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Fijáte
 

Fijáte-Archiv 2010

Liste der jeweiligen Leitartikel, bestehend aus der Überschrift und dem zugehörigen ersten Absatz und der Verlinkung zum PDF oder zur HTML-Version des ersten Artikels. Sollte bei der Verlinkung das Schlosssymbol stehen, ist die Ausgabe noch nicht freigegeben und es wird ein Passwort benötigt.

Jahresüberblick

Fijáte 467 (01.09.10) PDF 1. Artikel)
    "Die staatliche Indigenenpolitik ist reine Kosmetik"
   Die politischen Erfolge der indigenen Bevölkerung Guatemalas sind zweifellos ein Ausdruck ihres Organisationsgrades. Historisch ein immer ausgeschlossener und diskriminierter Sektor, bauten die indigenen Völker nach der Unterzeichnung der Friedensabkommen Strukturen auf, dank derer sie die Umsetzung dieser und anderer Abkommen einfordern konnten. Im folgenden Interview stellt Santiago Bastos, Autor des kürzlich erschienen Buchs "El Movimiento Maya en la década después de la Paz 1997 - 2007" (Die Maya-Bewegung in der Dekade nach der Friedensunterzeichnung) die These auf, dass nicht zuletzt die neoliberale Öffnung und die zunehmende Ausbeutung der Naturressourcen durch transnationale Unternehmen dazu beigetragen haben, dass die indigenen Organisationen gestärkt und ihre Forderungen zur Kenntnis genommen wurden. Das Interview erschien am 6. August in der Nr. 1858 von Inforpress Centroamericana.

Fijáte 466 (18.08.10) PDF 1. Artikel)
   Panzós - Der Kampf gegen das Vergessen
   Die Jahre zwischen 1978 und 1982 waren die brutalsten des guatemaltekischen Bürgerkriegs, gipfelnd in jene Kampagnen der ethnischen Säuberung, die von der UN Wahrheitskommission(CEH) als Genozid bezeichnet wurde. Eines der ersten Massaker, sozusagen ein Fanal auf das, was folgen sollte, war das Massaker von Panzós am 29. Mai 1978. Nun wurde in Guatemala die Übersetzung des Buchs "The Masacre of Panzós" von Victoria Sanford präsentiert. Ein Anlass auch für ¡Fijáte!, einen Blick zurück in die Geschichte zu werfen.
   Rückblende: 1978:
   Der politische Hintergrund

Fijáte 465 (28.07.10) PDF 1. Artikel)
   Die Laguna del Tigre und ihre Erdölschätze - Verlängerung des Erdölabbauvertrages mit der französischen Firma Perenco
   Luis Solano analysierte im Enfoque 6 des El Observador vom 30. April 2010 die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgen des Erdölabbaus im Nationalpark Laguna del Tigre sowie die verschiedenen Interessen, die im Spiel sind. Anlass dazu ist der auslaufende Vertrag mit dem französischen Erdölunternehmen Perenco, das in der Laguna del Tigre den grössten Förderbetrieb Guatemalas, die Ölfelder Xan, betreibt. Nun hat Präsident Alvaro Colom der Vertragsverlängerung zugestimmt. Ob dies legal ist, darüber streiten sich Fachleute und UmweltschützerInnen.
   Die aktuelle Situation
   Seit Beginn des Jahres 2010 steht der Erdölabbauvertrag 2-85 betreffend die Ölförderstation Xan im Nationalpark Laguna del Tigre in der Gemeinde San Andrés, Petén, im Mittelpunkt verschiedener Interessensparteien, da es gilt, über dessen Verlängerung zu entscheiden. Schiedsrichter ist in diesem Fall die Regierung, d.h. Präsident Alvaro Colom, welcher von verschiedenen Seiten "beraten" wird. So präsentierte das Generalsekretariat der Präsidentschaft (SGP) Colom einen Bericht, der seinerseits von der Generalprokuratur der Nation (PGN), vom Ministerium für Umwelt und Naturrohstoffvorkommen (MARN) und vom Nationalrat für Umweltschutzgebiete (CONAP) kommentiert wurde.

