Evakuiert und allein gelassen
Fijáte 420 vom 08. Oktober 2008, Artikel 5, Seite 6
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Evakuiert und allein gelassen
Guatemala, 30. Sept. Bereits einen Monat vor dem voraussichtlichen Ende der Regenzeit, die in diesem Jahr kontinuierlich schwere Schäden und Verluste verursacht hat, gab das Landwirtschaftsministerium (MAGA) erste geschätzte Zahlen bekannt. Demnach haben allein in den zehn am stärksten betroffenen Departements die BäuerInnen 86 Mio. Quetzales (ca. US-$ 11,7 Mio.) an Ernteausfällen und Verlusten in der Viehwirtschaft zu verzeichnen. Aber die Hochwasser durch anhaltende Regenfälle, über Die Ufer tretende Flüsse und Bewässerungskanäle haben seit Mai nicht nur zur Überschwemmung der Felder geführt, sondern durch wasserbedingte Erdrutsche verheerende Zerstörungen ganzer Gemeinden, Brücken und Strassen angerichtet. Die wiederholte Deklarierung des orangenen Alarmzustandes zeitweilig im ganzen Land und des roten in einzelnen Gebieten, die im Prinzip eine schnelle Hilfeleistung durch wegfallende Ausschreibungspflicht staatlicher Aufträge zusichern sollen, sind indes offenbar wenig effektiv. Die zum Teil durch das Katastrophenamt CONRED evakuierte, zum Teil von diesem aufgeforderte oder auch aufgrund der Umstände schlichtweg zum Verlassen ihrer Wohnhäuser gezwungene Bevölkerung sieht sich durchweg völlig allein gelassen. Zwar wurden einige Fonds für Reparaturarbeiten und Aufbauhilfen seitens des Staates zugesichert, doch reichen die Mittel hinten und vorne nicht, um die Schäden auch nur ansatzweise zu lindern und vor allem der Bevölkerung die Rückkehr in einen normalen Alltag zu ermöglichen. Auch mit der während des Tropensturms Stan erlebten Solidarität scheint es vorbei zu sein. So wird berichtet, dass im hauptstadtnahen Villa Nueva Familien, die in einer Schule untergebracht worden waren, von der Direktorin persönlich vor die Tür gesetzt wurden, denen auch von einem Pastor die Unterkunft im Gemeindesaal verweigert wurde. Andernorts ziehen es diejenigen, die ihre gefährdeten Wohnhäuser verlassen haben, vor, dorthin zurückzukehren, da sie in der Notunterkunft noch nicht einmal etwas zu essen bekämen. Oft jedoch erwartet sie in den von Überschwemmungen und Erdrutschen betroffenen Wohngegenden zu dem unsicheren Wohnraum auch noch verseuchtes Wasser, weil die vorhandene dürftige Trinkwasserkanalisation beschädigt ist. Nach oben |
Die meisten Meldungen über regenbedingte Zerstörungen und Tote bzw. Vermisste stammen aus dem Department der Hauptstadt sowie Zacapa, Chiquimula, Escuintla, Quiché, Petén und Huehuetenango. Doch der Regen hört frühestens Ende Oktober auf. |
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