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Chixoy, Xalalá ... sind Wasserkraftwerke die Zukunft Guatemalas?

Fijáte 444 vom 23. September 2009, Artikel 1, Seite 1

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Chixoy, Xalalá ... sind Wasserkraftwerke die Zukunft Guatemalas?

Das Problem dieser Region ist Ausdruck eines der historischen Grundprobleme Guatemalas: der VGLandkonflikteNF. So genannte Megaprojekte, ob Wasserkraftwerke, Erdöl- oder Bergbauabbau oder Massivanbau von Pflanzen für die Biodieselproduktion, finden ihre Problematik unter anderem in eben dieser Ursache begründet und sind des weiteren wegen ihrer Folgen sehr umstritten.

Die direkten Folgen der Konstruktion des Wasserkraftwerkes Xalalá sind auf sozial-kultureller, ökologischer, sowie wirtschaftlicher Ebene zu erwarten:

- Überschwemmung von Gebieten in drei Gemeinden: Playa Grande und Uspantán im Department VGQuichéNF, und Cobán in VGAlta VerapazNF,

- Die generierte Elektrizität wird in das SIEPAC einfliessen, welches Mexiko bis VGPanamaNF verbindet, somit exportiert und hat wahrscheinlich keinen Nutzen für die örtliche Bevölkerung,

- Verlust des Landes (und somit der Lebensgrundlage) der BäuerInnen, die im Überschwemmungsgebiet leben. Dies wird verstärkt durch massiven Anbau von Afrikanischer Palme zur Herstellung von Agrodiesel, und Industriemais, was ein Prozess von Landkonzentration initiierte. Letzteres kann durch Landverkauf, aber auch durch Zwangsvertreibung geschehen - aufgrund des Fehlens rechtlich geklärter Besitzverhältnisse,

- Daraus folgend, Rückgang des Nahrungsmittelanbaus von dem die Familien bisher lebten,

- Verschmutzung der Gewässer und Verlust der Einnahme- und Nahrungsquelle durch Fischfang,

- Überschwemmung von Infrastruktur (Strassen, Brücken),

- Abweichung von traditioneller Lebensweise basierend auf der Kosmovision Maya, was das soziale Geflecht zerstören und psychische Probleme verursachen kann,

- Fehlen von Information über die Konstruktion des Wasserkraftwerkes und fehlende Verhandlungen zwischen Regierung und Betroffenen; Fehlen von Information zu möglichen Umweltschäden, wobei man von Zerstörung von Flora und Fauna, Abholzung und Erosion ausgehen kann; Fehlen von einer Konsultierung der Betroffenen. So wie der Bau von Xalalá zur Zeit geplant ist, kommt dies der Verweigerung der Rechte auf Alimentation, Würde, Wasser und ein adäquates Leben, auf Information, Konsultierung und Mitbestimmung gleich, welche die Politische Verfassung, die Friedensabkommen und Internationale Konventionen garantieren.

Die elektrische Zukunft Guatemalas: Wasserkraftwerke und VGPrivatisierungNF - Unión Fenosa?

Xalalá ist nicht das einzige geplante Wasserkraftwerk. Am 17.8. diesen Jahres genehmigte die VGCNEENF Studien für das Wasserkraftwerk San Luis in der Gemeinde VGChajulNF, Quiché, präsentiert von der Firma Generación Limpia Guatemala, S. A., die der Gruppe Unión Fenosa gehört. Unión Fenosa hat noch weitere Zustimmungen für andere Projekte dieser Art bekommen: El Puente, in Jocotán, VGChiquimulaNF, (27 Megawatt); Cuatro Chorros, in Chicamán, Quiché, (41 Megawatt); El Volcán, in Senahú, Alta Verapaz, (26 Megawatt); und Cahabón, in Panzós, Alta Verapaz, (56 Megawatt).

Insgesamt wurden laut Óscar Arriaga, Chef der Abteilung der elektrischen Studien der CNEE, bis dato 37 hydroelektrische und 2 geothermische Projekte autorisiert, die zwischen 2009 und 2017 in Betrieb genommen werden sollen.

