Neubesetzung der Posten. Diesbezüglich äusserten zahlreiche SicherheitsexpertInnen und -analystInnen ihre Anforderungen an das Profil der KandidatInnen, doch wurden auch Stimmen laut hinsichtlich der Gefahr, dass bestimmte Gruppen ihren Einfluss auf die Wahl der neuen Führungsriege im Innenressort ausüben würden, die sich von Anfang an gegen die Ernennung von Vinicio Gómez ausgesprochen hatten.
   Im Folgenden veröffentlichen wir eine Analyse der Myrna Mack-Stiftung von der Situation, die sich dem Innenministerium aktuell stellt, sowie einen Zusammenschnitt zweier Artikel aus der Nr. 1760 von Inforpress centroamericana, die sich mit den neu gewählten Ressortleitern und ihren ersten Amtsaktionen beschäftigen.
   Francisco Jiménez trat vor einigen Tagen sein neues Amt als Innenminister in einem alles anderen als beneidenswerten Kontext an. Neben der kein Ende nehmenden Gewalt sind neue Formen von Kriminalität aufgekommen oder alte reaktiviert worden. Zu den himmelschreiendsten Phänomenen gehört der Terror, den die Jugendbanden verbreiten, die Tötung von Busfahrern, die einen markanten sozialen und politischen Impakt hatten, die Ermordung von Frauen, die Drohungen gegen Justizbeamte, die meist einen völligen Stillstand der Strafverfahren zur Folge haben, die Entführungen und Erpressungen, die Lynchjustiz, die aussergerichtlichen Ermordungen sowie die Morde "à la carte" - eine Einkommensquelle für Vollzeit- oder Teilzeitmörder.

Fijáte 414 (16.07.08) PDF 1. Artikel
   "Früher waren es Glasperlen, heute sind es Freihandelsabkommen"
   Das International Gender and Trade Network (IGTN) wurde 1999 gegründet sucht nach gerechten Alternativen gegenüber der Handelsliberalisierung und Finanzderegulierung, welche in verschiedenen Regionen der Welt die Verhandlungen über Freihandelsabkommen prägen. Das weltweite Netzwerk mit regionalen Koordinationsstellen vereint Frauenorganisationen oder Verbände, die in ihre Arbeit eine Geschlechterperspektive einbeziehen. Die Guatemaltekin Norma Maldonado ist aktives Mitglied des Netzwerks und Herausgeberin u.a. der Publikation "Mais: Mucho más que Tortillas", die auf der Webseite der Organisation heruntergeladen werden kann (www.generoycomercio.org). Der folgende Artikel ist der Juni-Ausgabe der Zeitschrift A-Genda: Género y Comerico en Centroamérica entnommen.
   Für Norma Maldonado ist das zur Debatte stehende Assoziationsabkommen zwischen der Europäischen Union und Zentralamerika (AdA) in erster Linie "Mehr vom selben: Die europäischen Firmen sind bereits hier und leben seit langer Zeit auf unsere Kosten".
   Seit der Eroberung durch die Spanier diente die regionale Landwirtschaftproduktion der Sättigung des europäischen Marktes. Seit hunderten von Jahren hat sich der Einfluss sowohl des europäischen Kapitals wie auch einer kleiner Anzahl mächtiger europäischer Familien etabliert, die vom Export leben. Die Unión Fenosa, ein spanisches Unternehmen, das im Energiesektor tätig ist, oder die ebenfalls spanische Telefónica, die den Kommunikationssektor dominiert, sind zwei Beispiele europäischer Unternehmen, die in der Region operieren. Norma Maldonado: "Dieses Abkommen ist also nichts Neues. Neu hingegen ist, dass das Kapital und die Interessen der Investoren in neue Bereiche vordringen, nämlich in die Ausbeutung der Naturressourcen: Das Wasser, das bisher von den indigenen Gemeinden geschützt und bewahrt wurde; das fruchtbare Land, das von der Agroindustrie bisher noch nicht genutzt wurde wie z.B. Zuckerrohrfincas und Monokulturen wie die Ölpalme und Eukalyptus, welche völlig ausgelaugte und sterile Böden hinterlassen; oder der Bergbau (die Minen) und die Biodiversität."

