Hunger nach Buchstaben

Guatemala, 4. Aug. Der "Hunger nach Buchstaben", den der guatemaltekische Poet Otto René Castillo vor Jahren verspürte, konnte vom 28. Juli bis zum 6. August möglicherweise etwas gestillt werden. Während dieser Woche fand nämlich die IV. Internationale Buchmesse Guatemalas (FILGUA) statt, zusammen mit der X. Internationalen Buchmesse Lateinamerikas (FILCEN), die dieses Jahr in Guatemala stattfand.

"Wir leben in einer Globalisierung ohne Kultur", schrieb der Kolumnist Miguel Angel Sandoval in der Tageszeitung Prensa Libre, "denn diese beschänkt sich im Falle Guatemalas auf den Verkauf von Schrauben, Avocados, Dienstleistungen und Land. Niemandem fällt es ein, guatemaltekische Kultur oder Bücher als ein für die Globalisierung interessantes Gut zu betrachten. Kein Wunder, dass Bücher in keinem Land der Region so sind teuer wie hier."

Auf der Messe waren rund 85 Verlage aus ganz Lateinamerika, den USA und Europa präsent, rund ein Drittel davon aus Guatemala. Das Rahmenprogramm der Messe umfasste mehr als 200 Aktivitäten, darunter verschiedene Foren, die Präsentation von über 20 guatemaltekischen und lateinamerikanischen Neuerscheinungen, Ausstellungen und Workshops.

In den letzten Tagen waren die Kolumnen der Tageszeitungen voll von den Geständnissen von Bücherwürmern, die über ihre Lese-Sucht schrieben. Tatsache ist aber, dass Bücherlesen in Guatemala nach wie vor das Privileg einer Minderheit ist. Analphabetismus, die erwähnten hohen Preise für Bücher und wohl auch das Fehlen der Gewohnheit zu Lesen (aus welchen Gründen auch immer) sind mögliche Erklärungen dafür.