Fijáte 464 (07.07.10) PDF 1. Artikel)
   Ministerwechsel als Audruck einer Regierungskrise
   Wie Inforpress Centroamericana in seiner Ausgabe 1852 vom 25. Mai erklärt, beginnt die Regierung von Alvaro Colom das zweite Semester dieses Jahres mit wichtigen Ausfällen in seinen Ministerien. Drei Staatsminister traten zurück, und ein Sekretär des Präsidenten wurde entlassen. Diese stetigen Wechsel werden von KritikerInnen als Zeichen dafür gesehen, dass die Regierung unter Druck steht und die Machtverhältnisse von verschiedenen Interessen gekennzeichnet sind und beeinflusst werden. Auch innerhalb der Regierungspartei Einheit der Nationalen Hoffnung (UNE) existieren Unstimmigkeiten, denn der Abgeordnete Roberto Alejos trat als Mitglied des Exekutivkomitees zurück.
   Die jüngsten Rücktritte geschahen vor allem in jenen Ministerien, die mit dem Wirtschaftssektor in Verbindung stehen. Am 14. Juni gab Wirtschaftsminister (MINECO) Rubén Morales Monroy seinen Abschied bekannt. Eíne Woche später schloss sich Finanzminister Juan Alberto Fuentes Knight diesem an, und Energie- und Bergbauminister (MEM) Carlos Meany folgte als Dritter im Bunde. Die angegebenen Gründe für diese Rücktritte sind verschiedener Natur und gehen von Gesundheit bis Frustration.
   Nachfolger im Finanzministerium ist der Ökonom Edgar Balsells, der vorher Direktor der Zentralamerikanischen Bank für Wirtschaftliche Integration war. Erick Coyoy, ehemaliger Vizefinanzminister ist neuer Leiter des MINECO. Am 29. Juni wurde schliesslich der neue Energie- und Bergbauminister Romero Rodríguez vereidigt.

Fijáte 463 (23.06.10) PDF 1. Artikel)
   Politische Mitsprache und Entwicklung eines Bürgerinnensinns der Frauen in Guatemala
   Der Diálogo der Lateinamerikanischen Fakultät der Sozialwissenschaften (Flacso) analysiert in ihrer Ausgabe Nummer 10 (Februar 2010) die Beteilung der Frauen am politischen Leben Guatemalas, die Errungenschaften der Frauenbewegung und die Ungleichheit basierend auf dem Geschlecht, die in dem Land vorherrscht.
   Beteiligung auf lokaler Ebene
   Mit den Friedensabkommen organisierte sich das Nationale Forum der Frau, welches als repräsentatives Organ des Dialogs zwischen Staat und Zivilgesellschaft dient, um die Entwicklung und die soziale Beteiligung der Frauen zu unterstützen. Die Erschaffung des Forums stellte eine einmalige Erfahrung dar, an der die unterschiedlichsten Frauen, die in Guatemala leben, teilnahmen - besonders wenn man das Kriterium der Ethnizität betrachtet. So haben Maya-Frauen, MestizInnen, Garífuna- und Xinka-Frauen auf den unterschiedlichen Ebenen des Nationalen Forums (lokal, regional und national) zusammengearbeitet und verschiedenste Vorschläge hervorgebracht, um die Inhalte der Friedensabkommen Realität werden zu lassen, und zwar vor allem was die Gleichstellung von Frauen und Männern betrifft.