Fijáte 413 (02.07.08) PDF 1. Artikel
   consultas populares - zwischen Anerkennung und Recht
   Zwischen 2005 und Mitte 2008 wurden in Guatemala 26 Volksbefragungen (consultas populares) in Sachen Ressourcennutzung durchgeführt. Bei 21 davon ging es um den Abbau von Metallen im Tagebauverfahren. Das Ministerium für Energie und Minen (MEM) seinerseits erteilte allein im Verlauf dieses Jahres 14 Erschliessungs- und drei Abbaulizenzen - die meisten davon für die Regionen Huehuetenango und San Marcos. Dies sind die beiden Departements, in denen auch die meisten Volksbefragungen stattfanden, bei denen sich die Leute eindeutig gegen die Projekte aussprachen.
   In letzter Zeit hat sich die Situation in den Minenabbaugebieten verschärft, die Geduld der Bevölkerung ist überstrapaziert, sie spüren die ersten Auswirkungen der Minennachbarschaft (verseuchtes Wasser, Risse in den Wänden ihrer Wohnhäuser, soziale Folgen) und drohen zum Teil offen mit gewalttätigem Widerstand. Derweil die Regierung mit ihrer Hinhaltetaktik in Form von rechtlichen Schikanen und schönen Worten des Präsidenten weiterfährt. Aktuell konzentriert sich die Hoffnung der GegnerInnen dieser Megaprojekte auf den Kongress, dem zwei entsprechende Anträge vorliegen: ein Reformvorschlag für das Bergbaugesetz sowie eine Initiative, die ein vorläufiges Moratorium für die Erteilung weiterer Lizenzen fordert.
   Guatemala hat die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) im Jahr 1997 ratifiziert, welche die rechtliche Grundlage für die Durchführung von Volksbefragungen bildet. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben jedoch Zweifel aufkommen lassen, ob die Volksbefragung das richtige Mittel ist, um indigene Partizipation und Mitsprache zu gewährleisten bzw. zu garantieren. Im nachfolgenden Interview mit Raquel Yrigoyen, einer peruanischen Spezialistin in Fragen des indigenen Rechts und der ILO-Konvention 169, wird klar, dass es nicht bloss um eine Frage des Rechts, sondern genauso um die Frage der Anerkennung der indigenen Traditionen geht.

Fijáte 412 (18.06.08) PDF 1. Artikel
   Wal-Mart: Global Supermarket in Zentralamerika
   Der Einmarsch des US-amerikanischen transnationalen Warenhausgiganten Wal-Mart in Zentralamerika verändert den Einzelhandelsmarkt der Region radikal. Wal-Mart, ein Unternehmen mit weltweiten Einnahmen in Milliardenhöhe, hält aktuell 51% der Aktien eines Konglomerats, das in Zentralamerika 460 Einkaufszentren besitzt - Expansion vorgesehen. Dies bedeutet das Ende für lokale Einkaufsketten, die oft im Familienbesitz sind. Es kann aber auch eine Chance sein für einen Zusammenschluss des zentralamerikanischen Einzelhandels mit dem Ziel, ein Gegengewicht zu dem Marktriesen zu bilden.
   Seit Wal-Mart im Jahr 2005 in die Region vorgestossen ist, bietet er eine Reihe von sogenannten "win-win"-Allianzen mit den kleineren und mittleren ProduzentInnen an. Zweifellos zeigt die Erfahrung, dass es auch bei diesen Allianzen VerliererInnen gibt, und dies sind einmal mehr die kleinen ProduzentInnen.
   Der nachfolgende Artikel erschien am 16. Mai 2008 in der Nr. 1752 von Inforpress Centroamericana.

