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Der Oscar und die Infiltrierten

Fijáte 380 vom 07. März 2007, Artikel 3, Seite 4

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Der Oscar und die Infiltrierten

Der Bericht der Staatsanwaltschaft behauptet, die Morde hätten zum Teil in einem anderen Bereich des Gefängnisses stattgefunden, es gäbe keine Anzeichen eines Kampfes, die Männer seien aus nächster Nähe erschossen worden und der Tatort bzw. die Zelle sei im Nachhinein verwüstet worden. Es gäbe zudem vier Zeugen, die bereit seien, auszusagen unter der Bedingung, dass ihnen Sicherheit garantiert werde.

Der verantwortliche Richter kündigte nach dem Mord der vier für die Ermordung der Salvadoraner beschuldigten Polizisten an, die Ermittlungen jenes Verbrechens archivieren zu wollen, seien die Verantwortlichen ja jetzt tot. Die VGGruppe gegenseitiger HilfeNF (GAM) verweist derweil auf die Tatsache, dass das organisierte Verbrechen Mitglieder der Sicherheitskräfte und vor allem die Leute in Leitungspositionen von Polizei und Militärkasernen unter Bedrohung halte. Deutlich grösser und in den folgenden Tagen bereits unter Beweis gestellt, ist das Risiko, dass durch die Beseitigung derer, die noch hätten auspacken können, die intellektuellen Verantwortlichen für den Mord an den Abgeordneten nun straffrei davon kommen.

Der Präsidentschaftskandidat der VGPatriotischen ParteiNF, VGOtto Pérez MolinaNF, der im internen bewaffneten Konflikt Verantwortungstragender Leutnant war, schliesslich Mitglied des VGPräsidentialen GeneralstabsNF (EMP) und zu Beginn der aktuellen Regierung Kommissionar für Innere Sicherheit, diese Stelle jedoch bald kündigte, nutzte die Gunst der Stunde und stellte die Behauptung auf, dass es in der aktuellen Regierung gleich zwei Todesschwadronen gebe, eine, die einer bestimmten Person im Innenministerium unterstünde und eine andere unter Verantwortung eines Mannes in der Polizei. Die Namen liess er sich von der Presse aus der Nase ziehen: Er meinte den persönlichen Berater von Innenminister, Victor RiveraNF, und Javier Figueroa, den stellvertretenden Ermittlungsleiter der Polizei. Letzterem sowie dessen Untergebenem, Victor Soto, wurde letztendlich doch gekündigt und sie wurden der Staatsanwaltschaft für deren Untersuchungen freigestellt. Jedoch ohne jegliche Auflagen - was Figueroa nutzte, um sich kurzfristig - angeblich für ein paar Familienurlaubstage - nach VGCosta RicaNF abzusetzen.

Der Kongress zitierte unterdessen Vielmann zu einer Interpellation und Stellung der Vertrauensfrage, um die der Innenminister jedoch noch herumgekommen ist. Angeblich hatten dieser sowie PNC-Chef Sperisen Präsident Berger schon ihre Kündigungen eingereicht, der jedoch hat sie vehement in ihren Posten bestätigt. Neben der Befürchtung der Zivilgesellschaft, dass auch die Umbesetzung von diesen Ämtern zur Folge haben könnte, dass mögliche Verantwortliche ihre Rechenschaft schuldig bleiben, stellt sich die Frage, wer sie kurzfristig ersetzen könnte.

Unterdessen wurden der inzwischen gekündigte Direktor des Boquerón, der "Kerkermeister" und 21 Wächter wegen Verbrechensdeckung verhaftet und vier Familienangehörige von Mareros festgenommen, die Elektrogeräte aus dem Gefängnis schafften, in denen je eine Schusswaffe gefunden wurde, die angeblich den in der Todeszelle gefundenen Patronenhülsen entsprachen. Die inhaftierten Besitzer der Geräte weisen hingegen darauf hin, dass diese bereits seit einigen Tagen konfisziert worden waren, bevor sie den Angehörigen übergeben wurden.