Fijáte 462 (09.06.10) PDF 1. Artikel)
   Kritik des Naturrohstoffabbaus in Guatemala von internationaler Seite
   Inforpress Nummer 1839 (19. März 2010) fasst in diesem Artikel die Schlussfolgerungen der Versammlungen zweier internationaler Organisationen, der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und des Komitees für die Eliminierung der rassischen Diskriminierung der Vereinten Nationen (CERD), zusammen, welche je einen Bericht veröffentlichten, in dem hauptsächlich die guatemaltekische Regierung dazu ermahnt wird, das ILO-Abkommen 169 zu erfüllen und die Zustimmung der betroffenen indigenen Bevölkerung zu erfragen, bevor irgendwelche Projekte von Rohstoffabbau ausgeführt werden. Im Fall der Zementfabrik von Cementos Progreso in San Juan Sacatepéquez und der US-amerikanischen Mine Goldcorp in San Marcos, fordert die ILO, dass diese Projekte umgehend suspendiert werden. Die beiden Berichte erscheinen zu einem Zeitpunkt, in dem Goldcorp zwei weitere Projekte im Südosten des Landes vorantreibt, Projekte die genauso kontrovers sind, wie sie für Investoren und die Regierung wichtig sind. Gleichzeitig denkt die Regierung über die Verlängerung des Petroleumsvertrages mit der französischen Perenco nach.
   CERD fordert consultas und das Ende der Landvertreibungen
   Das CERD zelebrierte im Februar und März diesen Jahres in Genf seine 76. Session. Daraus ging ein internationaler Bericht hervor, der das Thema Diskriminierung aufgreift und im Fall Guatemala vor allem das Problem der Vertreibungen der indigenen Bevölkerung von ihrem Land anspricht. Im einzelnen äussert das CERD seine Sorge bezüglich wachsender Spannungen zwischen den indigenen Völkern und der Regierung, hervorgerufen durch den voranschreitenden Abbau von Rohstoffvorkommen. Es wird vor allem der Fall der Zementfabrik in San Juan Sacatepéquez hervorgehoben

Fijáte 461 (26.05.10) PDF 1. Artikel)
   Besuch der US-Aussenministerin in Guatemala: Welche politischen und wirtschaftlichen Ziele verfolgen die USA in Lateinamerika?
   Inforpress berichtete am 12. März 2010 (Edition 1838) über den Besuch von Hillary Clinton, US-Aussenministerin und Ehefrau des Expräsidenten Bill Clinton, welche von Barak Obama zur Diplomatiebeauftragten ernannt wurde, und nach vielen Kritiken jetzt zu wissen scheint, was zu tun ist: Die nordamerikanischen Interessen in Lateinamerika (LA) zu vertreten und voranzutreiben. Durch Interviews mit verschiedenen Fachleute und der Analyse ihrer Artikel zeigt Inforpress auf, inwieweit die lateinamerikanischen Rohstoffreserven wichtig sind für die USA und dementsprechend ihre Politik bestimmen.
   Was wollte die US-Aussenministerin Hillary Clinton in Guatemala? Während fünf Tagen tourte sie Anfang März durch Lateinamerika - eine Besuchsreise, die mit der Gründung der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten zusammen fiel.
   Laut ExpertInnen bedeutet der Staatsstreich in Honduras eine Risikosituation für Zentralamerika und erklärt ausserdem die Präsenz Clintons in der Region zu einem Zeitpunkt, in dem der kürzlich gewählte Präsident Porfirio Lobo Unterstützung braucht - eine Unterstützung, die nicht in der ganzen Region zu finden ist. Ein anderer wichtiger Aspekt der nordamerikanischen Interessen betrifft die Sicherung der Naturrohstoffvorkommen in Lateinamerika, die durch den Kampf gegen Drogenhandel und Terrorismus überdeckt wird.

Fijáte 460 (12.05.10) PDF 1. Artikel)
   Die privaten Sicherheitsfirmen schwächen die öffentlichen Institutionen
   Auf den Strassen Guatemalas sieht man immer mehr private Sicherheitsbeamte. Ihre Anzahl übersteigt längst jene der öffentlichen Sicherheitskräfte, doch die Gewalt steigt weiterhin an.
   Nachbarschaften organisieren sich, um ein privates Unternehmen zu beauftragen, ohne genau zu wissen, ob das nun die Lösung des Problems oder bloss ein Notbehelf ist. "Die private Sicherheit lebt von der Armut der Leute und der Straflosigkeit im Arbeitsrecht", sagt Otto Argueta, Spezialist in Sicherheitsfragen. Hinter den Uniformen und Waffen der Privatpolizisten versteckt sich ein riesiges Geschäft: Aus Angst um ihre Sicherheit zahlt die Bevölkerung jährlich 574 Mio. US-$ an private Sicherheitsunternehmen, während der Staat für die Gewährung der öffentlichen Sicherheit bloss über ein Budget von 251 Mio. US-$ verfügt.
   Das folgende Interview erschien am 18. April in der Tageszeitung elPeriódico. Argueta beendet zur Zeit sein Studium am GIGA Institut für Lateinamerikanische Studien in Hamburg. Seine Doktorarbeit trägt den Titel "Private Sicherheit in Guatemala - Faktoren und Auswirkungen".

