Das Krankenhaussystem auf dem Weg der Genesung
Fijáte 373 vom 29. November 2006, Artikel 6, Seite 5
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Das Krankenhaussystem auf dem Weg der Genesung
Guatemala, 25. Nov. Nach mehr als fünf Monaten scheint der Streik der staatlich angestellten ÄrztInnen und dem Klinikpersonal der öffentlichen Krankenhäuser beigelegt. (¡Fijáte! 368) Zumindest wurde jetzt - nach zahlreichen Demonstrationen, Teil- bis Ganzschliessungen der Hospitäler im ganzen Land, drei als gescheitert bezeichneten Dialogversuchen, der nicht realisierten Androhung, auch noch die Notaufnahmen zu schliessen - ein Abkommen zwischen Vertretern der MedizinerInnen und dem Gesundheitsminister Victor Manuel Gutiérrez Longo unterschrieben. Als Ehrenzeugen, die bereits die letzte Dialogrunde begleitet hatten, zeichneten unter anderem Menschenrechtsprokurator Sergio Morales und Estuardo Gálvez, der Rektor der Universität San Carlos (USAC). Nun wird die Hoffnung gehegt, dass der öffentliche Gesundheitsdienst ab der kommenden Woche Schritt für Schritt wieder aufgenommen wird, angefangen bei den seit Monaten geschlossenen Ambulanzen. Integrierte Kommissionen sollen die Erfüllung der Verpflichtungen überprüfen und entsprechend grünes Licht geben. In erster Linie geht es um die Ausstattung der Krankenhäuser mit notwendigen Apparaten, Medikamenten, Pflegeequipement sowie funktionierender Infrastruktur. Seien diese Vorraussetzungen gegeben, sagten die MedizinerInnen zu, ihren Dienst auch wieder aufzunehmen. Zu den anderen Forderungen der ÄrztInnen, den Direktoren der Krankenhäuser San Juan de Diós in der Hauptstadt und des regionalen Spitals in Quetzaltenango zu kündigen - der dritte Krankenhausleiter in der Kritik, der in Jalapa, ist von selbst gegangen -, die während des Streiks erarbeiteten neuen Medizinstatuten zu billigen und die gesamte Belegschaft des Gesundheitsministeriums zu ersetzen, wurden im aktuellen Abkommen offenbar nicht angetastet. In Teilen kam die Regierung während der letzten Monaten den Ansuchen nach, setzte einen neuen Gesundheitsminister ein, pfiff den Interventionsprüfer zurück und sagte eine Etaterhöhung zu. Ein Fond über 86 Mio. Quetzales wurde kurzfristig zur Disposition gestellt, um ausnahmsweise innerhalb drei Monaten ohne Ausschreibungen Anschaffungen zu tätigen. Auch wurden elf Anzeigen gegen Ärzte zurückgezogen, die für ihre Beteiligung am Streik zur Rechenschaft gezogen werden sollten. Zuguterletzt drohte Präsident Berger kurz vor der Einigung noch einmal mit Kündigungen, diese verpufften aber in der allgemeinen Erleichterung, endlich ein beidseitiges Entgegenkommen erreicht zu haben. Nach oben |
Der Weg dahin war steinig. Der am 9. Juni erst in der Hauptstadt aufgenommene und sich schliesslich aufs ganze Land verbreitende Streik war nach 48 Tagen aus Anlass der von Berger angeordneten Intervention bereits einmal abgebrochen, doch am 10. August fortgesetzt worden, da die zugesicherten Verbesserungsmassnahmen nicht durchgeführt wurden. Die PDH hatte eine Klage durchgesetzt, wodurch vom Obersten Gerichtshof die Operation von 89 PatientInnen angeordnet wurde. Ein Monitoring durch die PDH zeigte nun auf, dass drei der Behandelten mittlerweile verstorben sind: zwei während des Wartens auf den Gerichtsentscheid und eine Person durch Post-OP-Komplikationen aufgrund einer Infektion. Die während des Streiks behandelnden ÄrztInnen liessen die PatientInnen seit Wochen ein Erklärung unterschreiben, in Fällen von negativen Konsequenzen der medizinischen Behandlung auf eine Klage des Krankenhauses und der Ärztin bzw. des Arztes zu verzichten. Derweil wurde ein streikender Arzt auf der Strasse zusammengeschlagen und ihm wurden seine zwei Handys geklaut, in denen er zahlreiche private Telefonnummern von KollegInnen gespeichert hatte. Ein anderer Arzt wurde auf dem Heimweg von seiner Schicht im Bus mit zwei Schüssen in die Schläfe ermordet. Er wie andere seiner KollegInnen hatten wiederholte Drohungen von Seiten der sich selbst nennenden "Schutzengel der PatientInnen" erhalten. Fundamentaler Teil der Hausaufgaben, die die Regierung zu erledigen hat, ist die ausreichende Zuweisung von Geldern an den Gesundheitssektor mit der Verabschiedung des Gesamtstaatshaushaltes Ende November und die Einführung einer effizienten und transparenten Etatverwaltung in diesem Ressort. |
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