Anhaltender Terror im Ixcán
Fijáte 372 vom 15. Nov. 2006, Artikel 2, Seite 4
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Anhaltender Terror im Ixcán
Guatemala, 05. Nov. Während das Menschenrechtsprokurat (PDH) den Bericht seiner Untersuchung des militärischen Übergriffs auf die Gemeinde Ixtahuacán Chiquito in der Region Ixcán, Departement Quiché, am 21. August vorlegt, bei dem angeblich Drogenbosse und massenweise Waffen gesucht aber nicht gefunden wurden, geht der Terror im Ixcán weiter. (siehe ¡Fijáte 367) Dabei hatte die PDH gerade noch konstatiert, dass jene Aktion deutliche Züge von Missbrauch gegenüber der Bevölkerung getragen habe, die nach Jahren des Exils in Mexiko sich erst 1994 in der Gegend wieder angesiedelt hatten, alles Überlebende der Verfolgung während des Internen bewaffneten Konflikts. Waren die Ereignisse im August wortreich in der Presse berichtet und kommentiert worden, herrscht derzeit mediales Schweigen und allein Kommuniqués der Betroffenen und unabhängige Medien lassen Informationen nach aussen sickern. So schreibt Ana María Monroy in der Internetzeitschrift albedrío.org von dem "rentabelsten Megaprojekt des Präsidenten Oscar Berger, das die Ausmasse des Wasserkraftwerkes Chixoy mit einem Produktionspotential von 330 Megawatt und Kosten von ca. US-$ 300 Mio. weit übersteigt". Dieses, das geplante Wasserkraftwerk Xalalá, hat nun sein erstes Todesopfer gefordert. Unklar sind und bleiben wohl die Umstände. Gerüchte, Verschwundene, Unbekannte, die sich einerseits als Stellensuchende Lehrer vorstellen, andererseits aber angeblich vom Nationalen Elektrizitätsinstitut INDE ausgesandt wurden, um die Stimmung in Bezug auf das Wasserkraftwerk zu sondieren, gescheiterte Versuche von Seiten des INDE, Führungspersönlichkeiten der Gemeinden zu kaufen, die Finanzierung eines Gemeinderadios, durch das Verleumdungen von einzelnen Personen verbreitet werden - und der geplanten Stromerzeugungsanlage durch die Interamerikanische Entwicklungsbank BID - stehen genauso im brisanten Zusammenhang wie die Tatsache, dass das Wasserkraftwerk in Xalalá Teil des Systems des zentralamerikanischen Stromnetzes SIEPAC und damit Kernstück des regionalen Infrastrukturvorhabens Plan Puebla Panamá (PPP) ist. Nach oben |
Gemäss eines Artikels in der Tageszeitung Prensa Libre im Mai diesen Jahres, als Präsident Berger das erste Mal international die Lizenzvergabe von Xalalá bekannt gab, sei "die Region, in der der Staudamm gebaut werden soll, wenig bewohnt" - doch in Realität sind es mindestens 35 Gemeinden in den Munizipien Ixcán und Uspantán im Quiché und Cobán, Alta Verapaz, die Gefahr laufen, durch die durch den Damm provozierte Überschwemmung direkt oder indirekt betroffen zu werden. Doch die offene und geballte Ablehnung des Vorhabens durch die gut organisierte Bevölkerung der Gegend hat bereits wiederholt militärische Spitzelstrategien zum Einsatz kommen lassen. Für 5´000 Quetzales (ca. US-$ 650) im Monat sollen Einzelpersonen die Gemeindemitglieder überreden. Die Gerüchte und haltlosen Beschuldigen schüren die Spannung und das Misstrauen unter der Bevölkerung, die sozialen Organisationen, die Bürgermeistereien, Lokalen Räte und gar die Katholische Kirche werden gegeneinander aufgehetzt. Einer der vermeintlichen Lehrer oder Spitzel verschwand urplötzlich und die Gemeinde organisierte sich, um ihn zu suchen. Eine bereits verwesende Leiche wurde gefunden, doch bislang wurden weder Identität noch Todesursache festgestellt. Monroy stellt die These auf, dass diese Ereignisse den perfekten Vorwand bieten zur Einschüchterung der Bevölkerung und dem Wiederaufleben der Militärpräsenz in der Region, mittels der sowohl der Bau des Wasserkraftwerks als auch der zum PPP-gehörenden Strasse Franja Transversal del Norte garantiert und die Erdölabbauverträge, die 80% des Ixcán belangen, und Plantagenanbauten von Afrikanischer Palme und Zuckerrohr vorangetrieben werden können. |
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