Fijáte 459 (28.04.10) PDF 1. Artikel)
   Zwei gegensätzliche und doch voneinander abhängige Welten
   Das staatliche Gesundheitssystem in Guatemala steht seit jeher in Konflikt mit den traditionellen Heilmethoden der indigenen Bevölkerung. Diskriminierung von Maya-Hebammen, Diskreditierung von gewissen Heilmethoden bis hin zur Verfolgung von praktizierenden HeilerInnen sind die Folgen eines rassistischen Umgangs mit allem Indigenen. Leider ging dadurch auch sehr viel Wissen verloren und die Negierung der indigenen Heilkräfte führte zu einer Verunsicherung selbst der indigenen Bevölkerung, welcher Medizin sie sich anvertrauen soll. Nun laufen erste Bestrebungen seitens des staatlichen Gesundheitswesens, das Verhältnis der beiden medizinischen Systeme zu normalisieren und sie nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zueinander zu sehen. Der folgende Artikel erschien am 9. April in Inforpress Centroamericana Nr. 1841.
   Seit Januar 2010 funktioniert innerhalb des guatemaltekischen Gesundheitssystems (MSPAS) die "Einheit für die Gesundheit der indigenen Völker und für Interkulturalität". Ihre Aufgabe ist es, Programme, Normen und Strategien für die Entwicklung der indigenen Volksgesundheit zu erarbeiten. Dazu gehört auch Respektierung und Würdigung des medizinischen Wissens und der therapeutischen Methoden der indigenen Völker Guatemalas.
   Die Leiterin der Einheit, Lourdes Xitumal, erklärt, dass seitens der Indígenas der Rat der indigenen Völker an der Ausarbeitung des Mandats der Einheit beteiligt sei. Man stehe noch völlig am Anfang, doch habe man in den ersten Monaten des Jahres bereits eine Art interkulturelle Gesundheitswochen durchgeführt, bei denen SpitaldirektorInnen, GesundheitsfunktionärInnen sowie weitere Schlüsselpersonen des Gesundheitsbereichs Workshops über Gesundheit und die Bedeutung von Kultur bekommen hätten.

Fijáte 458 (14.04.10) PDF 1. Artikel)
   Die Aufgabe des Evangelismus ist es, Ordnung ins Chaos zu bringen
   Noch vor 30 Jahren war die guatemaltekische Bevölkerung fast ausschließlich katholischen Glaubens. Heute ist es das lateinamerikanische Land mit dem größten Prozentsatz an evangelischen Gläubigen. Diese Tatsache wird in vielen Studien und Analysen über Guatemala ausgeblendet. Virginia Garrard-Burnett hat eine aktuelle Geschichte des Evangelismus in Guatemala geschrieben. Sie ist Professorin an der Universität von Austin, Texas, und Autorin eines Buchs über die Regierungszeit von Efraín Ríos Montt "Terror im Land des heiligen Geists". Gegenüber vielen simplifizierenden Theorien, welche die Zunahme des Evangelismus einer von der USA und Ríos Montt geplanten Strategie niedriger Kriegsführung zuschreiben (Ríos Montt ist selber Pastor in der evangelischen Kirche "El Verbo"), ist Garrard-Burnett weiter gegangen und hat sich gefragt, weshalb der evangelische Glaube in der guatemaltekischen Bevölkerung einen so fruchtbaren Nährboden fand. Das folgende Interview erschien in Inforpress Centroamericana Nr. 1833.
   (Anmerkung der Redaktion: Die Begriffe "evangelisch", "evangelikal" und "protestantisch" werden von Garrard-Burnett synonym verwendet.)

