¡Híjole...! Die einmonatliche Kolumne von Fernando Suazo: Warum weint er bloss?
Fijáte 368 vom 20. September 2006, Artikel 8, Seite 6
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¡Híjole...! Die einmonatliche Kolumne von Fernando Suazo: Warum weint er bloss?
Im vergangenen Monat hatte ich das Privileg bei einem Besuch von dreissig GemeindeführerInnen, Frauen und Männer, des Maya-Volkes Q´eqchi´ dabei zu sein, die eine ebensolche Gruppe des Maya-Volkes Für mich war es eine Ehre, diesen Personen zuzuhören und sie zu beobachten, denn das, was sie erzählen, stammt nicht von Papieren, aus Computern und Gesprächen im Büro, sondern sind menschliche Grenzerfahrungen, berichtet in erster Person. Im Prinzip kann jeder und jede in Ländern wie dem unseren in eine solche Gunst kommen; es reicht der Wunsch, solche Treffen miterleben zu wollen. Die Begegnung fand in der Gedenk-Kapelle an die Opfer des Massakers von Die Versammlung der GemeindeführerInnen begann mit der Anrufung der Ahnen. Diesen wurden Weihrauch und Kerzen dargebracht und sie wurden zu dem Treffen eingeladen, denn sie, die Verstorbenen, waren die Protagonisten. Der Hauptanlass für den Besuch von Seiten der Q´eqchi´ bestand darin, Informationen über den Prozess zu erhalten, den die Gemeinde von Plan de Sánchez geführt hat, um zu erreichen, dass der Interamerikanische Menschenrechtsgerichtshof den Staat Guatemala als schuldig für das Die Damen und Herren Q´eqchí Die BesucherInnen sagten zu denen aus Plan de Sánchez: - "Alle Achtung, ihr habt es erreicht, die Leichen eurer Familienangehörigen zu exhumieren, aber wir können das nicht. Die Unseren sind dort in den Wäldern geblieben. Wie können wir sie wieder bergen?" Nach oben |
In beiden Gruppen herrscht die gleiche Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Diejenigen aus Plan de Sánchez haben zwar vom Staat als Entschädigung eine erste Geldrate erhalten, aber versichern, so lange keine Ruhe zu geben, bis sie die Verantwortlichen für den Ich dachte dabei für mich: Wenn die Erinnerung lediglich aus einer Anekdote besteht, trägt sie nichts bei, vielmehr reproduziert sie die gleiche Gewalt der Herrschenden. Aber wenn die Erinnerung Schmerz ist, dann nährt sie unaufhörlich die Utopie. Und die Utopie ist nicht mehr als das verunmöglichte Mögliche, wie der Es ist genau das, was wir vor einem Jahr bereits in Plan de Sánchez erlebt haben, als der Vizepräsident Die Frivolität, mit der die Staatsfunktionäre ihr Podium aufbauten, das Sonnendach spannten und ihr Grinsen als nette Jungs vor der Gemeinde, trafen auf die schmerzhafte Erinnerung der Leute, die weiterhin ganz genau wissen, was sie wollen: "Das alles bringt überhaupt nichts, solange wir die Verurteilten des Genozids in Plan de Sánchez nicht verurteilt sehen", rief Don Juan ins Mikrofon, der Führer der Gemeinde. Minuten später, als dem Vizepräsidenten die Stimme brach während er um Verzeihung bat, gingen den Menschen andere Fragen durch den Kopf, die auf dem Gedenk-Video festgehalten sind: "Warum weint er bloss? Schämt er sich wohl? Oder ist er wütend? Warum ist nicht der Präsident persönlich gekommen, der der Freund der grossen Unternehmer ist, um um Verzeihung zu bitten? Warum sind nicht die grossen guatemaltekischen Manager gekommen? Warum ist nicht Bittet er wirklich um Verzeihung, oder handelt es sich bloss um einen rein politischen Akt?" Die Begegnung der Überlebenden Q´equchi der CPR und der Achi´aus Rabinal stellte einen weiteren Ausdruck des profunden Guatemalas dar, des wahren Guatemalas, wo es noch glimmende Asche von Würde und Utopie gibt. |
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