Fijáte 411 (04.06.08) PDF 1. Artikel
   Who is Who - Kräftemessen in der Regierung von Álvaro Colom
   Die Regierung von Álvaro Colom und seine Partei der Nationalen Einheit der Hoffnung (UNE) ist ein Verbund widersprüchlicher Kräfte und Interessen, in dem auch bald fünf Monate nach Amtsantritt ein Kampf um Vorherrschaft und Macht stattfindet. Vorläufig haben der Präsident und die ihm nahestehenden Personen noch die Oberhand, doch ist dies eine Momentaufnahme, denn gleichzeitig gärt es innerhalb der Partei- und Regierungsstrukturen, und es gibt einzelne Personen und Gruppen, die dezentrale Kräfte bilden. Während der Wahlkampagne traten diese Kräfte noch geeint auf und bildeten eine Allianz, weil sie das gemeinsame Ziel hatten, die Wahlen zu gewinnen. Jetzt hingegen, wo sie die Regierung bilden, verändern sich die Prioritäten der verschiedenen Gruppierungen, und es geht darum, wer das grösste Stück vom Kuchen bekommt. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die verschiedenen Sektoren, die Álvaro Colom zur Macht verholfen haben und nun Anspruch auf ihren Teil des Gewinns erheben (Ausschnitte aus: El Observador 11/12, Februar bis April 2008).
   Die Exekutive
   Die wichtigste Gruppe bewegt sich im näheren Umfeld von Álvaro Colom und seiner Ehefrau Sandra Torres Casanova. Ihr Aktionsrahmen ist die Exekutive. Die Mitglieder dieser Gruppe arbeiten in jenen Ministerien oder Institutionen, die für die Regierung wichtig sind zur Durch- und Umsetzung ihrer angekündigten Sozialpolitik. Dazu gehören unter anderem der kürzlich eingesetzte Rat für soziale Kohäsion und demokratische Entwicklung, die Sozialfonds und das Sekretariat für soziale Werke der Präsidentengattin (SOSEP). Es sind Leute, die sich selber als SozialdemokratInnen bezeichnen, ehemalige Militante oder SympathisantInnen der nicht mehr existierenden Sozialdemokratischen Partei Guatemalas bzw. der ebenfalls aufgelösten Christdemokratischen Partei, also jene, die letzten Endes die logischen AnhängerInnen von Colom (der sich auch Sozialdemokrat nennt) und der UNE sein sollten. Dazu gehören z.B. Luis Zurita (Sekretär für Interinstitutionelle Beziehungen), Oscar Figueroa (Leiter des Planungssekretariats, SEGEPLAN) oder Fernando Fuentes Mohr, Berater des Präsidenten, aber auch der aktuelle Aussenminister Haroldo Rodas sowie der Arbeitsminister Edgar Rodríguez und Intellektuelle wie der Ex-Rektor der Universität San Carlos und heutiger Agrarminister Luis Leal oder Edgar Balsells, Anwalt und ehemaliges Mitglied der Wahrheitskommission CEH. Dieser Gruppe gehören aber auch ehemalige Mitglieder der Linksparteien Nationale Revolutionäre Einheit Guatemalas (URNG), Allianz Neue Nation (ANN) und Encuentro por Guatemala an, wie z.B. der Ökonom Juan Alberto Fuentes Knight als Finanzminister oder Carlos Barreda und Orlando Blanco als Vertreter der sozialen Organisationen, die heute als Menschenrechtsfachmänner in der Regierung sitzen.

Fijáte 410 (21.05.08) PDF 1. Artikel
   Naturschutzgebiete oder Niemandsland?
   Unter der Regierung von Alvaro Colom haben die Besetzungen von Naturschutzgebieten zugenommen. Auffallend ist, dass das Phänomen zeitgleich mit einer neuen Strategie auftaucht, mit der Zentralamerika, Mexiko und die USA den Drogenhandel bekämpfen wollen. In Guatemala hat dies eine Militarisierung der betroffenen Regionen zur Folge.
   Um die Konflikte zu verstehen, die sich um die Naturschutzgebiete abspielen, muss man die Dynamiken analysieren, die sich in den jeweiligen Gebieten als Ergebnis mangelnder staatlicher Präsenz eingeschlichen haben: Das Fehlen einer nachhaltigen Politik seitens der zuständigen Umweltinstitutionen, der Mangel an finanziellen Ressourcen und ein schwacher Rechtsstaat. Unter diesen Bedingungen werden die Naturschutzgebiete zu einen Paradies für die alten und neuen Interessen von LandbesitzerInnen, FunktionärInnen, transnationalen Unternehmen und Drogenhändlern. Auf der anderen Seite ist die Region vom Ixcán über die Franja Transversal del Norte bis zur Grenze zu Honduras von grossem Interesse für den Freihandel und die Megaprojekte, für deren Umsetzung ein gewisses Mass an Regierbarkeit und eine Kontrolle des Drogenhandels unabdingbar sind.
   Die Grundlage des folgenden Artikels ist eine Untersuchung von Rossana Gómez vom Institut für Konjunkturanalysen der Universität San Carlos über die Ursachen der Landkonflikte in den Naturschutzgebieten Guatemalas.

