Interne Migration
Fijáte 388 vom 27. Juni 2007, Artikel 1, Seite 1
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Interne Migration
Demographische Studien belegen, dass die Länder der so genannten Dritten Welt oder Entwicklungsländer am meisten Migration zu verzeichnen haben. Guatemala gehört mit rund 10% der Bevölkerung, die ausserhalb des Landes leben, zu diesen Ländern. In den letzten Jahren haben Tausende von Männern und Frauen aus unterschiedlichen Gründen (rassistischen, politischen, religiösen, wegen ihrer sexuellen Identität, wegen Verknappung der Naturressourcen, auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen) ihre Ursprungsregion verlassen. Nicht alle von ihnen versuchten ihr Glück in den
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Und ich hatte geglaubt,dass man die Campesinos zur Erntearbeitlängst nicht mehr auf Lastwagen pfercht.Heutehab ich sie wegfahren sehenin Santa María Humberto Ak'abal Ein altes PhänomenEnde des 19. Jahrhunderts fanden in Guatemala die Wanderbewegungen hauptsächlich vom Hochland an die Südküste statt. Ganze Familien suchten für ein paar Monate Arbeit auf den Kaffeefincas. Während der Regierungszeit von Nach der Revolution von Oktober 1944, unter der Regierung von Die Hauptstadt ist nach wie vor der stärkste Anziehungspunkt für die interne Migration. Die Ankunft von internen Im Jahr 2005 zählte die Hauptstadtverwaltung 245 so genannte informelle Asentamientos, in denen insgesamt etwa 137'000 Menschen leben. (Asentamientos sind slumartige Quartiere, die oft in geographisch riskanten Lagen - in Guatemala Stadt sind dies die steilen Abhänge in den Barrancos - und ohne Bewilligung der Behörden gebaut werden und entsprechend ohne Grundversorgung wie Strom, Aber nicht nur die Stadt sondern das ganze Departement Guatemala ist ein Anziehungspunkt für interne MigrantInnen. Gisela Gellert, die in Guatemala tätige Spezialistin in Humangeographie, unterscheidet zwischen zwei Ursachen, die zu interner Migration führen können: derjenigen, der eine individuelle Entscheidung zugrunde liegt und derjenigen, die in massiver Form und als eine Überlebensstrategie stattfindet. In Guatemala ist die letztgenannte Form von Migration die übliche. Weshalb migrieren?Es gibt viele Gründe für Migration: Wirtschaftliche, arbeitstechnische, politische, als Folge einer Naturkatastrophe, etc. Gemäss dem Direktor des Zentrums für urbane und regionale Studien der In den Jahren zwischen 1940 und 1960 kamen die meisten internen MigrantInnen auf der Suche nach besseren Bildungsmöglichkeiten in die Hauptstadt, nach |
In der jüngeren Vergangenheit muss man wohl eher von einer erzwungenen Flucht, denn von einer freiwilligen Migration sprechen. Während des internen bewaffneten Konflikts verliessen viele Leute, zum Teil ganze Gemeinden, ihre Dörfer auf der Suche nach einem sichereren Ort. Ein Teil davon floh ins benachbarte In den letzten Jahren sind nicht nur die informellen Asentamientos unkontrolliert angewachsen sondern auch eine Anzahl von Städten rund um "La Capital" (die Hauptstadt) (aus-)gebaut bzw. so genannte Schlafstädte aus dem Boden gestampft worden. In der Hauptstadt selber leben rund 1,5 Mio. Personen, gleich viele "pendeln" täglich aus den umliegenden Städten und Vororten zur (oft informellen) Arbeit, oder um administrative Geschäfte zu erledigen. Genauere Zahlen dazu hat man erst seit dem Jahr 2002, vorher wurden nur Migrationsbewegungen auf departementaler, nicht jedoch auf Gemeindeebene statistisch festgehalten. Dafür hat eine Untersuchung aus dem Jahr 2000 ergeben, dass rund 56.8% der in die Hauptstadt zugewanderte Bevölkerung jenes Jahres Frauen waren, 22% davon alleinstehend, ohne die Unterstützung ihres Partners, weitere 16% waren Witwen. Eine ähnliche Tendenz ist auch in Quetzaltenango auszumachen, speziell im "Vorort" La Esperanza, der sich in den letzten zehn Jahren von einem staubigen Flecken zu einer infrastrukturell und verkehrstechnisch bestens ausgestatteten Siedlung entwickelt hat. Ein Grossteil der dort lebenden Bevölkerung fährt täglich nach Quetzaltenango, sei es um ein- oder um zu verkaufen. Eine andere Region der migratorischen Attraktion ist der Petén. Rund 30% der dort lebenden Bevölkerung stammt aus einem anderen Departement. Der aus dem Petén wegziehende Bevölkerungsanteil ist mit 5% sehr gering. Umgekehrt ist es in den Departements Die temporären MigrantInnen sind in ihrer Mehrheit extrem arm und ungebildet und arbeiten vor allem im Landwirtschaftssektor. Ihr Migrationsziel ist die Südküste Guatemalas sowie der Süden Mexikos, wo sie in der Kaffee- und Zuckerrohrernte arbeiten. Während auch heute noch Jahr für Jahr ganze Familien temporär in der Kaffeeernte arbeiten, sind bei der Zuckerrohrernte nur Männer im Alter zwischen 16 und 35 Jahren zugelassen. Diese Männer lassen ihre Familien zuhause, die Frauen übernehmen nebst der Sorge um Haus und Während die Arbeit auf den Fincas in erster Linie eine Migrationsmotivation für Männer (mit oder ohne Familie) ist, sind die Maquilas genannten Fabriken in der Nähe der Hauptstadt oft ein Anziehungspunkt für (meist junge und unverheiratete bzw. kinderlose) Frauen. Forderungen und LösungenDie Auswirkungen auf die Zielorte der Migration sind nicht zu unterschätzen. Die NeuzuzüglerInnen brauchen einen Ort wo sie leben können, sie brauchen Arbeit, Eine Lösung zur besseren Handhabung interner Migration ist wohl nicht so einfach. Man könnte versuchen, durch Wirtschafts- und Entwicklungsprogramme und sonstige Alternativen die Leute dazu zu motivieren, in ihren Herkunftsorten zu bleiben. Nach wie vor ist in Guatemala nicht nur die politische sondern auch die wirtschaftliche Macht zentralisiert. Eine ländliche Die bereits zitierte Humangeographin Gisela Gellert führte Ende der 1990er Jahre im Auftrag des Die Soziologin und Mitarbeiterin von FLACSO, Margarita Hurtado, gibt zwar zu, dass die Migration ins Ausland ein Phänomen sei, das viel mehr Menschen anziehe als die interne Migration, warnt aber gleichzeitig davor, diese (und die strukturellen Gründe, die dazu führen) deswegen zu vergessen. |
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