Fijáte 457 (31.03.10) PDF 1. Artikel)
   Das Recht auf Nahrung in Guatemala
   Im März diesen Jahres wurde die Studie "Das Recht auf Nahrung in Guatemala" veröffentlicht. Eine internationale Kommission analysierte und dokumentierte mehrere Monate lang die verschiedenen Aspekte und Ursachen der Nahrungsmittelproblematik und der chronischen Unterernährung in Guatemala. Der folgende Artikel fasst einige Punkte dieses Berichts zusammen. Die ausführliche Studie ist in spanischer und englischer Ausführung auf der Webseite http://www.fian.org zu finden.
   Hintergrund und Ziel der Studie
   Aufgrund der Ernährungsunsicherheit und der Situation der chronischen Unterernährung in Guatemala sahen mehrere lokale Organisationen (1) die Notwendigkeit, eine Verifikationsstudie durchzuführen, welche auf einer externen und objektiven Perspektive basieren sollte. So schlossen sich verschiedene internationale Menschenrechtsorganisationen (2) zusammen, um diverse Fälle von Verletzung des Rechts auf Nahrung und der damit zusammenhängenden Verletzungen der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu dokumentieren und analysieren. So entstand die Studie Das Recht auf Nahrung in Guatemala, welche die Nahrungsmittelkrise in einen direkten Zusammenhang mit dem Abbau der Rohstoffvorkommen (Minen, sog. Agrotreibstoffe, Wasserkraftwerke etc.) setzt. Dieser Abbau zieht Wassermangel und -verschmutzung nach sich und übt einen wachsenden Druck auf die Gemeinden aus, ihr Land aufzugeben, um Zugang zu den Naturrohstoffen zu erlangen. Dadurch wird jeglicher Zugang auf Nahrungsmittelquellen blockiert. Die Studie zeigt ebenfalls auf, wie der vermehrte Anspruch auf Land durch so genannte Megaprojekte Gewalt gegenüber den betroffenen Gemeinden hervorruft - hauptsächlich in ländlichen Gebieten und an indigenen Personen - und aus den gleichen Gründen aktive MenschenrechtsverteidigerInnen stark bedroht, eingeschüchtert und kriminalisiert werden.

Fijáte 456 (17.03.10) PDF 1. Artikel)
   Kleine Hände ernten Kaffee
   Die Hose des achtjährigen Miguel hat mehrere Löcher, eins direkt über der linken Pobacke. Entweder hat er das noch nicht bemerkt oder es ist ihm egal. Wenn er sich reckt und streckt, um an die hohen Kirschen der Kaffeepflanzen zu gelangen, kann man sowieso sehen, dass er keine Unterhose trägt. "Manchmal sind wir richtig wütend", schimpft er. "Es gibt Tage, da haben wir nicht genug zu essen. Dann tut uns der Magen weh."
   Der folgende Artikel über Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen wurde uns freundlicherweise von Andreas Boueke zur Verfügung gestellt.
   Miguel erntet Kaffee auf der Finca San Jaime im Osten Guatemalas. Er trägt keine Schuhe, dafür aber eine Schirmmütze, auf die in dicken Lettern der Werbeslogan einer politischen Partei geschrieben steht: "Gemeinsam für den Fortschritt!" Bei der Ernte hat er sich einen Unterarm blutig gekratzt. Nun sitzt er im Schatten eines Kaffeestrauchs und leckt die Wunde. "Manchmal hängen nur wenige Kirschen am Strauch", sagt er. "Dann strengst du dich fast umsonst an. Ich denke, unser Leben sollte nicht so sein."