Fijáte 409 (07.05.08) PDF 1. Artikel
   Ein historisches Urteil
   Am 16. April 2008 verurteilte das Strafgericht des Departements Quiché den ehemaligen Polizeiagenten Antonio Rutilio Matías López zu 20 Jahren Gefängnis ohne Bewährung. Angeklagt war er wegen Vergewaltigung und Amtsmissbrauch. Dies ist ein historisches Urteil in der Geschichte der guatemaltekischen Rechtsprechung: Es ist das erste Mal, dass ein Sicherheitsbeamter des Staates wegen Vergewaltigung einer sich in Polizeigewahrsam befindenden Frau verurteilt wurde. Das zuständige Gericht sah es als erwiesen, dass zwei Polizisten die Untersuchungsgefangene Juana Méndez Rodríguez, eine Indígena, in der Polizeistation von Nebaj sexuell missbrauchten. Der zweite Täter, Neri Osberto Aldana, ist flüchtig.
   Eine Untersuchung des Instituts für vergleichende Strafwissenschaften in Guatemala (ICCPG) kommt zu dem Schluss, dass der Fall Juana Méndez kein Einzelfall ist, sondern dass sexueller Missbrauch von weiblichen Häftlingen durch Polizei- und Sicherheitskräfte ein häufiges Vorkommnis ist. Im Jahr 2005 sind gemäss ICCPG rund 75% der Frauen in Haft Opfer von sexuellen Übergriffen und Vergewaltigung durch Staatsangestellte geworden. Obwohl 43% der betroffenen Frauen eine Anzeige erstatteten, ist der Fall von Juana Méndez der erste, der bis vor Gericht gelangte. Entsprechend ist dieses Urteil als Präzedenzfall zu sehen und lässt hoffen, dass solche Fälle, die normalerweise straflos bleiben, in Zukunft häufiger verfolgt und bestraft werden.
   Während des mehrere Wochen dauernden Prozesses wurde Méndez auf Ersuchen vom ICCPG, von dem sie juristisch beraten wurde, von internationalen MenschenrechtsbeobachterInnen begleitet, da sowohl sie wie auch MitarbeiterInnen des ICCPG mehrmals Drohungen erhielten. Das ICCPG ist erstmals als Nebenklägerin in einen Fall involviert, bei dem Mitglieder der Polizei wegen Amtsmissbrauch, Folter und Vergewaltigung angeklagt sind.

Fijáte 408 (23.04.08) PDF 1. Artikel
   Das Dilemma des multikulturellen Diskurses
   Kürzlich veröffentlichten die Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute FLACSO-Guatemala und Cirma eine Studie mit dem Titel "Mayanisierung und das alltägliche Leben: Der multikulturelle Diskurs in der guatemaltekischen Gesellschaft". Das Gemeinschaftswerk geht davon aus, dass sich in Guatemala in den letzten zwanzig Jahren ein neues Verständnis von ethnischer Differenz und Vielfalt entwickelt hat, das Teil der sich ausbreitenden multikulturellen Ideologie ist. Nicht nur in Guatemala, sondern weltweit. Wir veröffentlichen Ausschnitte aus dem Diálogo Nr. 63 vom April 2008, der Zeitschrift von FLACSO-Guatemala, in der dieses Werk beschrieben wird.
   Multikulturalismus ist ein Schlagwort unserer Zeit. Er ist eine zeitgenössische "Erfindung" des Liberalismus für sogenannte demokratische Gesellschaften, in denen Kultur, Differenz und Vielfalt als treibender Motor für Veränderung und gesellschaftliches Zusammenleben angesehen werden. Dieses politische Konstrukt hat jedoch seinen Ursprung in den Kämpfen einer Reihe von Bewegungen unterschiedlicher Ausrichtung: MigrantInnen, AfroamerikanerInnen, Indígenas, Frauen und Homosexuelle. Der Inhalt ihrer Forderungen variierte je nach lokalem und gesellschaftlichem Kontext und nach der Ursache ihrer Unterdrückung. So auch in Guatemala.
   In diesem Kontext definiert die Studie den Begriff Multikulturalismus oder multikulturelle Ideologie als "eine Form, die ethnische Differenz zu verstehen, ausgehend von der Existenz kulturell unterschiedlicher Kollektive, die als Völker eine Reihe von Rechten haben, die ihnen nicht zugestanden wurden aufgrund der historischen Situation (Kolonialismus)".

