guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Zehn Jahre nach dem Mord an Monseñor Gerardi

Fijáte 409 vom 07. Mai 2008, Artikel 4, Seite 4

PDF Original-PDF 409 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 --- Nächstes Fijáte

Zehn Jahre nach dem Mord an Monseñor Gerardi

Als Anwalt der Familien VGBerger-Widmann und VGGutiérrez-BoschNF sowie als langjähriger Freund des damaligen Präsidenten und heutigen Hauptstadtbürgermeisters VGÁlvaro ArzúNF, habe Florido schon manches Mal ein Auge zugedrückt oder auch gerade Arzú beigestanden, sein Image zu wahren. Zum einen habe dieser nicht gewollt, dass Details des militärischen Tuns unter seiner Regierung öffentlich gemacht würden. Zum anderen, so greift Inforpress auf die Behauptungen des im letzten Jahr erschienenen Buches "Die Kunst des politischen Mordes" vom guatemaltekisch-US-amerikanischen Autoren Francisco Goldmann zurück (siehe ¡Fijáte! 389), wollte Arzú die Homosexualität eines seiner Söhne verheimlichen, der ein Verhältnis mit dem Priester Orantes gehabt haben soll. Dieser hatte ebenfalls im Pfarrhaus gelebt. Auch viele Akteure rund um Gerardi, gerade aus der kirchlichen Hierarchie, hätten einiges zu verstecken gehabt, so Goldmann, wodurch sie leicht unter Druck und als Spione einzusetzen bzw. zum Schweigen zu bringen gewesen seien.

Gleichwohl begrüsste ODHAG-Direktor VGNery RodenasNF, dass die Staatsanwaltschaft jetzt endlich den Fall noch einmal aufrolle und die Ermittlungen ernsthaft zu verfolgen scheine.

Und zufällig in diesen Tagen veröffentlicht die Tageszeitung VGSiglo XXINF eine Reportage über eine neue Theorie. Diese geht zurück auf Informationen einer Untersuchung des Falles durch den VGsalvadorianischenNF Ermittler Leonel Gómez Vides, die er 1999 auf Bitten von Gustavo Porras, dem damaligen Privatsekretär des Ex-Präsidenten Arzú angefertigt hat. Gómez Vides arbeitete für den US-amerikanischen Kongressabgeordneten der Demokraten, Joseph Moackley, und untersuchte für diesen VGKorruptionsfälleNF und politische Morde. Laut Gómez Vides nun habe hinter dem Mord an Bischof Gerardi der VGDrogenhandelNF gestanden, denn Gerardi habe während seiner Bischofszeit im Departement VGQuichéNF Namen und Strategien der narcos im Quiché und in VGBaja VerapazNF herausgefunden, die er nach der Präsentation des REMHI-Berichtes veröffentlichen wollte. Doch diese Hypothese wird skeptisch und eher als erneuter Verschleierungsversuch betrachtet, mit dem die Absicht verfolgt werde, die institutionelle Verantwortung des Militärs und der Regierung Arzú zu minimieren.

Inforpress weist derweil darauf hin, dass gerade das Blatt Siglo XXI gewesen sei, das allen möglichen Theorien im Fall Gerardi viel Platz eingeräumt habe, so auch der Behauptung des VGspanischenNF Forensikers José Manuel Reverte Coma, laut dem die Kopfverletzungen des Bischofs von dem Schäferhund Baloo stammten, der dem Priester Orantes gehörte. Fraglich ist also, warum die Zeitung, in deren Vorstand einige der wohlhabenden und konservativen Familien des Landes sitzen, gerade jetzt die VGDrogenNF-These veröffentlicht.

VGMiguel Ángel AlbizuresNF von der Angehörigenvereinigung VGFAMDEGUANF weist indes darauf hin: "Wir schliessen die Beteiligung von hohen Militärs nicht aus und deuten schon seit langem auf diejenigen, die mit dem VGorganisierten VerbrechenNF in Verbindung stehen, aber mir erscheint es seltsam, dass sie diese Hypothese gerade zum jetzigen Zeitpunkt ans Licht bringen. Die Staatsanwaltschaft muss das untersuchen ohne die wesentliche Tatsache des Mordes aus den Augen zu verlieren: Mit ihm wurde beabsichtigt, die Kirche zum Schweigen zu bringen, die guatemaltekische Gesellschaft zum Schweigen zu bringen, die Rückgabe des REMHI an die Gemeinden zu torpedieren und das lahm zu legen, wofür das REMHI stand." Edgar Gutiérrez stimmt mit Albizures überein und schlussfolgert, die guatemaltekische Justiz habe eine "Taskforce" verurteilt, zu der zwei ehemalige EMP-Militärs und ein pensionierter militärischer Geheimdienstler gehörten, sowie den Prozess gegen einige ehemalige EMP-Mitglieder noch offen gelassen. Laut Gómez seien all diese Personen im Drogengeschäft, was zuvor noch nie erwähnt worden sei.


PDF Original-PDF 409 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 --- Nächstes Fijáte