guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Leserbrief zum Artikel "Lokale Gesetze gegen herrschende Straflosigkeit" im Fijáte Nr. 368

Fijáte 369 vom 04. Okt. 2006, Artikel 6, Seite 6

PDF Original-PDF 369 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 --- Nächstes Fijáte

Leserbrief zum Artikel "Lokale Gesetze gegen herrschende Straflosigkeit" im Fijáte Nr. 368

In einem weiteren Punkt schiesst der Artikel übers Ziel hinaus und packt das Reglamento Comunitario fälschlicherweise in einen Sack mit lokaler Justizwillkür: In der "Auflistung der Übel" heisst es, "in einem Munizip in VGQuichéNF (wird) verboten, Personen zu beerdigen, die im Ausland gestorben sind (...)." Anderes als der Artikel glauben macht, geht es hier keineswegs um ein generelles Verbot, mit xenophobischem Einschlag gar. Es handelt sich vielmehr um einen konkreten Einzelfall, der vor dem Hintergrund des genannten Konflikts hochgeschaukelt wurde: Die Comunidad-Verwaltung von Acul hatte sich zunächst tatsächlich geweigert, einen Einwohner des Nachbardorfes Xexuxcap (der in den VGUSANF verstarb), auf dem Ortsfriedhof von Acul zu beerdigen, mit dem Argument, der Friedhof sei voll und die letzten freien Quadratmeter sollten für die Verstorbenen aus Acul reserviert bleiben. Dem Bürgermeister aus Nebaj, der die Beerdigung seines Parteigängers aus Xexuxcap in Acul anordnen wollte, mochte man in Acul nicht so schnell entgegen kommen. Der Bürgermeister nahm diesen Konflikt zum Anlass, um das Reglamento Comunitario von Acul öffentlich anzuprangern: Dies sei der Grund für die Widerspenstigkeit der Aculer, das Reglamento sei illegal und öffne politischer Willkür Tür und Tor. Tatsache ist, dass das Reglamento dem Bürgermeister nicht passt, weil die Comunidad mit dem kleinen Schriftstück in der Hand selbstbewusster auftritt. Von Beerdigungsangelegenheiten oder gar obskuren Verboten ist darin allerdings nirgendwo die Rede...

Vor Ort ist die Lage längst entspannt: Der in der Fremde Verstorbene wurde inzwischen feierlich auf dem Friedhof von Acul beerdigt und die Comunidad Xexuxcap hat bei der Gemeindeverwaltung Nebaj die Anlage eines eigenen Friedhofs beantragt.

Dass es der Bürgermeister von Nebaj mit seiner verzerrten Darstellung der Dinge bis über den Atlantik in die Spalten von Fijáte geschafft hat, wird er als unerwarteten Propaganda-Erfolg verbuchen können."

Michael Eberlein (Nebaj)

Wir danken Michael Eberlein herzlich für die ausführliche Richtigstellung. Die Redaktion


PDF Original-PDF 369 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 --- Nächstes Fijáte