Fijáte 407 (09.04.08) PDF 1. Artikel
   Austausch ja - Heirat nein
   In Genf bereitet sich der UNO-Menschenrechtsrat darauf vor, im August die Menschenrechtssituation in Guatemala genauer unter die Lupe zu nehmen. Im Vorfeld dieses Anlasses ist eine guatemaltekische Delegation nach Genf gereist, um ihre Anliegen vorzutragen und Lobbyarbeit vor allem gegen Menschenrechtsverletzungen an der indigenen Bevölkerung Guatemalas zu machen. Mitglied dieser Delegation war Mario Manuel Calel Pixcar. Die ¡Fijáte!-Redaktion nutzte die Gelegenheit für ein Interview.

Fijáte 406 (19.03.08) PDF 1. Artikel
   Guatemala zwischen gescheiterter Staatsbildung und Widerstand
   Die gesamte ¡Fijáte!-Ausgabe Nr. 401 war der im Dezember 2007 durchgeführten Tagung von medico international Schweiz mit dem Titel „Nach dem Krieg – wo bleibt die soziale Gerechtigkeit“ gewidmet. Wir haben die dort gehaltenen Referate zusammengefasst und je mit einem Kommentar der Redaktion versehen. Anfang März erhielten wir ein Schreiben von Miguel Moerth, einem der Referenten der Tagung, in dem er mit Datum vom 18. Januar unmittelbar auf unseren ¡Fijáte! reagierte – und eine ausführliche Antwort auf sein von uns zusammengefasstes Referat schrieb. Gerne drucken wir an dieser Stelle den Text von Miguel Moerth ab, denn auch wir haben ein Interesse daran, die Diskussion über unser Verständnis von Staat und Widerstand weiterzuführen und zu vertiefen.
   Als für jene ¡Fijáte!-Ausgabe zuständige Redakteurin möchte ich mich an dieser Stelle bei Miguel entschuldigen für den zugegebenermassen etwas saloppen und provokativen Kommentar und für die aus Platzgründen möglicherweise im wahrsten Sinne des Wortes „verkürzte“ Wiedergabe seines Referats. Gleichzeitig danke ich ihm für seine ausführliche Stellungnahme, die wir im Folgenden in ihrer ganzen Länge abdrucken. Interessierte können bei der ¡Fijáte!-Redaktion eine CD mit der Originalaufnahme des Referats von Miguel Moerth bestellen.

Fijáte 405 (05.03.08) PDF 1. Artikel
   Überlegungen zur Straflosigkeit in Guatemala
   Vom 18. - 20. Februar weilte die UNO-Sonderbeauftragte für Menschenrechte, Hina Jilani, in Guatemala. Sie wollte die Entwicklung der Menschenrechtssituation und der Drohungen gegen MenschenrechtsaktivistInnen seit ihrem letzten Besuch im Juni 2006 evaluieren. (siehe separater Artikel) Von Fortschritten zu sprechen, wäre wohl zynisch angesichts der jüngsten gewalttätigen Ereignisse im Land und der offensichtlich herrschenden Straflosigkeit.
   Anlässlich dieses Besuchs erarbeiteten verschiedene guatemaltekische Organisationen eigene Stellungnahmen und Analysen, die sie der Sonderbeauftragten überreichten. Wir veröffentlichen an dieser Stelle Ausschnitte aus den "Überlegungen zur Straflosigkeit in Guatemala", zusammengetragen von der Mirna-Mack-Stiftung. Darin wird die Logik erläutert, die der Sichtweise zugrunde liegt, Straflosigkeit als eine Menschenrechtsverletzung zu klassifizieren.
   Zur Situation

