Wenn zwei sich streiten, freut sich Panama
Fijáte 372 vom 15. Nov. 2006, Artikel 6, Seite 6
Original-PDF 372 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte
Wenn zwei sich streiten, freut sich Panama
New York/ Guatemala, 04. Nov. Nach letztendlich 46 Wahlrunden, von denen Guatemala in 45 im nicht ausreichenden Stimmvorteil lag, haben am 01. November nun die konkurrierenden Aspiranten auf einen nicht-ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat, Guatemala und Venezuela, ihren Rücktritt erklärt (siehe ¡Fijáte! 371). Als Alternative schlugen sie der Gruppe Lateinamerika und Karibik (GRULAC) Panama als Vertreterland der Region vor, das ab Januar Argentinien in New York ablösen soll. Auch wenn der Kanalstaat diesen Posten nicht in seine aussenpolitische Agenda der nächsten zwei Jahre vorgesehen hatte, nahm das Land das GRULAC-Mandat geehrt entgegen. Dass nun allein die Zweidrittelmehrheit der UNO-Generalversammlung fehlt, um der Wahl ihren Segen zu geben, gilt als reine Formsache. Die Konsequenz aus der Ausweglos scheinenden Pattsituation zwischen Guatemala und Venezuela erfüllt das südamerikanische Land mit Siegesansinnen; die Parlamentspräsidentin Cilia Flores bezeichnet die "Niederlage der USA" gar als einen "Triumph für die venezolanische Aussenpolitik". Dabei hat sich Guatemala stets - zumeist vergeblich - dagegen gewehrt, als Spielfigur der USA zu gelten, die auf jeden Fall verhindern wollten, dass Venezuela den UN-Ratssitz einnehme. So klingt Aussenminister Gert Rosenthal eher verbittert, hatte er doch darauf gehofft, dass das südamerikanische Land aus Höflichkeit zurücktrete, habe Guatemala doch ausser in einer in allen Wahlrunden mehr Stimmen erhalten. Nach oben |
Der Politanalyst Erwin Pérez befürchtet in incidencia democrática, dass die angesichts des hintergründigen Machtkampfes unnötige Wahlprozedur nicht nur die Beziehungen zwischen Guatemala und Venezuela, sondern auch zwischen den lateinamerikanischen Blöcken vergiftet haben könnte. Hatte Panama im Oktober noch sein Desinteresse an einem Ratssitz bezeugt, seien aber durch seine Wahl, so Pérez, keine grossen Veränderungen auf der UN-Sicherheitsbühne zu erwarten und seine Rolle ähnlich derer einzuschätzen, die Guatemala eingenommen hätte. Panama war bereits viermal nicht-ständiges UN-Sicherheitsratsmitglied. Aufgrund seiner geografischen Lage könne es als Grenze zwischen den Washington-Gehorsamen und den Ländern interpretiert werden, die auf demokratische Weise von einer wachsenden Linkswelle in Südamerika überrollt werden, meint Pérez. |
Original-PDF 372 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte