Jugend und politische Partizipation - aus der Perspektive eines guatemaltekischen Mädchens
Fijáte 367 vom 30. August 2006, Artikel 5, Seite 5
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Jugend und politische Partizipation - aus der Perspektive eines guatemaltekischen Mädchens
Meiner Meinung nach fehlt es der guatemaltekischen Jugend an Eigenständigkeit in der Formulierung ihrer Bedürfnisse und Interessen. Ihre politischen Forderungen sind sehr stark von aussen und von ihrer Eltern geprägt. Ich habe mich schon immer für die Partizipationsmöglichkeiten interessiert, die es in meinem Land für Kinder und Jugendliche gibt und schon früh ein Bewusstsein entwickelt für die Probleme und Bedürfnisse die wir als Bevölkerung, aber speziell auch als Kinder und Jugendliche haben. Denn wir, die Jugend, sind die Gegenwart und haben das Recht auf eine würdevolle Zukunft. Seit zwei Jahren engagiere ich mich in der Organisation für arbeitende Kinder und Jugendliche (ONNATS). Die Kinderarbeit hat aufgrund der Armut zugenommen, viele Kinder sind gezwungen, mit ihrer Arbeit zum Familieneinkommen beizutragen. Mit der zunehmenden Kinderarbeit nimmt auch die Ausbeutung der jugendlichen Arbeitskräfte zu. Arbeitende Knaben, Mädchen und Jugendliche sind physischen und psychischen Misshandlungen ausgesetzt, ohne dass jemand energisch die Stimme dagegen erheben und sich deutlich gegen die Gewalt gegen die Jüngsten und Verletzbarsten dieses Landes aussprechen würde. Wir Kinder haben das Recht zu Arbeiten. Gleichzeitig ist dieses Recht aber voller Ungerechtigkeiten, denn arbeitende Kinder müssen die Schule verlassen, haben keine Sozialversicherung, haben nur schwierig Zugang zu medizinischer Versorgung und werden ihrer Freizeit und dem Spielen beraubt, sie können nicht wirklich Kinder sein, sondern müssen schon als Kinder erwachsen sein, ihre Arbeit erfüllen und Geld verdienen. Folgende Geschichte, wiederspiegelt die harte Realität der arbeitenden Kinder: Der Vater meines Vaters war Fischer und konnte selber als Kind nicht zur Schule gehen. Die Mutter meines Vaters starb sehr jung an einer heilbaren Krankheit. So war mein Vater gezwungen, schon als kleiner Bub sein Leben mit der Feldarbeit zu verdienen, später ging er als Händler an die Küste und entpuppte sich bald als ein guter Rechner und Verkäufer. Dies geschah vor fünfzig Jahren und ist heute für Hunderte von Mädchen und Jungen noch genauso, vor allem wenn sie indigener Herkunft sind. Ich bin ein Kind des bewaffneten Konflikts, bin im Krieg aufgewachsen, meine Eltern waren in der Guerilla. Ich habe sie bei dem schwierigen Prozess der Demobilisierung und der Wiedereingliederung in das soziale, politische und produktive Leben begleitet. Ich glaube, meine Eltern haben einen grossen Beitrag geleistet, damit sich in unserem Land etwas verändert, deshalb ist es auch mir sehr wichtig, mich dafür einzusetzen, dass das Erreichte - die Friedensabkommen - nicht verloren gehen. Nach oben |
Die aktuelle Realität Guatemalas ist geprägt von Gewalt und Unsicherheit und macht uns alle sehr verletzbar. Unsere Eltern müssen teuer für unsere Ausbildung bezahlen, wenn wir krank werden, ist es schwierig, einen Arzt bezahlen zu können, unsere Lebensbedingungen sind schlecht, unsere Rechte werden permanent verletzt. Es gibt aber Kinder- und Jugendbewegungen, die Lösungen für diese Probleme suchen und die den Protagonismus der Kinder fördern, damit unsere Stimmen erhört werden und damit unsere Regierung die Vorschläge der Jungend zur Lösung der Jungendproblematik kennt. Ich vertrete meine Organisation im Jugendparlament, eine Art beratender Instanz, die versucht, die Realität der guatemaltekischen Kinder und Jugendlichen zu verbessern. In diesem Gremium teilen wir unsere Hoffnungen, unsere Kämpfe, unsere Probleme und Vorschläge und entwickeln eigene, neue Visionen von dem Leben, das wir leben möchten. Ich grüsse alle LeserInnen von ¡Fijáte! freundschaftlich und danke für euer Interesse an unserem Land. Ich hoffe, weiterhin in Kontakt mit euch bleiben zu können. Herzlich! Carmen Yali Tacaxoy Santos. |
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