Wiederholter Einbruch beim Sector de Mujeres
Fijáte 361 vom 6. Juni 2006, Artikel 6, Seite 4
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Wiederholter Einbruch beim Sector de Mujeres
Guatemala, 05. Juni. Zum zweiten Mal innerhalb von zehn Tagen wurde am vergangenen Wochenende in das Büro der Frauenorganisation Sector de Mujeres eingebrochen, mitten im historischen Zentrum der guatemaltekischen Hauptstadt. Während beim erste Einbruch zwei Mobiltelefone und ein Faxgerät mitgenommen, die Archive durchwühlt und Blutspuren vom Fenster durch das Büro hinterlassen wurden, wurden dieses Mal ein Aufnahmegerät und Geld als vermisst erklärt, erneut sind die Schränke und Schreibtische durchsucht worden. "Es ist eindeutig, dass man uns mit diesen Aktionen einschüchtern will. Der Sector de Mujeres hat schliesslich eindeutig Position bezogen, sowohl hinsichtlich der Welle der Feminizide, dem Freihandelsvertrag mit den USA", erklärt Martha Godínez, eine der Verantwortlichen der Organisation. "Wir glauben, dass die Angriffe aus der Richtung kommen, in die wir mit unseren Annahmen weisen hinsichtlich der Verbindung der Merkmale der Morde an Frauen heute mit denen, die während des Krieges von paramilitärischen Verbänden begangen wurden," so die Sector-Aktivistin Sandra Morán. Und weiter: "Diesmal haben sie eine Glasscheibe mit Blut auf meinem Schreibtisch hinterlassen, aber die Scheibe war vorher nicht im Büro gewesen, deshalb glauben wir, dass das eine Botschaft sein soll." Der Sector de Mujeres vertritt die Theorie, dass eine Verbindung zwischen denen besteht, die die Verantwortlichen für die Gewalt gegen AktivistInnen und MilitantInnen der linken Bewegungen in den 80er Jahren waren, und denen, die heute die Gewalttaten begehen, bei denen ermordete Frauen gefunden werden, an Händen und Füssen gefesselt und mit Zeichen extremer Gewaltanwendung. Zwischen 1960 und 1996 sind mehr als 40'000 Personen, darunter Studierende, GewerkschafterInnen und politische AktivistInnen von Staatsagenten verschwunden oder aussergerichtlich hingerichtet worden Allein im Jahr 2006 wurden bereits 235 Frauen im ganzen Land ermordet. Im vergangenen Jahr wurden offiziell 662 gewaltsam umgekommene Frauen gezählt. Claudia Samayoa, Mitglied der Schutzeinheit für MenschenrechtsaktivistInnen, versichert derweil, dass es sich bei den Einbrüchen in das Sector-Büro um eine Geheimdienstoperation handelt, die nicht nur hinter Information her ist, sondern in erster Linie die Organisation in Angst versetzen will. Nach oben |
Nach Meinung von Samayoa erinnert die Art des Angriffs auf Organisationen der Zivilgesellschaft an die Vergangenheit und ist ein Beweis für den Niedergang der Regierungsfähigkeit des Landes. "Wir befinden uns in einem Moment des Zusammenbruchs. Wenn wir diese Welle des Irrsinns nicht aufhalten, kann es ganz schön übel ausgehen." |
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