Zementfabrik in San Juan Sacatepéquez
Fijáte 450 vom 16. Dezember 2009, Artikel 5, Seite 4
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Zementfabrik in San Juan Sacatepéquez
Guatemala. 13. November. San Juan Sacatepéquez (SJS), Department Guatemala, und seine EinwohnerInnen, die zu etwa 80% indigene Kachiqueles sind, leben hauptsächlich von Blumenzucht und Möbelherstellung. Es ist ein naturrohstoffreiches Gebiet. Dementsprechend existieren im gesamten Department über 80 Explorations- und Abbaulizenzen - allein sieben davon im Bezirk SJS. Eine dieser Lizenzen wurde für den Bau einer Zementfabrik an die Firma Cementos Progreso arbeitet seit 2006 in SJS und die Zementfabrik hat zu einem Konflikt zwischen AnwohnerInnen und der Firma geführt, der sowohl auf soziokulturellem wie auf wirtschaftlich-ökologischem Niveau zu spüren ist. Nachdem die Bevölkerung lange Zeit keine Information über den Bau der Zementfabrik erhielt, beantragten schliesslich im Januar 2007 verschiedene Gemeinden eine Volksabstimmung über den Bau beim Bezirksrat. Der Termin für die consulta wurde immer wieder verschoben und letztendlich abgesagt. Deshalb beriefen die Gemeinde-Entwicklungsräte (COCODE) ohne Unterstützung des Bürgermeisters am 13. Mai 2007 eine consulta ein. 8950 Personen beteiligten sich daran, und 8946 stimmten gegen die Zementfabrik. Allerdings wurde die Volksabstimmung von staatlicher Seite nie anerkannt. Im gleichen Zeitraum gaben die AnwohnerInnen an, dass mehrere Anfang 2008 kam es dann endlich zu Gesprächsrunden zwischen den protestierenden AnwohnerInnen und Cementos Progreso, in dem ebenfalls verschiedene nationale und internationale Organisationen, der Schweizer Botschafter Jean-Pierre Villard und VertreterInnen der |
Dieser Zustand von Polizeipräsenz und Einschüchterung der Gemeinden hält bis zum heutigen Tag an, und trotz Bemühungen um Dialog und Verständigung von Seiten der verschiedenen Parteien kam es zu keiner Einigung zwischen den AnwohnerInnen von SJS und Cementos Progres, und die 2008 verhafteten Personen sitzen noch immer im Gefängnis. Im Juli 2009 organisierten die örtlichen Gemeinden einen Protestmarsch von SJS bis in die Hauptstadt und erzielten eine Einigung mit der Regierung: diese versprach, die Truppen aus SJS zurückzuziehen und eine Studie über die von der Fabrik hervorgerufenen Umweltbelastungen durchzuführen. Dann, am 12. Oktober diesen Jahres, wurde bei einer friedlichen Demonstration, die für den Schutz der Mutter Erde und die Rechte der indigenen Bevölkerung eintrat, der aus SJS kommende Immer Boror erschossen und zwei weitere Personen verletzt (siehe ¡Fijáte! 447). Einen Monat später, am 12. November, erkannte der Kongress öffentlich die Legalität der Zementfabrik an, da eine Studie bestätigte, dass diese keine Umweltschäden hervorrufen werde, bzw. Massnahmen existierten, welche diese einschränkten. Cementos Progreso versicherte, dass weder Warum dann protestieren AnwohnerInnen gegen die Zementfabrik? Zum einen werden Umweltschäden befürchtet, die zum Teil schon Realität sind: Bodenverschmutzung, Luftverschmutzung durch Staub, der durch Ausgrabungen und Lasterverkehr freigesetzt wird und eine Verschärfung der Wasserknappheit. El Metropolitano vom 12. November 2009 bestätigt, dass die Region stark von Abholzung (fast 40% des Waldes wurden in den letzten 30 Jahren abgeholzt) betroffen ist, was die Wasserknappheit verstärkt. Die Umweltverschmutzung führt einerseits zu Gesundheitsproblemen - Atemschwierigkeiten und Hautkrankheiten -, andererseits verringern sich die Ernteerträge, und die lokale Wirtschaft wird geschädigt (durch den Staub bekommen die Blumen weniger Licht und wachsen nicht). Ausserdem sind soziale und kulturelle Folgen spürbar: soziale und familiäre Bindungen werden zerstört, da einige Gemeindemitglieder auf der Seite der Fabrik stehen, von der sie profitieren, und andere nicht. Auch werden den AnwohnerInnen seit Beginn des Baus der Zementfabrik fundamentale Rechte wie z.B. Bewegungsfreiheit verweigert, sind sie Bedrohungen ausgesetzt und steigt die Gewalt im Bezirk rasant an. Aus diesen Gründen sind verschiedene Gemeinden aus SJS nicht mit dem Bau der Fabrik einverstanden und verweigern die Nutzung von Mitteln für Entwicklungsprojekte (Schulen, etc.), die von Cementos Progreso gestellt werden. Allerdings werden in Anbetracht der Tatsache, dass die Regierung der Zementfabrik grünes Licht gegeben hat, die AnwohnerInnen wohl mit ihrem neuen Nachbarn leben müssen. Oder? |
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