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Krieg im Ixcán

Fijáte 367 vom 30. August 2006, Artikel 7, Seite 6

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Krieg im Ixcán

Der Chef der Staatsanwaltschaft, Luís Florido, erklärte, man habe auf einen Anruf an die Notfallnummer 110 der Polizei hin gehandelt. Ein Mitarbeiter einer vor Ort arbeitenden Nichtregierungsorganisation habe angerufen und die Informationen über das 3-tönnige Waffenlager geliefert.

Verteidigungsminister VGFrancisco BermúdezNF begründete den Militärüberfall mit Informationen des militärischen Geheimdienstes über den Drogenring rund um Otto Herrera, der sein Aktionsfeld vom VGPeténNF in den Norden des Quichés verlegt haben soll. Die Militäraktion im Ixcán fand interessanterweise wenige Tage nach einer Reklamation des US-amerikanischen Botschafters in Guatemala statt, der von den VGVereinigten StaatenNF unterstützte Antidrogenkampf habe nicht die gewünschten Resultate erzielt. Von Bermúdez stammt auch der schöne Satz, bezogen auf den Bürgermeister von Ixcán, Marcos Ramírez: "Der kommt aus einem anderen Dorf und gehört, nebenbei gesagt, zur URNG."

Der für die Aktion im Ixcán verantwortliche Innenminister VGCarlos VielmannNF seinerseits berief sich ebenfalls auf Informationen des militärischen Geheimdienstes, er stützte sich jedoch auf die These des Waffenlagers und stritt ab, dass die ganze Sache im Zusammenhang mit Drogenfahndung stand. Dass die Operation nicht den gewünschten Erfolgt gehabt hat, findet er nicht weiter schlimm, das könne in solchen Fällen vorkommen, meinte er. Er verneinte auch, dass es irgendwelche Übergriffe oder Zusammenstösse mit der Bevölkerung gegeben hat. Und um einen Erdhügel umzugraben, brauche es auch keinen Durchsuchungsbefehl, versicherte Vielmann.

Die URNG kritisierte in einer Presseerklärung das Vorgehen des Militärs und bezeichnete es als "im Stile der damaligen Aufstandsbekämpfungsmassnahmen": Ohne präsizen Grund, ohne konkretes Ziel, mit der einzigen Absicht, die Bevölkerung einzuschüchtern und Panik auszulösen. Weiter wehrte sich die URNG gegen die Anschuldigung, es ginge um Waffen der ehemaligen Guerilla. Diese habe ihr gesamtes Arsenal damals den VGVereinten NationenNF abgegeben, worüber es entsprechende Dokumentationen gäbe.

Ana María Monroy, eine Freiwillige Mitarbeiterin der Sozialpastorale des Ixcán und Mitglied einer Umweltorganisation hat ebenfalls eine Erklärung für das Vorgefallene: Man sei dem alten Schema des Antikommunismus gefolgt, diesmal getarnt unter einer Drogenfahndungsaktion. Es gebe aber Vermutungen, dass das Militär ihre "Ausgrabungen" im Auftrag von VGÖlfirmenNF gemacht hätten, die Bodenproben aus der Gegend wollten, wisse man doch, dass der Boden im Ixcán potentiell Öl birgt.

Was hier ein bisschen nach Verschwörungstheorie klingt, wird vom Präsidenten der kongresseigenen Kommission für Frieden und Entminung, Víctor Manuel Sales Ortiz, folgendermassen umschrieben: "Man muss bedenken, dass der Ixcán und der Norden Huehuetenangos Regionen sind, wo nationale und internationale Unternehmen ihre Megaprojekte wie z.B. die Verbindungsstrasse VGFranja Transversal del NorteNF geplant haben (für deren Bau im Moment die Konzessionen verhandelt werden), aber es gibt auch Pläne für Ölbohrungen und die Anpflanzung von VGZuckerrohrNF zur Etanolgewinnung".

In diesem "Krieg des Guten gegen das Böse" sind offenbar alle Mittel erlaubt. Früher hat man die Dörfer auf der Suche nach der Guerilla überfallen, heute überfallt man sie auf der Suche nach Drogenhändlern oder altem Waffenschrott. Das gemeinsame an diesen Aktionen ist, dass sie straflos bleiben, denn im "Krieg" ist man ja bekanntlich niemandem Rechenschaft schuldig über sein Tun


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