10 Jahre Friedensabkommen - Wenig wurde erreicht
Fijáte 376 vom 10. Januar 2007, Artikel 3, Seite 3
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10 Jahre Friedensabkommen - Wenig wurde erreicht
Zehn Jahre nach den Friedensabkommen stellen wir fest, dass - trotz einiger Veränderungen - der Grossteil derselben nicht umgesetzt wurde. Hauptgrund dafür ist der mangelnde politische Wille der Herrschenden, die im Bemühen darum, ihren status quo aufrechtzuerhalten, die Umsetzung verunmöglicht haben. Von Unbestritten gibt es heute in Guatemala mehr Spielräume, um Ideen oder politische Ideologien zu diskutieren. Es gibt positive Entwicklungen im Kunstbereich, in der Literatur und in der Malerei. Es gibt keine institutionelle Verfolgung von politischen oder sozialen Oppositionellen mehr, ebenso hat sich der Organisierungsgrad der Bevölkerung im Vergleich zu den schlimmsten Zeiten des Staatsterrors um ein Vielfaches verbessert. Leider - und bedauerlicherweise gibt es immer ein "leider" - haben wir keinen Fortschritt in Sachen Bekämpfung der Budgetdiskussionen: Fürs Militär nie genugDer Militarismus ist auch heute noch im Alltagsleben präsent. Er manifestiert sich z.B. in den kombinierten Polizei-Militär-Patrouillen, die im ganzen Land anzutreffen sind, oder in den für die innere Sicherheit zuständigen staatlichen Institutionen: Sowohl der Verteidigungsminister wie der Chef des Generalstabs sind Militärs. Jedes Jahr zwischen September und November treten sowohl die/der Finanzminister/in und der Präsident an die Öffentlichkeit und machen sich für das Militär stark - jedes Mal mit dem Argument, dass, um die Friedensabkommen einzuhalten, das Militärbudget erhöht werden müsse. Dieses soll gemäss Friedensabkommen einen gleichbleibenden Prozentanteil des Bruttoinlandprodukts ausmachen (das heisst, mit jeder Im «Abkommen über die Rolle des Militärs in einer demokratischen Gesellschaft» steht die Kürzung des Militärpersonals um ein Drittel fest. Dieser Kompromiss wurde tatsächlich eingehalten, wobei zu betonen ist, dass sich zwar die Anzahl der SoldatInnen verringert hat, nicht jedoch die Macht und der Einfluss des Militärs im zivilen und politischen Leben. Reduziert wurde die Anzahl der "einfachen" SoldatInnen, während sich die militärische "Mittelschicht", bestehend aus einer Vielzahl von mässig ausgebildeten Offizieren, halten konnte - zu einer Professionalisierung der Armee hat dies aber nicht beigetragen. Die im selben Abkommen beschworene Stärkung der zivilen Behörden wurde bisher nicht in die Praxis umgesetzt. Im Falle der Armee reizt man also das in den Friedensabkommen definierte Maximalbudget aus, während der Explosive SituationDie Militärangehörigen, daran gewöhnt, ihre Einkünfte und ihre Macht durch schmutzige Kriegsgeschäfte und |
Ausdruck dieser nach wie vor die Politik durchdringenden Macht des Militärs ist, dass mehrere der provisorischen Wahlkandidaten Ex-Militärs sind. Einer davon - mit nicht unerheblicher Chance auf den Präsidentensitz - ist der General Wirtschaft: Ungerechte VerteilungWas die wirtschaftliche Situation betrifft, lebt ein Grossteil der Bevölkerung nach wie vor in Auch die Arbeitslosigkeit wächst täglich, während gleichzeitig die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt. In jüngster Zeit ist eine neue Art temporärer Arbeitsverträge aufgekommen, welche die Angestellten von jeglichen Sozialleistungen und Arbeitsplatzsicherheiten ausschliessen. Diese Verträge werden jeweils für die Dauer eines Jahres abgeschlossen, die Arbeitsbezeichnung lautet vielversprechend «BeraterIn» (consultorA). Dies provoziert grosse Verunsicherung und Frustration in der Bevölkerung. Der Unterschied zwischen Arm und Reich wächst. Während eine Minderheit in Opulenz und Privilegien lebt, weiss die Mehrheit nicht, was sie morgen ihren Kindern auf den Tisch bringen soll. Im Jahr 2006 sind die sozialen Unterschiede viel grösser als zu Beginn des bewaffneten Konflikts in den 1950er Jahren. Die ethnischen Ungleichheiten spiegeln sich zusätzlich und vor allem in den Departements mit indigener Bevölkerungsmehrheit wider. Departements wie Die operativen Abkommen, in denen es unter anderem um die Demobilisierung der Es bleibt nur die Hoffnung…Zusammenfassend muss gesagt werden, dass die Empfehlungen der Einer der wenigen Punkte, die in den Empfehlungen der CEH und im Friedensabkommen über die Was bleibt, ist die Hoffnung der Bevölkerung, dass sich irgendwann irgendetwas ändern muss. Dass die Friedensabkommen eines Tages umgesetzt werden müssen und dass der Aufbau einer Demokratie und des Friedens in Guatemala einmal Realität sein werden. |
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