guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Hört endlich auf! - Zum Internationalen Tag gegen die Gewalt an Frauen

Fijáte 449 vom 2. Dezember 2009, Artikel 5, Seite 5

PDF Original-PDF 449 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 --- Nächstes Fijáte

Hört endlich auf! - Zum Internationalen Tag gegen die Gewalt an Frauen

Was tun? Nach Einschätzung von Castresana ist es wichtig, die Männer in den Kampf gegen die Gewalt an Frauen einzubeziehen, da die Gewalt mit der Dominanz des männlichen über das weibliche Geschlecht verbunden sei.

Auf diese Frage geht auch die Kolumnistin der VGPrensa LibreNF Marielos Monzón ein. Gewalt gegen Frauen - so schreibt sie - habe viele Gesichter: die der angegriffenen Frauen und die der Agressoren, die Gewalt in der Öffentlichkeit und die im Privaten. Die extremsten Gesichter seien jene der ermordeten Frauen, die zuvor gefoltert und missbraucht wurden, oder der Kinder, die von ihren Familien misshandelt und sexuell ausgebeutet wurden. Die Gewalt habe das Gesicht einer Arbeiterin, einer VGHausangestelltenNF, der Studentin, der indigenen Frau, der Mitbewohnerin und der VGMigrantinNF.

In jedem dieser Fälle sei Hass und eine Diskreditierung der Frau als solcher vorhanden, ein Verhältnis von Ungleichheit, das von Generation zu Generation weitergetragen werde - auch durch Bücher, Filme oder Werbung. Die Reduktion der Frau auf ihre Rolle als Opfer, sexuelles Objekt oder Privatbesitz. Nach einer UN-Studie hat mehr als die Hälfte der zentralamerikanischen Frauen in ihrem Leben einen gewalttätigen Übergriff erlebt, meist von engen Angehörigen.

Eine solche Kultur im Privaten werde dann in Zeiten der politischen Gewalt und des Bürgerkriegs, in denen in Guatemala unvorstellbare Gräuel ungestraft stattgefunden haben, noch verstärkt. Daher - so schliesst Marielos Monzón mit den Worten des Direktors von PNUD, Xavier Michon - sei der erste Schritt im Kampf gegen diese Geissel der Menschheit, das Bewusstsein über deren Natur und ihre Tragweite und Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft zu schärfen. Es gebe eine einzige universelle Wahrheit, die für alle Länder, alle Kulturen und alle Gemeinschaften gelte: die Gewalt gegen die Frauen ist niemals akzeptabel, niemals zu entschuldigen und niemals zu tolerieren.

Damit schliesst sich der Kreis, und wir sind wieder bei den Zielen der Kampagne der Vereinten Nationen, der Gewalt gegen Frauen ein Ende zu setzen.

Am 25. November machten CICIG und UNIFEM in einer Presseerklärung anlässlich der offiziellen Zeremonie im guatemaltekischen Kongress deutlich, dass der Schutz der Frauen zwar hauptsächlich in der Obhut des Staates liege. Was aber sei - so fragt Gladys Acosta von UNIFEM - , wenn es nicht-staatliche Akteure gäbe, die mehr Einfluss hätten als der Staat bzw. die von diesem nicht kontrolliert werden könnten? Die Situation der Frauen könne nur wirklich verstanden werden, wenn die Zusammenhänge zwischen der organisierten Kriminalität in Zentralamerika und den Gewaltakten gegenüber den Frauen offengelegt werden.

NEIN zur Gewalt zu sagen, ergänzte Rebeca Grynspan von PNUD, heisse gleichzeitig NEIN zur Straflosigkeit zu sagen. Straflosigkeit nicht nur im juristischen, sondern auch im gesellschaftlichen Sinne. Eine Kultur des Friedens könne nicht ohne die Anerkennung der grundlegendsten Rechte entwickelt werden - und sei es das Recht, eine Frau zu sein, ohne in Gefahr zu leben und nur aufgrund dieser Tatsache ermordet zu werden.

Vizepräsident Estrada hat sicher in dem Punkt recht, dass sich die machistische Kultur und - möchte man hinzufügen - ihre Verbindung mit klandestinen gesellschaftlichen Strukturen nicht von heute auf morgen ändern lassen. Aber seine Hausaufgaben muss seine Regierung schon machen. Ein Gesetz gegen die Gewalt an Frauen zu verabschieden, sich in öffentlichen Diskussionen dem Thema zu stellen, offiziöse Veranstaltungen abzuhalten, mögen erste Schritte sein. So lange aber die Täter so gut wie immer straffrei davonkommen, solange die Verbindung zwischen VGklandestinen StrukturenNF und staatlichen Stellen nicht gekappt werden, so lange wird sich nichts ändern - weder kurzfristig, noch langfristig.


PDF Original-PDF 449 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 --- Nächstes Fijáte