CUC wird 30, aber die Ursachen des Konflikts halten an
Fijáte 408 vom 23. April 2008, Artikel 3, Seite 4
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CUC wird 30, aber die Ursachen des Konflikts halten an
Guatemala, 18. April. Anlässlich des 30. Jahrestages seiner Gründung am 15. April 1978 hatte das BäuerInnenkomitee (CUC) zu einem viertägigen Marsch von Los Encuentros, Sololá, in die Hauptstadt aufgerufen. Rund 1´000 Personen legten in vier Tagen diese 127 Kilometer unter dem Motto "Schrei der Mutter Erde" zurück. Dem CUC angeschlossen hatten sich neben dem BäuerInnendachverband CNOC lokale und nationale Verbände und Nicht-Regierungsorganisationen, der Gewerkschaftsverband UNSITRAGUA sowie kommunale Radiosender. Seine Forderungen nach kultivierbarem Land, Ernährungssicherheit und dem Stopp der staatlichen Angriffe auf die indigene und BäuerInnenbewegung stellte das CUC in ihrem Kommuniqué in den historischen Zusammenhang: Die Ursachen, die zum internen bewaffneten Konflikt geführt hatten, bestehen fort: das Agroexportmodell, die Landansammlung in wenigen Händen zum Anbau von Monokulturen, die Diskriminierung der indigenen und bäuerlichen Frau, die Arbeitslosigkeit, die schlechte Behandlung, die elenden Bedingungen und die Hungerlöhne auf den Fincas. Auf landesweiter Ebene manifestiere sich die anhaltende Unterdrückung der indigenen Bevölkerung in einer permanenten Diskriminierung und einem strukturellen Rassismus, der sich in der niedrigen Investition in den Bereichen Bildung und Gesundheit widerspiegele und sich in der Unterernährung und der extremen Armut zeige, die gerade in den vornehmlich von Indígenas bewohnten Departements vorherrsche. Auf ihrem Weg verurteilten die Marschierenden zudem die Konzessionsvergaben im Minenbergbau und den geplanten Zementfabrikbau in San Juan Sacatepéquez, der seit Anfang des Jahres ebenfalls bereits zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Bevölkerung und den staatlichen Sicherheitskräften geführt hat. "Früher nannten sie uns Kommunisten und Guerilleros, heute nennen sie uns Terroristen. Aber in Wahrheit wissen sie einfach nicht mehr, wie sie die Politik rechtfertigen sollen, die ihre eigenen Interessen verteidigen und die der Machtgruppen, die sie finanzieren", formulierte CUC-Präsident Daniel Pascual angesichts der Enttäuschung ihrer Erwartungen durch die Regierung. Diese würde, statt sozialdemokratisch zu sein, der traditionellen Rechten dienen und dazu noch mit dem Einsatz des Militärs auf die Proteste der Landbewegung zu antworten, wie in Livingston geschehen. (siehe separater Artikel) Präsident Álvaro Colom lasse sich ausserdem vom UnternehmerInnenverband CACIF manipulieren, kritisierte Pascual. Colom hatte angesichts der enorm angestiegenen Preise (auch) des Grundwarenkorbes angekündigt, ein Preisobergrenzen einzuführen. Nach einem Treffen mit dem CACIF-Vorstand nahm er von seinem Plan jedoch wieder Abstand. Nach oben |
Domingo Hernández Ixcoy, Mitgründer des CUC, beschreibt das Komitee als Ergebnis eines Prozesses, in dem die BäuerInnen einen Ausweg aus ihre Armut suchten, als 1976 das starke Erdbeben die Wirklichkeit des Landes blanklegte. Parallel seien zudem die ersten Kooperativen, BäuerInnenligen und Weiterbildungsprozesse ins Leben gerufen worden. Da das staatliche System nicht auf die Bedürfnisse der Völker einging, stellte die Unterstützung der Guerillaarmee der Armen (EGP, einer der vier Guerillafraktionen) den einzigen Weg aus der anhaltenden Unterdrückung dar. Immer schon habe das CUC mit Märschen wie dem gerade organisierten die Bevölkerung auf die Elendsbedingungen aufmerksam gemacht, in denen die Maya-Völker und die armen Mestizos/as auf dem Land leben. Doch heute spüre er längst nicht mehr die Solidarität gegenüber den Demonstrierenden wie in den 70ern. Auch innerhalb der Bewegung seien manche Beziehungen auseinander gebrochen. Daniel Pascual erinnert unterdessen an die harten Rückschläge, die das CUC erlitt, wie das Massaker in der Spanischen Botschaft 1980, in dessen Folge aufgrund des Bekanntmachens der staatlichen Unterdrückung vor der internationalen Gemeinschaft Rigoberta Menchú schliesslich den Friedensnobelpreis verliehen bekam. Das CUC trug zudem bei zur Schaffung weitere Volksfronten, wie die Gewerkschaftsvereinigung UASP in den 80ern, dem Dachverband CNOC, dem es angehört, in den 90ern und leistete wertvolle Unterstützung für den Friedensprozess, so Pascual. "Mit dem Marsch kommen wir nicht und bitten den Staat um Rundtische oder Regierungskommissionen, sondern wir wollen, dass das guatemaltekische Volk uns hört", unterstrich der CUC-Repräsentant. Neben solidarischen Glückwünschen vom CNOC und der linken Partei URNG-MAIZ, erhielt das CUC auch Unterstützung von Monseñor Álvaro Ramazzini, Bischof von San Marcos, der auf ein Gesetz zur ländlichen Entwicklung drängte. In den letzten Wochen war bekannt geworden, dass Ramazzini, der für seinen uneingeschränkten Einsatz zu Gunsten der Benachteiligten und ihrer Forderungen bekannt ist, wieder einmal Ziel von Einschüchterungsversuchen und Morddrohungen ist. |
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