Ein Loch mitten in der Stadt
Fijáte 380 vom 07. März 2007, Artikel 5, Seite 6
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Ein Loch mitten in der Stadt
Guatemala, 02. März. Seit Monaten hatten die AnwohnerInnen den zuständigen Institutionen Bescheid gesagt und beantragt, geologische Untersuchungen im Wohnviertel durchzuführen, wo seltsame Geräusche und Beben wahrgenommen wurden. Das Katastrophenamt CONRED hatte längst bescheinigt, dass es sich um eine Risikozone handelt, doch der Wohnfond FOGUAVI hat die Anträge auf Unterstützung abgelehnt, mit der die BewohnerInnen hätten umziehen können. Präventive Massnahmen wurden erst recht nicht getroffen. Und auf einmal befindet sich just im Viertel San Antonio in der Zone 6 der Hauptstadt anstelle der zentralen Strassenkreuzung ein 40m Durchmesser- und 150m Tiefe messender Krater, der wenige Tage später noch grösser wird. Neben der Tatsache, dass die Stadt auf der Grenze von gleich drei tektonischen Platten gebaut ist, was zur erhöhten Erdbebengefahr beiträgt, ist das Abwasserkanalsystem seit Jahren ohne angemessene Instandhaltung. Ursache des immensen Erdrutsches, der mehrere Wohnhäuser, Bäume und schwere Fahrzeuge mit in die Tiefe gerissen hat, war die Verstopfung eines Sammelkanals. Die Abwässer infiltrierten sich daraufhin in die umliegenden Erdmassen und weichten diese auf. Die Geräusche im Vorfeld stammten von bereits hinabstürzenden Erdbrocken. Am Sonntag, den 22., hielt der Boden dem Gewicht der bebauten Oberfläche nicht mehr stand und sackte ein. Drei Tote, ein Geschwisterpaar und ihr Vater, die in jenem Moment mit ihrer Mutter am Abendbrottisch sassen und vor deren Augen verschwanden, wurden kurz darauf am Ufer des Flusses gefunden, in den der betroffene Abwässerkanal führt. Von 15 weiteren anfangs Vermissten war später keine Rede mehr. Nach oben |
Das Wohnviertel wurde noch im Morgengrauen des Freitags evakuiert. Doch erst eine Woche später beantragt CONRED die Deklaration des Katastrophenzustandes in der Zone, vornehmlich, um die Zuweisung von Geldern für die Reparaturarbeiten zu beschleunigen. Aufgrund der bislang strikten Bedingungen, hat zwar ein Grossteil, aber längst nicht alle betroffenen BewohnerInnen Recht auf Wohngeldunterstützung. Derweil hat sich in der Nähe noch ein Graben auf einer Strasse aufgetan und viele AnwohnerInnen finden jetzt endlich Gehör für ihre besorgten Beobachtungen von Rissen in ihren Hauswänden und auf den Strassen im Viertel. Wenigstens in der Presse, von staatlicher Seite haben sie noch keine Antwort bekommen. |
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