Wie im Fall von Xalalá verlaufen auch diese Projekte nicht ohne Proteste von Seiten der Bevölkerung. Es kam zum Beispiel zu Demonstrationen in der Region Ixil im Department Quiché und in VGBaja VerapazNF stimmten Ende August die EinwohnerInnen von Chuarrancho gegen das Wasserwerk El Sisimite der Firma Generadora Nacional Sociedad Anónima (Genasa) ab, da man seismische Bewegungen befürchtet, die ca. 15'000 AnwohnerInnen betreffen würden.

Seit dem Allgemeinen Elektrizitätsgesetz von 1996 dividiert sich der Elektrosektor in drei Teile: Generierung, Transmission und Kommerzialisierung, welche teilweise oder ganz privatisiert worden sind. Die Verteilung der elektrischen Energie ist mittlerweile vollkommen privatisiert, zur Zeit in Händen von Unión Fenosa (spanische Gruppe, welche die beiden Elektrizitätsanbieter Deorsa und Deocsa führt) und Iberdrola (ebenfalls spanischen Ursprungs, die mit der Firma VGEEGSA in der Hauptstadt, VGEscuintlaNF, VGChimaltenangoNF, und Coatepeque operiert). Zusammen mit dem INDE, übernehmen diese Firmen auch die Elektrifizierung der ländlichen Gegenden.

Allerdings nimmt der Unmut gegenüber Fenosa in verschiedenen Teilen des Landes zu. In den ersten fünf Monaten diesen Jahres reichten 90'358 GuatemaltekInnen eine Beschwerde gegen Unión Fenosa ein, wie die CNEE informierte. Gründe sind Unterbrechungen der Stromzufuhr, Fehler in den Rechungen und überteuerte Tarife - letzteres führte schon zu 78 Klagen beim Menschrechtsprokurat (VGPDHNF).

Es ist also abzusehen, dass Privatisierungsprozesse sowie die Vergabe von Lizenzen zum Bau von Wasserkraftwerken ohne die Einwilligung der betroffenen Bevölkerung, in der Zukunft Konflikte auslösen wird.

Ein Beispiel aus der Geschichte Guatemalas: Stau- und Wasserkraftwerk Chixoy

An dem Fluss, an dem auch die Konstruktion von Xalalá geplant ist, wurde zwischen 1975 und 1983 im Department Alta Verapaz das Werk Chixoy gebaut, grösstes Wasserkraftwerk des Landes und bekannt vor allem aber durch die Geschehnisse zur Zeit der Erbauung: es verschwanden 24 Siedlungen und 3400 Menschen wurden umgesiedelt oder vertrieben, mehr als 6000 Personen verloren ihr Land. Strassen wurden überschwemmt und geheiligte Orte gingen verloren. Ausserdem wurden die AnwohnerInnen vorher nicht informiert, es gab keine Möglichkeit der Volksabstimmung und niemand der Betroffenen wurde je mit in die Planung einbezogen. Es existierten keine wirklichen Verhandlungen mit dem INDE und nicht das gesamte von dem Werk Chixoy beanspruchte Gebiet wurde legal erworben. Gemeindeführer kamen ums Leben und zwischen 1982 und 1983 kam es zu mehreren Massakern, wie z.B. in Río Negro, an Hunderten von Kindern, Frauen und Männern, die man als GegnerInnen des Wasserwerks einstufte. Man begründete dies mit VGAufstandsbekämpfungNF. Mehr als ein viertel Jahrhundert nach der Eröffnung von Chixoy haben die meisten der Familien immer noch nicht den versprochenen Ausgleich bekommen, leben weiterhin in VGArmutNF und ohne Elektrizität. 2006 schafften die Familien der Betroffenen es, mit der Regierung Verhandlungen neu zu eröffnen, damit die Schäden, die durch die Errichtung von Chixoy verursacht wurden, verifiziert werden. Im Jahre 2008 wurden 5 Expatruilleros, verantwortlich für das VGMassakerNF von Río Negro, zu 780 Jahren Gefängnis verurteilt.


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