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Machtverschiebungen dank Mord und Stellenvergabe

Fijáte 408 vom 23. April 2008, Artikel 6, Seite 5

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Machtverschiebungen dank Mord und Stellenvergabe

Und jetzt soll er auch an der Absetzung von VGVictor RiveraNF als Sicherheitsberater mitgewirkt haben, um "seinen Mann", den pensionierten Oberstleutnant Gilberto Alfredo Ruano Tejada, als solchen einzusetzen. Nicht nur wird, wie von VGMario PolancoNF von der VGGruppe gegenseitiger HilfeNF (GAM), generell die Berufung eines Militärs auf diesen Posten kritisiert, der 42jährige Ruano selbst weckt ob seiner Vergangenheit Misstrauen. Während Präsident Colom dessen Lebenslauf gar nicht kennt und nichts von Ruanos Militärangehörigkeit wissen will, stellt der Kolumnist Juan Luis Font in elPeriódico fest, dass dieser, der in den Jahren 1988-1994 - unter den Präsidenten Marco VGVinicio CerezoNF, VGJorge Serrano ElíasNF und VGRamiro de León CarpioNF und den militärischen Geheimdienstchefs Francisco Ortega Menaldo, VGÉdgar GodoyNF Gaitán und VGOtto Pérez MolinaNF - in dem inzwischen aufgelösten VGPräsidialen GeneralstabNF (EMP) tätig war, "in Zeiten nicht sehr angenehmer Erinnerung", so Font. Ruano "erweckt den Eindruck, Teil einer beunruhigenden Macht zu sein, die sich unter dem Schutz oder zumindest unter dem naiven Blick der Regierung konsolidiert", schreibt der Kolumnist. Ruano ist derweil Inhaber von zwei privaten Sicherheitsfirmen und absolviert im Moment einen Masterstudiengang in Kriminologie.

Welche Rolle Otto Pérez Molina bei dem Wechsel der Entführungssondereinheit spielt, bleibt dahin gestellt. Obwohl Colom von Beginn seiner Amtszeit in Aussicht stellte, die Arbeit von Victor Rivera zu evaluieren und dann zu entscheiden, ob er bleibe oder nicht, hatte Rivera am 28. März bereits seine Vertragsverlängerung unterzeichnet. Am 30. traf sich Colom mit Oppositionsführer Pérez Molina, um einen Regierbarkeitspakt zu schliessen, der unter anderem die Billigung eines neuen Kredites für die Realisierung des Regierungsplans beinhaltete, gleichzeitig aber Pérez Forderung Rechnung trug, davon einen grösseren Anteil als ursprünglich geplant, für die Themen Sicherheit und Justiz zu reservieren. Und am 31. teilte Innenminister Vinicio Gómez seinem Berater Rivera die Kündigungsanweisung Coloms mit.

Auch die Tatsache, dass Colom seine Beziehungen zu anderen Teil der de facto das Staatsgefüge bestimmenden Unternehmerschaft pflegt als es seine Vorgänger und auch Victor Rivera taten, bestätigt wohl die schleichenden Verschiebungen im Machtapparat, die der Kolumnist Font beobachtet. Seine Kollegin Sylvia Gereda Valenzuela ruft indes dazu auf, ein Auge auf den Umgang mit Riveras Team von Seiten der Autoritäten zu werfen. Denn diese Einheit aufzulösen oder auch auf Posten ins Landesinnere zu schicken, stelle auch für die AgentInnen dieser Spezialeinheit ihr Todesurteil dar, warnt die Kolumnistin in elPeriódico.

Die Kriminalpolizei gab unterdessen bekannt, dass sich die Zahl der Entführungen im ersten Quartal ´08 im Vergleich zum Vorjahr von 15 auf 31 verdoppelt hätten. Der Staatsanwaltschaft liegen gar 58 entsprechende Anzeigen vor. Offenbar werden die EntführerInnen immer jünger, waren sie früher im Alter ab 35 Jahren, sind es jetzt Personen zwischen 25 und 30. Bekannt ist auch, dass der Grossteil der Entführungen aus dem Gefängnis heraus angeleitet wird.

Auf Gilberto Ruano kommt also eine immense Aufgabe zu und er kann seinen Vorgänger nicht um Tipps fragen. Aber Coloms Entscheidung ist jetzt nicht mehr rückgängig zu machen.


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