Strom - um jeden Preis?
Fijáte 362 vom 21. Juni 2006, Artikel 1, Seite 1
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Strom - um jeden Preis?
In Playa Grande, Mesoamerikanischer KontextDer Im Rahmen des PPP sind drei Elektrizitäts-Grossprojekte geplant: Ein Stromnetz innerhalb Zentralamerikas (SIEPAC), das 1´830 km zwischen Das mexikanische Stromnetz wiederum ist mit demjenigen der USA verbunden, womit ein gigantisches Stromnetz Nord- und Mittelamerika miteinander verbindet. Geopolitisch macht das aus zwei Gründen "Sinn": Es nährt die durch die anderen Projekte im Rahmen des PPP geschaffenen Strombedürfnisse ( Nebst der Stromgewinnung geht es bei diesen Projekten auch um die Kontrolle über das Süss- sprich Trinkwasser. Bereits heute haben weltweit 1.3 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, für das Jahr 2025 wird die Nachfrage nach sauberem Wasser 56% höher sein als das Angebot. Im Jahr 2002 veröffentlichte die Guatemaltekischer KontextDer Xalalá-Stausee im guatemaltekischen Ixcán ist das grösste von drei Projekten, um die Wasser des Chixoy-Flusses zu nutzen. Bereits in Funktion ist das Wasserkraftwerk von Chixoy, |
Historischer KontextZur Hochblüte des Maya-Reichs war die Region bereits bevölkert, einerseits wegen des hervorragenden tropischen Klimas, anderseits, weil die Flüsse als Transportwege genutzt werden konnten. Den Spaniern gelang es nie, die Maya dieser Region militärisch zu bezwingen. Sie leisteten Widerstand und hatten den Vorteil, die tropische und bewaldete Zone bestens zu kennen. Erst mittels Religion und Indoktrinierung gelang es den Spaniern, sich die Vorfahren der heute in der Region lebenden Q'eqchi'- Indígenas zu unterwerfen. So waren es zuerst die Kolonisten und Ende des 19. Jahrhunderts die eingewanderten Das von den liberalen Regierungen eingeführte Gesetz über brachliegendes Land hatte zur Folge, dass viele Vorgeschichte des Projekts XalaláSeit den 70er Jahren wurden verschiedene hydroelektrische Studien im ganzen Land gemacht. Zu den wichtigsten gehörten das Projekt Chixoy (das auch umgesetzt wurde) und dasjenige von Xalalá. Auch in Xalalá wurde 1980 mit dem Bau des Staudamms begonnen, doch die Verschärfung des bewaffneten Konflikts zwang das ausführende Bauunternehmen, sich aus der Gegend zurückzuziehen. So jedenfalls die Aussagen der Bevölkerung. Es gibt aber auch die Version ehemaliger Bauarbeiter, wonach sich das Unternehmen zurückzog wegen der Porosität der Erde. Verschiedene Tunnels, die gebaut wurden, stürzten wieder ein, wobei zahlreiche Bauarbeiter umkamen. Die Bevölkerung von Xalalá war stark vom bewaffneten Konflikt betroffen. Die Männer wurden gezwungen, sich den Im Jahr 2005 wurden mit Unterstützung der Sozialpastorale des Ixcán die Kaufverhandlungen wieder aufgenommen. Im Rahmen des Plan Puebla Panamá erwachte das Interesse der guatemaltekischen Regierung und der Investoren rund um das Stauseeprojekt von Xalalá erneut. Die MachbarkeitsstudieGemäss dem "Katalog der mittleren und grossen Wasserkraftwerke", ein Dokument des Nationalen Elektrizitätsinstitutes Auch wenn das Projekt technisch realisierbar wäre und die Leute "würdig" umgesiedelt würden, darf nicht vergessen werden, das bereits in den ersten Studien, die vor 35 Jahren gemacht wurden, die Porosität des Bodens ein Thema war. Auch was die Erdbebenanfälligkeit betrifft, ist die Region nicht über jeden Zweifel erhaben, was Gutachter der deutschen GTZ dazu veranlasst hat, dringend ergänzende Studien durchzuführen, in denen auch diese Themen nochmals geprüft werden. Weder die Gemeindeverwaltung des Ixcán noch die betroffenen Dörfer wurden bisher über die genauen Pläne informiert, entsprechend gross ist der Raum für Spekulationen und Gerüchte. Klar ist jedoch, dass die Regierung und das INDE die Gemeindeautonomie verletzt haben und ein Monsterprojekt beginnen wollen, ohne die sozialen und materiellen Konsequenzen zu bedenken. Der ProtestSo war denn auch eine der Hauptforderungen der TeilnehmerInnen des II. Nationale Treffens der von Stauseebauten Betroffenen und Bedrohten der Einbezug der lokalen Bevölkerung bei der Planung solcher Projekte. "Die betroffene Bevölkerung ist nicht grundsätzlich gegen den Bau von Wasserkraftwerken und den dazugehörenden Stauseen", erklärte Teilnehmer Marcos Ramírez, Genaro Fabián von der Sozialpastorale des Ixcán erinnert an die Erfahrung beim Bau des Stausees von Chixoy, wo im Rahmen der Umsiedelung 444 Personen umgebracht wurden, ohne dass bis heute eine Entschädigung an die betroffenen Gemeinden und Familienangehörigen ausbezahlt worden ist. "Wir haben in unseren Gemeinden schon verschiedene Versöhnungsprozesse begleitet, dieses Projekt könnte zu erneuten Konflikten führen, die wir vermeiden möchten", erklärte Fabían gegenüber Die RealitätAm 6. Mai 2006 verkündete Präsident Am 14. Juni eröffneten Oscar Berger und der mexikanische (Noch-)Präsident Die Kosten dieser 103 km langen Stromleitung sind bekannt: 55 Mio. US-$, wovon Guatemala mit Hilfe eines Kredits der Interamerikanischen Entwicklungsbank und mit Unterstützung des INDE 43.3 Mio. US-$ übernimmt. Zurückhaltender sind die Berechnungen über den Nutzen: Der guatemaltekische Energieminister erklärte, das Projekt habe eine "wichtige Kostenreduktion für die KonsumentInnen" zur Folge, auf die Nennung konkreter Zahlen verzichtete er jedoch. Heute kostet eine Kilowattstunde rund 0.10 US-$, nach der Fertigstellung der Leitung sei es "weniger", meinte der Minister. |
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