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"Für den Finquero kommt die Abgabe von Landbesitz einer Demokratisierung Guatemalas gleich"

Fijáte 448 vom 18. November 2009, Artikel 1, Seite 1

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"Für den Finquero kommt die Abgabe von Landbesitz einer Demokratisierung Guatemalas gleich"

Frage: Muss eine Politik, die die Interessen der BäuerInnen vertritt, auch gleichzeitig gegen die Interessen der Finqueros gehen?

H.V.: Nein. Es geht darum, sich auf nationaler Ebene auf ein Entwicklungsmodell zu einigen, so wie es die Friedensabkommen versucht haben. Warum kann man einem Finquero nicht vorschlagen, weniger Land zu besitzen, dieses aber produktiver zu bearbeiten, indem er in Technologie investiert? Aber das ist noch sehr utopisch. Landbesitz ist und bleibt ein Faktor der Macht, und Land wegzugeben, wäre für die Finqueros gleichbedeutend mit einer Demokratisierung Guatemalas. Das kommt daher, dass die Oligarchie eine archaische Vision davon hat, was Entwicklung ist, und diese stützt sich in ihrer Sicht hauptsächlich auf niedrige Löhne. Ein guter Teil der Land besitzenden Oligarchie hat sich in den letzten 20 Jahren in Finanzagenten gewandelt, aber trotzdem behalten sie ihre Ländereien. Es ist klar, dass sie andere Möglichkeiten haben, Reichtum anzuhäufen als durch Landwirtschaft. Dazu kommt noch, dass derzeit eine erneute Besitzkonzentration von Land stattfindet, um VGZuckerNF und VGÖlpalmenNF anzubauen.

Frage: Sind die Lebensbedingungen für die Finca-ArbeiterInnen nicht besser als die der KleinbäuerInnen? Und welchen Einfluss hat der Anbau von Monokulturen?

H.V.: Das Problem ist, dass es hauptsächlich die gleichen Personen sind. Die KleinbäurerInnen, die nicht genug Land besitzen, um das ganze Jahr davon leben zu können, werden auf einer Finca arbeiten gehen. In den Fällen, in denen die BäuerInnen von ihrem Land vertrieben werden und wo dann Zuckerrohr angebaut wird, bietet man ihnen wenigstens drei Monate Arbeit pro Jahr - während der Erntezeit. Was die Ölpalme betrifft, da sieht das Ganze noch schlimmer aus, da der Anbau nicht viele ArbeiterInnen benötigt. Die Leute werden vertrieben, und es werden nicht einmal Arbeitsplätze geschaffen. Auch widerspricht der Anbau von Monokulturen und Exportprodukten dem Hauptziel der Landwirtschaft, welches die Garantie der Lebensmittelsicherheit der Bevölkerung sein sollte. Land ist nicht nur ein Produktionsmittel, sondern eine Lebensform, und im Fall der Mayas ist es die Grundlage einer Kosmovision. Dies spielt allerdings im Agrarhandel, der weder sichere Arbeitsplätze schafft noch sich um gute Arbeitsbedingungen kümmert, keine Rolle. Es ist problematisch, dass viele glauben, man produziere nur für den Markt des Nordens. Monokulturen werden immer ein Problem sein, aber die Lage sähe schon anders aus, wenn mehr ProduzentInnen die Möglichkeit hätten, sich in den Markt zu integrieren. Das würde Guatemala den gleichen Sprung erlauben, den auch VGCosta RicaNF getan hat, als das Land 1948 eine Landreform durchführte.

Frage: Ist es heutzutage nicht wirtschaftlich einrträglicher, Nahrungsmittel zu importieren als sie anzubauen?

H.V.: Man machte uns glauben, dass der Überschuss, den der Norden produziert, es unnötig macht, selbst anzubauen. Wieso auch? Dazu ist die Landwirtschaft hierzulande viel zu risikoreich. Es ist doch besser, die Produkte der VGUSANF abzukaufen. Und diese These verwandelte sich in eine offizielle Politik mit dem Ergebnis, dass die Landwirtschaft abgebaut wurde. Was man uns aber nicht sagte, war, wie hoch die Preise sein würden. Zur Zeit haben die Familien, die selbst Mais anbauen, weniger Probleme als jene, die von importiertem Maismehl leben, welches vor allem aus VGMexikoNF kommt. Das Mehl wird ohne Besteuerung eingeführt, die Ersparnisse kommen aber nicht den Konsumenten zugute. Dementsprechend sind die VGFreihandelsabkommenNF (TLC) im Sinne der Importeure. Guatemala exportiert nicht wirklich Produkte, vom Zucker mal abgesehen. Der Export in die USA ist mit der Unterschrift unter das TLC nicht gewachsen, der Import hingegen schon. Auf der anderen Seite wuchs der Export nach Zentralamerika und Europa.

Frage: Sollte die Landwirtschaft nicht wenig technifiziert bleiben, damit sie weiterhin eine grosse Anzahl an Arbeitskräften absorbieren kann?

H.V.: Die Agrarreform soll dazu dienen, die Entwicklung des Landes zu fördern. Die zweite oder dritte Generation von BäuerInnen würde dann zur Universität gehen und nicht mehr auf dem Feld arbeiten wollen. Dies würde dazu führen, dass Landarbeit auch nicht mehr die Haupteinnahmequelle wäre. Denn was macht man mit einem Haufen von BäuerInnen ohne Bildung? Entweder werden sie wieder in der Landwirtschaft angestellt oder sie wandern in Richtung Norden aus, was Guatemala zur Zeit am Leben erhält. Auch die weltweite Erhöhung der Lebensmittelpreise kam den BäuerInnen nicht zugute. Sie haben keine Möglichkeit, die Ernteerträge zu konservieren oder weiter zu verarbeiten. Entweder sie werden gleich verkauft oder sie vergammeln. Man sieht in den BäuerInnen einen zurückgebliebenen Teil der Gesellschaft, den man unterstützen muss, damit er nicht zugrunde geht.


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