Fijáte 455 (03.03.10) PDF 1. Artikel)
   Der dunkle Handel mit dem Licht: Erzeugung und Kommerzialisierung von elektrischem Strom
   Víctor Ferrigno F., Jurist, Akademiker und Journalist, veröffentlichte diesen Text in seiner vollen Länge in der Revue Diálogo von FLACSO (N. 8, 3. Edition, Nov. 2009) und geht der Funktionsweise des guatemaltekischen Elektrizitätssystems auf die Spur, wobei er darstellt, wie dieses konstituiert ist, welche Probleme und Risiken bestehen und wer Vorteile daraus zieht, die zu Lasten des nationalen Interesses und der VerbraucherInnen gehen.
   Guatemala verzeichnet die höchsten Strompreise in ganz Zentralamerika. Die Nachfrage nach Strom entspricht mehr oder weniger dem Angebot; die Erzeugung hängt fast ausschliesslich von Kohlekraftwerken ab, welche Umweltverschmutzungen verursachen. Die Kosten werden sozialisiert, der Nutzen privatisiert, und der Gesetzesrahmen, der diesen Prozess von der Energiegewinnung bis hin zum Verkauf reguliert, ist undurchsichtig. Aufgrund dieser fünf Probleme wurde 1996 der Gesetzesrahmen geändert, was allerdings zu einer Verschlimmerung der Situation führte. Dazu kommt, dass heutzutage die Interessen privater Firmen das Elektrizitätssystem bestimmen, da der Staat mehr oder weniger auf seine Verantwortung verzichtet und sein Entscheidungsrecht abgegeben hat, obwohl die Energieversorgung Teil der nationalen Sicherheit ist.
   Die Privatisierung einer strategischen Dienstleistung

Fijáte 454 (17.02.10) PDF 1. Artikel
   30 Jahre Massaker in der Spanischen Botschaft
   In diesen Tagen erinnern sich viele AktivistInnen aus den sozialen Bewegungen Guatemalas an den Brand der Spanischen Botschaft vor 30 Jahren, bei dem 38 Menschen qualvoll starben. Auch im ¡Fijáte! wollen wir einmal mehr das Thema aufgreifen und an die Aktion der BäuerInnen und Studierenden und die mörderische Reaktion der Sicherheitskräfte der Diktatur erinnern sowie eine Zusammenfassung der juristischen Aufarbeitung machen.
   Zunächst ein Blick zurück ins Jahr 1980. Seit vielen Jahren herrschten in Guatemala Militärdiktaturen. Die Guerilla kämpfte mit militärischen Aktionen gegen die Ungerechtigkeiten im Land, während sich soziale Bewegungen wie das Komitee für BäuerInneneinheit (CUC), teils unterstützt durch Teile der Kirchen, mit gewaltfreien Mitteln gegen die Repression des Militärs und der Zivilpatrouillen (PAC) und für Landreformen und soziale und politische Rechte einsetzten. Folterungen, Entführungen, Morde und Massaker gegen die indigene Bevölkerung nahmen unter der Regierung von Romeo Lucas Garcia stetig zu. Ende Januar 1980 beschlossen daher einige LandarbeiterInnen und BäuerInnen, unterstützt von Studierenden der Universität San Carlos (USAC), bewaffnet mit Macheten (und möglicherweise Molotow-Cocktails, das ist umstritten), die Spanische Botschaft friedlich zu besetzen, um die gleichgeschaltenen Medien des Landes und die Weltöffentlichkeit auf die Menschenrechtsverletzungen in Guatemala aufmerksam zu machen.
   "All die Ungerechtigkeit, all die Bosheit und all die Feigheit der nationalen Armee sind der Grund, warum wir in die Hauptstadt gekommen sind (...). Die Zeitungen und Radios wollten nichts veröffentlichen, weil auch deren MitarbeiterInnen von der Regierung Morddrohungen erhalten haben (...). Uns bleibt keine Alternative, als in der Spanischen Botschaft zu bleiben, um unsere Anklage dem ganzen Volk Guatemalas und allen Völkern der Welt bekannt zu machen (...)", so die schriftliche Erklärung der BesetzerInnen.

