Licht aus
Fijáte 384 vom 02. Mai 2007, Artikel 3, Seite 4
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Licht aus
Guatemala, 11. April. Gerade hatte die Nationale Stromkommission (CNEE) noch stolz kundgetan, es blieben lediglich 15% der ländlichen Gegenden ans Stromnetz anzuschliessen, die vornehmlich im Westen des Landes, in Huehuetenango, Alta Verapaz und Quiché liegen. Nun haben aber die ExpertInnen des Nationalen Elektrizitätsinstituts (INDE) eingestehen müssen, in diversen Gemeinden auf unbestimmte Zeit die Stromversorgung überhaupt nicht garantieren zu können. Und zwar in den Departements Izabal, Petén, Alta Verapaz, Jutiapa und Jalapa, San Marcos, Huehuetenango und Quiché. Grund dafür ist der Totalausfall von zwei Stromtransformatoren im grössten Wasserkraftwerk Chixoy seit Mitte März. Noch ist ungewiss, wie und wann neue Geräte angeschafft werden können. Einmal mehr zeigt sich, dass auf Seiten des Staates das Interesse an langfristiger Versorgungssicherung gering ist, wurden die Transformatoren doch offenbar weder gewartet noch rechtzeitig repariert. Aber die Stromversorgung ist ohnehin immer wieder und landesweit ein Stein des Anstosses zwischen Bevölkerung und der Stromlieferanten DEORSA - im Osten des Landes und DEOCSA im Westen, Tochterunternehmen der spanisch-transnationalen Union FENOSA. Die AnwohnerInnen erhalten überhöhte Stromrechnungen und weigern sich, diese zu zahlen oder zahlen generell verspätet. Gleichzeitig ist nachgewiesen, dass Stromzähler immer wieder manipuliert werden, um die hohen Preise zu rechtfertigen. Und die Stormfirmen kappen die Versorgung - zum Teil entgegen anders lautenden Abmachungen mit der Gemeinde - weil zu viele Rechnungen nicht bezahlt seien. Nach oben |
Unbekannte kappen dagegen mancherorts die Leitungen selbst und sorgen für Ausfälle - unabhängig von der Stromlieferung, sondern allein aufgrund der Kupferkabel, die sich woanders wieder verkaufen lassen. In El Progreso kam dabei kürzlich ein Mann durch einen Stromschlag ums Leben. Seit rund zwei Jahren ist die Diskussion um die Gesetzgebung zur Elektrizitätsversorgung im Gange gewesen, jetzt hat die Exekutive die neuen Reglements veröffentlicht, ohne weitere Konsultationen in Betracht zu ziehen oder die Endfassung vor der Publizierung gar bekannt zu geben. Die Diskussionen um das Stromgesetz zwischen Regierung und CNEE hatten im Februar den damaligen Energie- und Minenminister Luis Ortiz dazu veranlasst zu kündigen, laut eigener Aussagen aufgrund von "persönlichen Problemen". Gemäss Ortiz würden die Modifikationen verhindern Probleme der fehlenden Investitionen im Stromsektor zu lösen. Dagegen behauptete die CNEE, dass ohne die Reformen die Gefahr der Rationalisierung wachse. Die Vermutung liegt nahe, dass die Verabschiedung der Veränderungen aufgrund von persönlichen Interessen der Drahtzieher verzögert wurde. So veröffentlichten die Unternehmen des Stromsektors ein Kommuniqué, in dem sie die Massnahmen der Regierung als "radikal" bezeichneten, die zur Unregierbarkeit innerhalb des Sektors führen würden. Dagegen unterstrichen die Zuständigen vom Ministerium und CNEE, das Gesetz sehe vor, zukünftig langfristigere Verträge der Stromlieferung zu schliessen, so dass grosse Projekte wie die Wasserkraftwerke tatsächlich rentabel werden können. Luis Ortiz hatte sich während seiner Amtszeit derweil dadurch ausgezeichnet, den Erdölunternehmen alle Freiheiten zu lassen. Seine Nachfolgerin ist Carmen Urízar. |
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