Zum Welt-AIDS-Tag: Versprechen und Realitäten
Fijáte 450 vom 16. Dezember 2009, Artikel 3, Seite 3
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Zum Welt-AIDS-Tag: Versprechen und Realitäten
Guatemala, 1. Dez. Der Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember wurde auch in Guatemala an vielen Orten begangen. Da gab es in der Hauptstadt eine Gedenkdemonstration mit einigen tausend MitarbeiterInnen des Gesundheits-ministerums sowie von sozialen Organisationen. Sie erinnerten an die Opfer der Immunschwäche und forderten bessere Aufklärung und Präventionsmassnahmen. Wie viele AIDS-Infizierte aber gibt es in Guatemala und wie viele sind bisher verstorben? Da gibt es sehr verschiedene Zahlen. Nach offiziellen Angaben des Nationalen Zentrums der Epidemologie sind im gesamten Land 19.856 AIDS-Infizierte registriert. Mehr als ein Drittel davon, genau 7.386 (=37 %) , leben in den fünf südwestlichen Departements Retalhuleu, Suchitepéquez, Quetzaltenango, Escuintla und San Marcos. Allerdings sind diese offiziellen Daten - nach Ansicht von Beatriz Itzep von der Vereinigung für Forschung, Entwicklung und Integrale Bildung (IDEI) - viel zu niedrig angesetzt. Sie spricht von mehr als 70.000 AIDS-Fällen. Die Panamerikanische Gesundheitsorganisation, eine Abteilung der Weltgesundheitsbehörde (WHO), geht gar von einer noch höheren Zahl aus. Aber schon die genannten offiziellen Zahlen bestätigen, was das Internationale Rote Kreuz (IRK) in einem Bericht anlässlich des Welt-AIDS-Tages der guatemaltekischen Regierung ins Stammbuch schreibt: die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit im Land und die fehlende Gesundheitsversorgung sind die Hauptursachen für die Ausbreitung des AIDS-Virus in Guatemala, besonders unter der indigenen Bevölkerung. Neben den fünf genannten Departements melden auch andere mehrheitlich indigene Provinzen wie El Quiché eine Zunahme der AIDS-Infizierten. Das IRK mahnt daher an, dass sich die Aufklärungs- und Präventionsarbeit besonders auf die Maya-Bevölkerung zu richten habe. Nun ist es nicht so, dass gar nichts in dieser Hinsicht passiert. Rechtzeitig zum Welt-AIDS-Tag nahm beispielsweise in Santa Elena, Petén, eine Spezialklinik ihre Arbeit auf und Kioske mit Informationsmaterial wurden dort eröffnet. In Rabinal, Baja Verapaz, trafen sich 160 GesundheitspromotorInnen, um zu diskutieren, wie die Situation verbessert werden könne. Nach oben |
Gesundheitsminister Ludwig Ovalle verkündete ein Projekt, in dem die Arbeit in den 1.200 Gesundheitszentren und -posten des Landes gefördert werden soll. Dabei soll ein von der WHO erstelltes Handbuch mit Regeln der ganzheitlichen gesundheitlichen Behandlung helfen, das seine Schwerpunkte auf die Gesichtspunkte Geschlecht, Ethnie und Menschenrechte legt und nun flächendeckend allen MitarbeiterInnen im Gesundheitsbereich beigebracht werden soll. Für das Projekt will das Ovalle insgesamt 1,7 Milliarden Quetzales (= 136.500.000 Euro) in einem nicht genannten Zeitraum ausgeben. Dennoch zeigen die vielen Protestmärsche in den Provinzhauptstädten des Landes, wie viel noch im Argen liegt. Die 200 Jugendlichen, die in Jutiapa auf die Strasse gingen, forderten von der Zentralregierung, dass sie die AIDS-PatientInnen mit Respekt behandeln solle. Schärfer formulierte der Menschenrechtsprokurator Sergio Morales in einer Stellungnahme seine Kritik an der Gesundheitspolitik der vergangenen Jahre. Das aktuelle Gesundheitssystem verletzte die persönlichen Rechte derjenigen, die mit dem AIDS-Virus leben. Konkret machte er den ehemaligen Gesundheitsminister Celso Cerezo und die amtierende Direktorin des Nationalen AIDS-Programms Mariel Castro für die mangelnde Versorgung mit Medikamenten und die fehlende Behandlung von Erkrankten verantwortlich. Castro selbst, eine der Initiatorinnen des offiziellen Marsches zum Welt-AIDS-Tag in der Hauptstadt, verwies darauf, dass sich ihre Aufklärungsarbeit an die Jugend richte, also an jene, die hauptsächlich die Strassen am 1. Dezember protestierend und erinnernd bevölkerten. Rote Schleifen zu verteilen, ist aber ein bisschen wenig - oder, Frau Castro? |
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