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Der dunkle Handel mit dem Licht: Erzeugung und Kommerzialisierung von elektrischem Strom

Fijáte 455 vom 3. März 2010, Artikel 1, Seite 1

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Der dunkle Handel mit dem Licht: Erzeugung und Kommerzialisierung von elektrischem Strom

Die Stromversorgung stieg zwischen 1996 und 2008 von 59,1% auf 83,5% an. Allerdings geschah dies aufgrund öffentlicher Investition und nicht privater, ausser vielleicht in städtischen Gebieten oder für die GrossverbraucherInnen. Seit 1998 verfolgt das INDE auch den aggressiven Plan der ländlichen Elektrifizierung (PER). Dies geschieht durch die Privatisierung der Distribution und wird durch die von Unión Fenosa aufgekauften Firmen DEOCSA und DEORSA ausgeführt.

Auf regionaler Ebene haben die Regierungen Zentralamerikas vor mehr als einer Dekade vereinbart, das System der Zentralamerikanischen Elektrischen Verbundswirtschaft (SIEPAC) auszubauen. Dies umfasst den Bau eines Netzes von 230 kV zwischen VGPanamaNF und Guatemala mit dem Ziel, den regionalen Elektrizitätsmarkt weiter zu entwickeln und die Stromversorgung abzusichern. Der Kostenpunkt liegt bei 370 Millionen US$. Zu diesem Zweck haben die Regierungen die Firma Empresa Proprietaria de la Línea de Transmisión Eléctrica S.A gegründet, die das Projekt plant, finanziert, baut und erhalten soll. Dieser Allianz haben sich die Firma ENDESSA Internacional aus Spanien und die Firmengruppe ISA aus VGKolumbienNF angeschlossen.

Was Guatemala ursprünglich am SIEPAC interessierte, ist vor allem der Verkauf von Strom, da bis auf VGCosta RicaNF alle Länder der Region ein Defizit in der Stromerzeugung aufweisen. Aber in aussergewöhnlichen Momenten wie bei ausbleibendem Regen kann SIEPAC die Stromnachfrage Guatemalas decken. Weiterhin unterschrieb 2006 Guatemala ein Abkommen mit VGMexikoNF, um eine elektrische Verbindung im Rahmen des damaligen VGPlan Puebla Panama (heute Plan Mesoamerica) auszubauen.

Die Nachfrage übersteigt das Angebot in einem Kontext von sozialen Konflikten

Laut Daten des MEM verbraucht das Land fast den gesamten erzeugten Strom. Ausgehend davon, dass wenigstens 15% als Reserve für Notfälle gespeichert sein müsste, bedeutet dies, dass die Nachfrage das Angebot überschritten hat bzw. ihm gleichkommt, also keine Stromreserve aufzuweisen ist. Das heutige Elektrizitätsmodell funktioniert also nicht.

Um dem entgegenzuwirken und um die Abhängigkeit vom Öl zu verringern, verfolgt das INDE seit 2004 den Strategischen Plan von hydroelektrischen Projekten. Dieser beinhaltet den Bau von mehreren kleinen und einem grossen Wasserkraftwerk (z. B. VGXalaláNF, siehe ¡Fijáte! 444). So gab VGÁlvaro ColomNF im Mai 2008, inmitten der steigenden Erdölpreise an, dass fünf Wasserkraftwerke und drei Kohlekraftwerke erbaut werden, die bis 2014 in Betrieb gehen sollen. Somit würde man die Energieerzeugung aus Ölderivaten auf 4,3% senken. In diesem Sinne setzt Colom auf erneuerbare Energiequellen, doch in Anbetracht der Dringlichkeit griff er erstmal auf Kohle zurück, mit der schneller Energie produziert werden kann, die aber auch weit mehr verschmutzt. Auf kurze Sicht ist die einzige Lösung die elektrische Zusammenschaltung mit Mexiko, welche im Oktober letzten Jahres initiiert wurde, da man rechnet, dass die nationale Nachfrage nach Strom jährlich um 5 bis 7% ansteigen wird. Trotz allem schätzt das INDE, dass die Nachfrage im Jahr 2010 das Angebot aufgrund des ausgefallenen Regens im Jahr 2009 übersteigen wird. Das INDE konnte dadurch 180 GWh weniger Strom produzieren und war gezwungen, Strom anzukaufen.

Guatemala hat seine energetische Unabhängigkeit verloren, obwohl es genug Potenzial besitzt, um mit erneuerbaren Energiequellen Strom für ganz Zentralamerika zu erzeugen. Allerdings werden nur 13% der Hydroenergie und 2,65% der geothermischen Energie genutzt, die Windenergie überhaupt nicht, da keine Anlagen dafür existieren. In diesem Kontext der Stromknappheit sind die Preise nach oben geschossen, was dazu führte, dass die Stromzufuhr in verschiedenen Orten suspendiert wurde, die Bevölkerung protestierte und soziale AnführerInnen ermordet wurden wie Víctor Gálvez, Evelinda Ramirez Reyes, Pedro García und Octavio Roblero. Gleichzeitig machen die Volksabstimmungen deutlich, dass die indigenen Völker, die in den von Kraftwerken betroffenen Gebieten wohnen, gegen deren Bau sind. Dies begründet sich hauptsächlich mit den sozialen und ökologischen Folgen und dem Fehlen jeglicher Information und Mitbestimmung. So gesehen führt die Nichteinbeziehung der Bevölkerung dazu, dass das Stromnetz nicht ausgebaut wird, und private Firmen ihre Energie zu wesentlich höheren Preisen verkaufen können. Auch muss gesagt werden, dass noch immer 51% des Energieverbrauchs durch Holz generiert wird, ein Prozentsatz der zwischen 2006 und 2008 sogar um vier Punkte stieg.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der die Reform von 1996 in ihrer Unbrauchbarkeit bestätigt, ist die Tatsache, dass der Markt es nicht schafft, trotz Steuerbefreiungen wettbewerbsfähige Preise zu bieten. Seit 2000 wird das INDE mit Millionen von Quetzales staatlich subventioniert, um die sozialen Tarife, die der/die KleinverbraucherIn nicht zahlen kann, stabil zu halten. Somit wird ein System unterhalten, das sonst zusammengebrochen wäre. Mit diesem Betrag hätte man zwei Wasserkraftwerke der Grösse Xalalás bauen, die Strompreise senken und die energetische Unabhängigkeit zurückerlangen können.

Um diese Unabhängigkeit wiederzuerlangen, müsste der Staat allerdings wieder die Entscheidungskraft in seine Hände nehmen und eine sinnvolle Energiepolitik durchsetzen, die das soziale Interesse dem wirtschaftlichen vorzieht. Strom hat nicht nur einen ökonomischen Preis, sondern auch einen politischen Wert. Deshalb sollte die Energiepolitik der Volksabstimmung unterliegen, so wie es der Artikel 173 der VGVerfassungNF von 1985 verlangt.


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