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Hunger: eine ungelöste Krise

Fijáte 443 vom 9. September 2009, Artikel 6, Seite 4

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Hunger: eine ungelöste Krise

Die Regierung reagierte auf diese Krise mit mehreren Massnahmen. So wurde am 24. August ein Gefahren- und Lebensmittelnotfallplan verabschiedet, der versucht, weiterhin Mais und Bohnen zu importieren. Dies ist allerdings keine sehr effektive Methode, da die Preise dieser Produkte allgemein gestiegen sind. Der Plan spricht ausserdem dem VGLandwirtschaftsministeriumNF (VGMAGANF) 60 Millionen Quetzales zum Kauf von Saatgut zu. Weiter wurden am zusätzliche 140 Millionen Quetzales und 56'000 Solidaritäts-Lebensmittel-Beutel versprochen. Am 1. September begann ein Dialog mit der internationalen Gemeinde um zu sehen, ob Notfallunterstützung von dieser Seite aus möglich ist. Eine Umfrage soll ergeben, wo genau die am meisten betroffenen Menschen leben und wie viele es sind.

Von internationaler Seite übergab das Welternährungsprogramm der Regierung 200 Tonnen Mais, Bohnen und Mehl. Allerdings erklärten die VGVereinten NationenNF, dass aufgrund der Weltwirtschaftskrise das Programm Vitacereal, welches 150'000 Personen mit chronischer Unterernährung in 14 Departements mit Nahrungsmitteln beliefert, ab Oktober suspendiert wird. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN wird ihrerseits 5000 Familien unterstützen, indem sie Lehrprogramme zum Umgang mit Bodenfeuchtigkeit durchführt und trockenheitsresistente Samen überreicht. Wenn diese Familien damit Ernteerfolge erzielen, sollen sie die Samen dieser Pflanzen an andere BäuerInnen weitergeben und somit einen Multiplikationseffekt erzielen. Dieses Programm ist auf 4 Jahre festgesetzt und wird voraussichtlich 18 Millionen Dollar kosten. Am 3. September stattete der UN-Berichterstatter über das Recht auf Ernährung, Olivier De Schutter, Guatemala einen ofiziellen Besuch ab.

Trotz allem lies das VGGesundheitsministeriumNF verlauten, dass es in Guatemala keine Hungersnot gebe und auch keine schlimme Unterernährung, da laut einer Studie an 13'000 Minderjährigen nur 0,89% unterernährt seien und nicht die 10%, die von der VGWHONF als Kriterium für Hungersnot angegeben werden. Nicht die Hungersnot sei das Problem, sondern die Trockenheit und Lebensmittelunsicherheit. Letztere kam zustande, weil die Familien kein Geld haben um Lebensmittel zu kaufen, und nicht, weil keine Lebensmittel verfügbar wären. Demnach würde auch kein Notstand ausgerufen werden, welchen die Kooperationsländer aber benötigen, um Guatemala Hilfe zukommen lassen zu können.

Dennoch alarmierten verschiedene Organisationen die Öffentlichkeit. Die bisher eingeleiteten Massnahmen seien unzureichend, um sich der Lebensmittelkrise zu stellen, nicht nur im trockenen Korridor, sondern im gesamten Gebiet, in dem bis Ende des Jahres 2 Millionen Guatemalteken betroffen sein könnten. Die Kosten würden sich eher auf 500 Millionen Quetzales belaufen und es wäre notwendig, den BäuerInnen den Zugang zum Landbesitz zu ermöglichen, d.h. eine VGAgrarreformNF durchzuführen. ProRural und andere Programme des Rat des sozialen Zusammenhalts müssten reorganisiert werden. Am 2. September räumte die SESAN ein, dass wohl etwa 400 Millionen Quetzales nötig wären, um sich der Ernährungskrise zu stellen, jedoch nur 140 Millionen dafür aufgewendet werden könnten, die 300'000 Familien des trockenen Korridors zu Gute kämen.


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