Videoüberwachung statt Schulmaterial
Fijáte 455 vom 3. März 2010, Artikel 7, Seite 5
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Videoüberwachung statt Schulmaterial
Guatemala Stadt, 11. Feb. Es hätte eine schöne Propagandaveranstaltung werden können für das Programm "Der Präsident und die Jugend", das der guatemaltekische Präsident Àlvaro Colom am 11. Februar mit dem Besuch der Vorzeige-Mädchenschule Instituto Normal de Centro América (INCA) im Herzen der Hauptstadt eröffnete. Er redete von den positiven Leistungen seiner Regierung, dem Wert einer kostenfreien Bildung (die es nicht gibt), und er forderte die Schülerinnen auf, sich politisch zu engagieren. Wie die Realitäten im guatemaltekischen Bildungssystem aussehen, zeigten die Fragen der Schülerinnen und die Transparente, die auf den Bildern, die Prensa Libre oder El Periodico zeigten, zu sehen waren: im letzten Jahr seien 200 Schülerinnen mehr als im Vorjahr in der Schule, allerdings sei die Zahl der DozentInnen nicht angewachsen und die sanitären Einrichtungen unzureichend. Eine Studie des Menschenrechtsprokurats (PDH) über 20 Primarschulen in zwölf Zonen der Hauptstadt kommt ebenfalls zu ernüchternden Ergebnissen: fehlende Geldmittel für allgemeine Schuldienste, zu wenig LehrerInnen, fehlende Unterstützung der SchülerInnen durch die Dozenten. Der Verantwortliche für die Studie, Edilberto Cifuentes, sagte, dass an vielen Orten die Nachfrage die Kapazitäten der Schulen weit überschreite, so dass die Einschreibung von SchülerInnen begrenzt werden mussten. In manchen Schulen hätten Mehrzwecksäle unterteilt werden müssen, um den Unterricht zu gewährleisten. Weiterhin werde an den Schulen vielfach nicht Textbücher an jedeN SchülerIn verteilt, Schreibwaren fehlten ebenso oder seien kaputt. Auch die Geldmittel für die Reinigung und Reparatur der Gebäude seien häufig nicht vorhanden. "Helfen Sie uns, Herr Präsident", rief eine Schülerin unter dem Beifall ihrer Kolleginnen Colom zu. Dieser versprach, den Leiter des Friedensfonds zu fragen, ob der nicht finanziell helfen könnte. Nach oben |
In einem anderen Bereich der Schulpolitik ist Colom jedoch bereits weiter und - was Finanzielles angeht - auch grosszügiger. Zwei Tage vor dem Besuch im INCA präsentierte er gemeinsam mit seiner Frau Sandra Torres und dem Innenminster Rául Velásquez das Programm "Sichere Schule", das in bisher 26 Schuleinrichtungen Polizeischutz anbietet. Weiter wurden und werden 10 Videoüberwachungskameras pro Schule aufgestellt, sowohl im Pausenhof wie in den Innenräumen. Die dort aufgezeichneten Bilder werden direkt mit der Polizei verbunden. Diese Massnahmen, die - so muss konstatiert werden - von den SchülerInnen durchaus begrüsst werden, kosten etwa 1 Million Quetzales (etwa 90.000 Euro bzw. 132.000 Schweizer Franken) pro Schuleinrichtung. |
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