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Der General "hatte niemanden, der ihn über die Massaker informierte"

Fijáte 364 vom 19. Juli 2006, Artikel 6, Seite 5

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Der General "hatte niemanden, der ihn über die Massaker informierte"

Während sich diejenigen Organisationen der Zivilgesellschaft befriedigt und hoffnungsvoll zu dem Haftbefehl äussern, müssen die Verteidiger der Angeklagten, die in ihrem vollen Recht sind, Einsprüche gegen die Rechtsentscheide einzulegen, feststellen, dass sie mit dem Verdrehen von gesetzlichen Grundlagen nicht weiter kommen. Also verdächtigen sie nun - laut dem Kolumnisten Sam Colop - den Richter Santiago Pedraz ob Verbindungen mit der ETA. Ein anderer ihrer Schachzüge sieht die Suche nach spanischen StrafrechtlerInnen vor, die zum einen den Haftbefehl neutralisieren, zum anderen Santiago Pedraz der Rechtsbeugung beschuldigen sollen. Da offenbar auch diese Strategie wenig vielversprechend erscheint, haben die Anwälte unterdessen eingestanden, dass ihre Mandanten wohl aussagen könnten - unter der Bedingung, dass dies hinter verschlossenen Türen und ohne Richter Pedraz stattfinde.

Über diesen und dessen Intentionen haben die Advokaten der Beschuldigten eine ganz eigene Sichtweise. So kommentiert der Anwalt von Ex-Verteidigungsminister Guevara, José Toledo: "Pedraz fühlt sich stark, weil er die Rückendeckung von den Organisationen hat, die sich Verteidigerinnen der Menschenrechte nennen, obwohl sie nichts weiter als die alte VGGuerillaNF sind."

VGFernando Linares Beltranena, Rechtsvertreter von Mejía Víctores vertritt noch eine andere Theorie: "Pedraz will bloss seine 15 Minuten Ruhm, damit er Verträge bekommt und in Universitäten Vorträge halten kann, so wie es mit dem Richter Baltazar Garzón geschehen ist wegen des Falles von Pinochet."

Ríos Montt selbst, heutiger Generalsekretär der VGRepublikanischen Front GuatemalasNF (FRG) setzt mit seiner Version der Geschehnisse dem ganzen die Krone auf. Angelehnt an einen bekannten Titel des Schriftstellers García-Márquez überschreibt die Nachrichtenagentur VGCeriguaNF ihren entsprechenden Artikel denn auch zynisch: Der General "hatte niemanden, der ihn über Massaker informierte", behauptet der pensionierte General Ríos Montt doch tatsächlich, dass es während seiner Amtszeit wohl zu Ausschreitungen von Seiten des Militärs gekommen sei, wenn keine Befehle von Oben vorgelegen hätten, doch er hätte von dem Ganzen keine Ahnung gehabt. Und im Allgemeinen habe das Militär bloss seine Funktion erfüllt. Dabei stellt die Wahrheitskommission noch fest, dass "während der Periode von Ríos Montt 69% der aussergerichtlichen Hinrichtungen, 41% der sexuellen Vergewaltigungen und 45% der Folterungen der von ihr registrierten Fälle durchgeführt wurden.

In einer Pressekonferenz gab Ríos Montt bekannt, dass er damals - nach dem Putsch gegen VGLucas GarcíaNF - von den Militärs auf den Posten des Staatschefs erhoben wurde und deswegen nicht mitbekam, dass jegliche Art von Verbrechen gegen die Menschenrechte während des Konflikts begangen wurden. Dies aus dem Mund eines Militärs zu hören, der als Präsident zwangsweise wissen musste, dass er die oberste Befehlsgewalt über das Militär hatte und folglich für alle Folgen der von Mitgliedern desselben begangenen Taten die Verantwortung trug, lässt laut dem Kommentar in der Tageszeitung VGPrensa LibreNF darauf schliessen, dass Ríos Montt anscheinend weder Wissen noch Kontrolle über die Vorkommnisse im Internen Bewaffneten Konflikt gehabt haben will. "Dass ist bedauernswert für seine AnhängerInnen, denn die ihm zugeschriebenen Führerschaft war offenkundig nicht so solide, und man muss hinzufügen, dass sie es im Fall des Chefs der FRG auch nicht gewesen ist", so der Artikel weiter, "und auf dem rein militärischen Feld können die Worte von Ríos Montt gar als eine Art Desertion oder Verrat gewertet werden". Bei der Situation, in der er sich derzeit befindet, handelt es sich gemäss dem General um eine politische Verfolgung, die von "den Terroristen, die den Krieg verloren haben" vorangetrieben wird.

Menschenrechtsorganisationen und die Staatsanwaltschaft beantragen derweil beim VGVerfassungsgerichtNF (CC), das Schutzurteil zu Gunsten Ríos Montts, das den Prozess gegen die Täter zuletzt zum Liegen gebracht hat, aufzuheben. Die Organisationen ersuchen zudem, dass das CC die rund 24 Amnestievereinbarungen, die die Beschuldigten begünstigten, ebenfalls widerrufe.


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