Vogelgrippe in Guatemala - eine vorhersehbare Katastrophe
Fijáte 359 vom 10. Mai 2006, Artikel 8, Seite 6
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Vogelgrippe in Guatemala - eine vorhersehbare Katastrophe
Guatemala, 05. Mai. Bis heute sind auf dem amerikanischen Kontinent noch keine Fälle des auf Menschen übertragbaren Vogelgrippe-Virus H5N1 aufgetreten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO befürchtet aber, dass mit der im August beginnenden Vogelmigration von Norden nach Süden kanadische mit asiatischen Vögeln in Kontakt kommen könnten. Und von Kanada aus könnte sich die Krankheit auf den ganzen Kontinent ausdehnen. Für Guatemala hätte dies enorme menschliche und wirtschaftliche Kosten. Ohne in mediale Panikmache verfallen zu wollen, veröffentlichen wir in der Folge eine Rechenübung, die kürzlich von Inforpress Centroamerica gemacht wurde: In Guatemala werden rund 26 Mio. Hühner in so genannten Aufzucht- oder Eierfarmen gehalten, ebenso viele spazieren frei in den Hinterhöfen und auf den Dorfstrassen herum. Die Eierproduktion macht rund 3% des nationalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) bzw. 28% des Brutto-Argrarprodukts aus. Rund 32'500 direkte und 30'000 indirekte Arbeitsplätze sind von diesem Sektor abhängig. Aktuell sind der Import von Hühnern oder Eiern aus Ländern verboten, in denen Fälle von Vogelgrippe festgestellt wurden. Dazu gehört Mexiko, wo im Jahr 1994 ein Grippevirus schwächerer Art (H5N2) zwei Drittel des Landes betraf. Von Mexiko her wurde diese Vogelkrankheit im Jahr 2000 auch auf guatemaltekische Hühner übertragen und man konstatierte in Farmen rund um die Hauptstadt Fälle von Ansteckung. Auf Menschen übertrug sich H5N2 zum Glück nicht, die über ganz Zentralamerika verhängte Quarantäne hatte jedoch in Guatemala einen ökonomischen Verlust von 60 Mio. US-$ zur Folge. Im Januar 2006 hat man im südmexikanischen Chiapas, erneut einzelne Fälle von H5N2 festgestellt. Obwohl die mexikanischen Behörden versicherten, dass diese Krankheit für Menschen ungefährlich sei, da sie nur unter Vögeln übertragen werden könne, befürchtet die guatemaltekische Regierung, dass wegen zu wenig sanitärischer Kontrolle und vor allem über den Schmuggel zwischen den Grenzstädten Tecún Uman auf der guatemaltekischen und Suchiate auf der chiapanekischen Seite die Krankheit auf die guatemaltekischen Hühner übertragen werden kann. Da mexikanische Eier aus steuerlichen Gründen billiger sind als guatemaltekische, floriert der Schmuggel und Schwarzmarkt mit diesem Produkt bestens und der armen guatemaltekischen Bevölkerung ist es gleichgültig, wo die Eier herkommen. Nach oben |
Was nun eine mögliche Ausbreitung des Virus H5N1 betrifft, zweifelt Eduardo Spiegeler vom Landwirtschaftsministerium daran, ob Guatemala auf eine solche Pandemie vorbereitet wäre. Das Nationale Hühnerprogramm hat ein Budget von 12 Mio. Quetzales, was gemäss Spiegeler im Fall einer Hühnergrippe-Pandemie nirgends hinreicht. Demgegenüber zeigt sich Manuel Hoffmann von der Nationalen Vereinigung der Hühner- und Eierproduzenten (ANAVI) unbesorgt: Man verfolge die Entwicklungen aufmerksam und verfüge ausserdem über ein Impfmittel gegen den H5N2-Virus. Der nützt zwar nichts gegen den H5N1-Virus "aber auch so werden unsere Farmen nicht ungeschützt sein", meint Hoffmann. Ausserdem sei die von den Medien verbreitete Panik schlimmer als die Krankheit selber. Gemäss José Ros Silvestre von der Vereinigung zur Gemeindeförderung und -Entwicklung (CEIBA) besteht das Problem darin, dass "die Leute sich erst für das Thema zu interessieren beginnen, wenn die ersten Fälle aufgetreten sind. Wir versuchen, die Bevölkerung über Hygienemassnahmen aufzuklären, doch ist es für die BäuerInnen selbstverständlich, ihr Haus mit den Tieren zu teilen". Dazu kommt laut Silvestre, dass viele der Gemeinden z.B. in Huehuetenango, wo CEIBA arbeitet, keinen Gesundheitsposten haben und so mögliche Fälle von Vogelgrippe bei Menschen nicht als solche diagnostiziert würden. |
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