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Der Fall der Bancafé - ein politisches Schlachtfeld

Fijáte 371 vom 1. Nov. 2006, Artikel 5, Seite 5

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Der Fall der Bancafé - ein politisches Schlachtfeld

Seit 2003 widmet er sich nun als Staatssekretär der Exekutive und Vertrauensmann von Berger vornehmlich der Politik und ist einer von drei ursprünglich aufgestellten Präsidentschaftskandidaten der GANA. Neben ihm sind der bisherige Landwirtschaftsminister VGÁlvaro Aguilar und der als Aussenseiter geltende Francisco Arredondo nominiert. Für den 3. Dezember waren die parteiinternen Wahlen der Aspiranten angesetzt. Doch in kürzester Zeit hat sich das GANA-Panorama komplett verzerrt. Aguilar erlitt einen Verkehrsunfall und fällt potentiell aus und Gonzalez ist in den Bancafé-Fall verwickelt, verliert selbst dabei an Glaubwürdigkeit und steht der GANA möglicherweise damit im Weg. Nach Bekanntwerden der Suspendierung sagte er spontan seine Kandidatur ab, erhielt jedoch offenbar Rückendeckung durch die GANA-Spitze und lässt seine Kampagne derweil ohne eigene Präsenz erst einmal weiterlaufen. GANA-intern wird unterdessen alles daran gesetzt, die Kandidatenwahl stattfinden zu lassen, wofür mehr als ein Anwärter notwendig ist. Dass Arredondo der lachende Dritte ist, will man im Zweifel durch die Suche nach neuen Kandidaten tunlichst verhindern.

Doch warum war Gonzalez mit seinen vermeintlich guten Beziehungen zu Politik und Bank nicht rechtzeitig gewarnt worden? Selbst mitwissende Parteigenossen haben ihn dabei klar im Stich gelassen. Und der Einfluss einer anderen "Partei" scheint sich durch die Tatsache zu bestätigen, dass sowohl die kürzlich zur Präsidentin der Staatsbank VGBANGUATNF und gleichzeitig zur Präsidentin der Währungsaufsicht gewählte María Antonieta del Cid de Bonilla, ausgeschiedene Finanzministerin, als auch der Bankensuperintendant Zapata, die das Schicksal der Bancafé zusammen besiegelten, "gewissen" Unternehmenskreisen nahe stehen. Der Analyst von incidencia democrática, Erwin Pérez, setzt denn auch als bekannt voraus, dass der Kreis der nationalen Banker kein Interesse daran hat, dass internationale Finanzinstitute den Bankenwettbewerb auf guatemaltekischem Boden anheizen. So hat sich beispielsweise die inzwischen besiegelte Ansiedlung der mexikanischen Banco Azteca extrem in die Länge gezogen, währenddessen der Kauf just der Bancafé durch eine Finanzgruppe aus VGEl SalvadorNF verhindert wurde. Die Haltung, das Bankensystem unter nationaler Kontrolle zu halten, widerspricht dabei zwar der gerade vom Unternehmertum gelehrten Neoliberalen Logik. Doch besser, die Bancafé verliert an Wert, um sie selbst erschwinglich aufkaufen zu können und die Aktien im Land neu zu verteilen, als anderen den Zugriff zu gewähren.

Neben dem Spiel um Milliarden ist ein weiterer Gewinn, so Pérez, politischer Natur, und richtet sich wiederum gegen Gonzalez, der weder zum erlauchten und politisierten Unternehmergremium VGCACIFNF gehört, noch mit den mächtigen Familien des Landes anbändelt, die mehr als 300 Firmen unter sich aufteilen und wirtschaftliche Interessen auf internationaler Bühne vertreten. Mit Gonzalez hätte "die Oligarchie" also kein dressiertes Pferd im Rennen. Als Marionetten dienen ihr bei der Sabotage die politischen Parteien, die die Regierungspolitik in Frage stellen, erhalten sie zum einen ja selbst Gelder aus dem Unternehmenssektor und können sich zum anderen eines politischen Konkurrenten entledigen.


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