Fijáte 404 (20.02.08) PDF 1. Artikel
   Zur Situation der Maya-Bewegung in Guatemala
   Der Anwalt und Soziologe Carlos Guzmán Böckler ist mit seinen 77 Jahren einer der geistreichsten Intellektuellen Guatemalas. Mit einem marxistischen Background hatte er bereits vor Jahrzehnten den intellektuellen Mut, eine Interpretation der sozialen Realität seines Landes vorzuschlagen, die sich weder vom Marxismus noch vom Klassenkampf distanzieren müsse und gleichzeitig den ethnischen Aspekt, sprich den Rassismus, als Analysekriterium der heutigen Gesellschaft Guatemalas einbezog. Damit hat er sich die Kritik der lokalen Rechten eingetragen, die ihn wegen seinen sozialistischen Positionen und seiner revolutionären Militanz verfolgte. Er wurde aber ebenso von der Linken attackiert wegen seiner „vermessenen“ Idee, die Indigenenfrage als Element höchster Wichtigkeit in die Geschichtsanalyse einzubeziehen. Diese Methode widersprach der eurozentristischen Vision des Sozialismus, in der Ethnizität nicht vorkam. Guatemala hat mit 60% einen hohen Anteil Indígenas in der Bevölkerung – dies nicht in die politische Analyse und Praxis einzubeziehen, bedeutet, eine wichtige Tatsache leichtfertig zu übergehen.
   Wir veröffentlichen ein Interview, das Marcelo Colussi von der Nachrichtenagentur Argenpress mit Carlos Guzmán Böckler führte und das am 4. Februar 2008 erschienen ist.

Fijáte 403 (06.02.08) PDF 1. Artikel
   "Es geht nicht so sehr um die grossen Fische"
   Anfang Januar nahm in Guatemala die Internationale Kommission gegen Straflosigkeit CICIG ihre Arbeit auf. Leiter der Kommission ist der Spanier Carlos Castresana, der damals in Spanien den Fall des chilenischen Generals Pinochet vorangetrieben hat. Von seinen GegnerInnen wird ihm deshalb eine ideologische Färbung vorgeworfen, ebenso wird kritisiert, dass er ein Land vertrete, das in Sachen Aufarbeitung seiner eigenen Kriegsvergangenheit auch noch einiges zu leisten habe. Castresana nimmt solche Vorwürfe gelassen hin, er sei als Profi angestellt und nicht als Vertreter seines Landes. Wir veröffentlichen ein Interview mit ihm, das in der Oktoberausgabe 2007 der guatemaltekischen Zeitschrift Este País erschienen ist (www.este-pais.com).

Fijáte 402 (23.01.08) PDF 1. Artikel
   PRONADE - selbstverwaltete Schule oder der erste Schritt zur Privatisierung des Bildungswesens?
   Seit 1992 gibt es in Guatemala nebst der staatlichen Grundschulbildung das Nationale selbstverwaltete Programm für die Entwicklung der Bildung (PRONADE). Offizielles Ziel dieses Programms ist die Dezentralisierung des Bildungswesens und die Mitsprache und Übernahme von Verantwortung der Eltern bei der Bildung ihrer Kinder. Das Programm wird von SkeptikerInnen als „schleichende Privatisierung der Bildung" kritisiert. Erstmals untersuchte nun eine Studie mit dem Titel „Das Recht auf Bildung: Der Preis, den die Armen bezahlen" die Auswirkungen, die das Programm auf sozialer und Gemeindeebene hat.
   In Auftrag gegeben hat die Studie Action Aid Guatemala und das Kollektiv Bildung für alle, publiziert wurde sie 2006, gelangte jedoch erst jetzt in die Hände der "Fijáte"-Redaktion. Wir fassen für die „Fijáte"-LeserInnen die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie zusammen, die vollständige Version (auf Spanisch) kann bei der Redaktion digital bezogen werden.
   Was ist PRONADE?

Fijáte 401 (09.01.08) PDF 1. Artikel
   Nach dem Krieg: Wo bleibt die soziale Gerechtigkeit?
   „Die langjährige Erfahrung mit Basisgesundheitsprojekten in Kriegs- und Nachkriegsgesellschaften hat uns gelehrt, dass nach bewaffneten Konflikten der psychosozialen Genesung besondere Bedeutung zukommen sollte", schreibt medico internationale schweiz im Editorial ihres Bulletins 4/07. Aus Anlass der 70 Jahre ihrer Gründung veranstaltete die Organisation am 8. Dezember 2007 in Zürich eine Jubiläumstagung unter dem Titel „Nach dem Krieg: Wo bleibt die soziale Gerechtigkeit? - Straflosigkeit, Traumatisierung und Perspektiven des Widerstands am Beispiel Guatemalas".
   Wir fassen in diesem ¡Fijáte! die wichtigsten Thesen der drei Hauptreferate und der Podiumsdiskussion zusammen und bedanken uns an dieser Stelle beim Protokollführer und Transkripteur. Die live-Aufnahmen der einzelnen Referate können bei der Redaktion bestellt oder ab Ende Januar auf www.medicointernational.ch heruntergeladen werden.