Fijáte 453 (03.02.10) PDF 1. Artikel
   Traum vom Norden und Alptraum Deportation
   Von den etwa 1,5 Millionen GuatemaltekInnen, die in den USA leben, besitzen rund 60% keinen legalen Aufenthaltsstatus. Die Emigrationsversuche Richtung Norden reissen trotzdem nicht ab, wie sich deutlich anhand der Anzahl deportierter GuatemaltekInnen erkennen lässt: 2009 waren es 27.222, im Jahr davor sogar 28.051 und allein in den ersten 10 Tagen diesen Jahres 255 Personen. Zirka 10% der Deportierten sind Frauen und rund 2% Minderjährige.
   Die Art und Weise der Deportierungen ist oft nicht sehr menschenfreundlich. Der Kanzler und Minister für Auslandsbeziehungen Haroldo Rodas gab zu, dass es nicht sein könne, dass die Leute wie VerbrecherInnen in Guatemala ankommen. Deshalb werde er die US-Regierung darum bitten, den Deportierungsprozess zu verbessern. Der Unmut, der bei der guatemaltekischen Bevölkerung angesichts der Behandlung ihrer Landsleute aufkommt, ist in jenen Medien deutlich zu erkennen, die im folgenden Text als Quelle dienten (Centro de Estudios de Guatemala, Incidencia Democrática, www.minex.gob, www.guatemala.gob.gt).
   Dass eine Reformierung der Behandlung guatemaltekischer ImmigrantInnen nötig ist, zeigte ein Vorfall, der dazu führte, dass die guatemaltekische Regierung dem Büro der Nationalen Sicherheit der US-Regierung einen diplomatischen Brief schickte: Am 6. Januar 2010 wurde in Miami, Florida, offizielle Post mit dem Absender des guatemaltekischen Konsulats in Miami von MitarbeiterInnen der Zustellfirma Federal Express (FedEx) geöffnet. FedEx hielt die sieben Pässe, welche die Postsendung beinhaltete, für gefälscht und informierte die Einwanderungsbehörde. Danach benachrichtigte FedEx drei der angeschriebenen Personen, welche daraufhin beim Abholen der Post festgenommen wurden. Zwei der Personen wurden im Anschluss nach "Hause" deportiert, die dritte wartet noch auf den Beschluss. Es wurde somit ein Bundesgesetz verletzt, was Guatemala geradezu verpflichtet, offiziell bei der Regierung Obama Beschwerde einzureichen. Es wird eine Untersuchung des Falls verlangt, sowohl bei der Firma FedEx wie bei der Einwanderungsbehörde.

Fijáte 452 (20.01.10) PDF 1. Artikel
   Lynchjustiz statt Rechtsprechung
   Auch 2009, insbesondere in den letzten Wochen des Jahres, verzeichnete Guatemala etliche Fälle von Lynchjustiz. Dieses Phänomen ist Ausdruck der Straflosigkeit und des fehlenden Rechtssystems im Land. Guadi Calvo griff das Thema Ende 2008 auf (http://revista-zoom.com.ar/articulo2782.html) - sein Artikel wurde im folgenden Text als Grundlage verwendet und mit Beispielen und Aktualisierungen aus kürzlich erschienenen Zeitungsberichten sowie mit der Analyse des Anthropologen Alejandro Álvarez (Interview in La Revista, Diario de Centro América, vom 11. Dezember 2009) "aufgefrischt".
   Seit 1996, nach fast 40 Jahren Bürgerkrieg, der 200.000 Todesopfer, 500.000 Verschwundene und eine Million Vertriebene forderte, steigt die Gewaltrate in Guatemala exponentiell an. Das Land hat es nicht geschafft, den Fängen von Mictlantecuhtli, dem Señor des Todes - dunkelster Gott der Maya-Mythologie - zu entkommen.
   Entführungen, Kinderraub, Überfälle und Frauenmorde sind in Guatemala fast an der Tagesordnung. Als Antwort auf diese Gewalt und auf die augenscheinliche Unfähigkeit der Regierung, für Sicherheit zu sorgen, wird vermehrt auf Lynchjustiz zurückgegriffen.

Fijáte 451 (06.01.10) PDF 1. Artikel
   Editorial zum Neuen Jahr
   Liebe Leserinnen, liebe Leser!
   Wir hoffen, dass Ihr das neue Jahrzehnt gut begonnen habt und wünschen Euch ¡mucha suerte!
   Wir wollen Euch hier nicht lange mit guten Vorsätzen (in beiderlei Sinn des Wortes) für das neue Jahr langweilen. Da haben wir ja in der letzten Ausgabe etwas dazu gesagt.