Zum Tag der Jugend: Zaghaftes Aufstehen gegen Armut und Gewalt
Fijáte 442 vom 26. August 2009, Artikel 2, Seite 3
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Zum Tag der Jugend: Zaghaftes Aufstehen gegen Armut und Gewalt
Guatemala Stadt, 12. August. Dieser Tag wird in Guatemala als Tag der Jugend begangen. Auch Präsident Alvaro Colom lässt es sich nicht nehmen, an diesem Tag der Jugend beizustehen. Er rief ihnen zu: "Seid Ihr die Führer! Wenn Ihr etwas ändern wollt, mischt Euch ein und seid anders!" Wie schwer es für Jugendliche in Guatemala ist, sich Gehör zu verschaffen, das berichteten RepräsentantInnen des Nationalen Rates der Jugend (CONJUVE) und die Koordination Jugend für Guatemala (CJG) während einer Pressekonferenz. Beide Gruppen brachten einen Forderungskatalog für eine Nationale Jugendpolitik und einen Aktionsplan für die nächsten 10 Jahre zu deren Umsetzung ein, der es ermöglichen soll, die Belange der Jugend in lokale und regionale Entwicklungsstrategien zu integrieren. Tracy Mendez von der CJG erklärte, dass diese Dokumente auf vielen regionalen Treffen erarbeitet worden seien und darin das Recht auf Gesundheit, Bildung, BürgerInnenbeteiligung, freie Meinungsäusserung sowie eine Kultur des Friedens und der Nicht-Diskriminierung gefordert würden. Méndez und Julia Maldonado von CONJUVE erinnerten daran, dass bereit 2007, kurz vor den Präsidentschaftswahlen in einem Nationalen Pakt für die Jugend ein Gesetz vereinbart wurde, das sich speziell für die Entwicklung der Jugend, immerhin der Mehrheit der GuatemaltekInnen, widmen solle. Die beiden genannten und weitere Jugendverbände zeigten sich darin einig, dass ein solches Gesetz endlich beschlossen und umgesetzt werden solle. Wie prekär die Lage der Jugend in Guatemala ist, zeigen zwei Studien, die Mitte August veröffentlicht worden. Die eine wurde von der Menschenrechtsorganisation CALDH veröffentlicht, die andere, über Jugendkriminalität, von US-amerikanischen Entwicklungsbehörde USAID in Auftrag gegebene und von den Forschern Bismarck Pineda und Lisardo Bolaños durchgeführt und von María del Carmen Aceña editiert. Nach oben |
Beide Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen, CALDH problematisiert jedoch stärker die sozialen Ursachen der Kriminalität. Die meisten der rund 3'377'900 GuatemaltekInnen zwischen 14 und 29 leben in Guatemala Stadt und Umgebung, mehr als 1 Million von ihnen ist arbeitslos. Weit mehr als die Hälfte der 6'292 im Jahre 2008 durch Gewalt ums Leben gekommenen Personen (die höchste Rate der Welt) sind Jugendliche. Während die USAID-Studie die Täter an erster Stelle bei 'normalen Kriminellen' und bei zweiter bei Bandenkriegen ortet, sieht CALDH vor allem auch diejenigen als Täter, die sich vor tatsächlicher oder vermeintlicher Jugendkriminalität durch "soziale Säuberung", sprich Liquidieren, schützen wollen: das können private, aber auch staatliche Sicherheitskräfte sein. Mit dieser Spirale von Jugendgewalt und Gegen-, bzw. Präventivgewalt erklärt CALDH auch die steigenden Todesraten. Die Hauptstadt der Gewalt in Guatemala ist übrigens - nach Aceña - nicht die Hauptstadt, sondern San Benito im Peten. Mit 202 Morden pro 100.000 EinwohnerInnen sind das fünfmal soviel wie im nationalen und zehnmal so viel wie im lateinamerikanischen Durchschnitt. |
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