Derweil kommen die Ermittlungen des vierfachen Mordes an den Abgeordneten kaum von der Stelle. Nach Bekundungen in den ersten Tagen, die Tat würde die Beziehungen zwischen den Ländern nicht beeinträchtigen, werden die Töne inzwischen kühler. Antonion Saca hat seine Besorgnis, der Fall bliebe ungeklärt, bei einem Besuch im Weissen Haus US-Präsident George VGBushNF mitgeteilt, der sich der Aufklärungsforderung El Salvadors anschloss. Auch das diplomatische Korps in Guatemala betrachtet die Situation mit Skepsis. Saca wurde inzwischen deutlicher und meint, "es gibt Autoritäten hohen Ranges, die vor Gericht geführt werden sollten". Ausserdem sei er inzwischen zu der Ansicht gekommen, dass "in Guatemala versucht wird, etwas zu verdecken".

Doch über Mutmassungen hinaus bleiben die Umstände des ersten Verbrechens unklar, währenddessen mehr als deutlich ist, dass mit dem Mord an den Polizisten relevante Spuren verwischt werden sollten. Angeblich soll der junge D´Aubuission Verbindungen zum VGDrogenhandelNF gehabt haben, zudem sei bei einem der Ermordeten eine Menge Geld gefunden worden, mit dem eine guatemaltekische Partei finanziert werden sollte und schliesslich seien in einem versteckten Fach in ihrem Auto Spuren von weissem Pulver entdeckt worden. Dass politische Unstimmigkeiten innerhalb der ARENA auf diese Weise ausgetragen worden seien - schliesslich stehen auch in El Salvador dieses Jahr VGPräsidentschaftswahlenNF an - oder dass überhaupt Salvadoraner an diesem Mord beteiltigt sein sollen, wird indes aus dem Nachbarland dementiert.

Die offizielle Version dieses Falles von guatemaltekischer Seite ist immer noch jene, die involvierten Polizisten seien eine - begrenzte - Gruppe im Dienste des organisierten Verbrechens und seien hinter kolumbianischen VGDrogenNF hergewesen.

Am 28. stellte sich schliesslich einer der noch gesuchten DINC-Männer der Polizei, verweigert jedoch jede Aussage. Es war der, der an der Tankstelle gesehen worden war. Er sitzt nun im Untersuchungsgefängnis in der Zone 18 der Hauptstadt unter sechsfacher Sicherheit: zwei Leute der PNC, zwei Gefängniswärter, ein Soldat und ein Vertreter der PDH bewachen ihn.

Während inzwischen einige JournalistInnen von TV- und VGRadiosendernNF sowie der Printmedien bedroht und aufgefordert wurden, den Ton ihrer Berichterstattung zu senken und sich zurück zu ziehen, bleiben viele Fragen offen. Gemäss den Ermittlungen ist den Polizisten bei der Verfolgung des Abgeordnetenwagens ab der Grenze zu El Salvador telefonisch stetig Informationen zugeflossen, sogar die Angabe des Nummernschildes des betreffenden Zielobjekts. Wie konnten sie das Auto mit potentiellen Kolumbianern verwechseln? Mit dem Wissen um die Ausstattung und das Funktionieren ihres eigenen DINC-Fahrzeuges: wie konnten sie es wagen, mit angeschaltetem GPS-Gerät zum Tatort zu fahren? Zwei der Polizisten sind vor zwei Jahren mit dem Goldenen Kreuz-Orden für besondere Verdienste ausgezeichnet worden. Waren sie tatsächlich die abgebrühten Verbrecher oder einfach bloss disziplinierte Agenten, die Befehle von oben ausführten? Auch die beinahe magische Öffnung von acht normalerweise hermetisch verschlossenen Sicherheitstüren in einem "Hochsicherheitsgefängnis", die zu den Polizisten führten, weisen doch klar darauf hin, dass "höhere Mächte" in irgendeiner Form ihre Finger mit im Spiel haben.

Letztendlich verwundert nun auch die Ankündigung der Exekutive kaum, zur Säuberung die PNC komplett aufzulösen und durch eine Institution militärischen Schnittes zu ersetzen, oder zumindest engere Beziehungen zum VGMilitärNF aufzubauen. Zudem ordnete Berger bereits an, die nötigen legalen Voraussetzungen zu schaffen, um kriminelle PNC-AgentInnen sofort feuern zu können.

Kursieren in El Salvador jetzt extrem verstärkte Reisewarnungen für Guatemala-BesucherInnen, ist das PARLACEN schon auf der Suche nach einem sicheren Sitz, möglicherweise wird es VGNicaraguaNF.


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