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Interne Migration

Fijáte 388 vom 27. Juni 2007, Artikel 1, Seite 1

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Interne Migration

In der jüngeren Vergangenheit muss man wohl eher von einer erzwungenen Flucht, denn von einer freiwilligen Migration sprechen. Während des internen bewaffneten Konflikts verliessen viele Leute, zum Teil ganze Gemeinden, ihre Dörfer auf der Suche nach einem sichereren Ort. Ein Teil davon floh ins benachbarte VGMexikoNF, es fand aber auch eine Migration im Land selber, speziell in die Hauptstadt statt. Ein anderer Grund, der seit einiger Zeit immer mehr Menschen zur Migration zwingt, sind Umweltkatastrophen, Erdbeben, Unwetter, die den meist eh schon armen Bevölkerungsschichten noch die letzte Lebensgrundlage zerstören.

In den letzten Jahren sind nicht nur die informellen Asentamientos unkontrolliert angewachsen sondern auch eine Anzahl von Städten rund um "La Capital" (die Hauptstadt) (aus-)gebaut bzw. so genannte Schlafstädte aus dem Boden gestampft worden. In der Hauptstadt selber leben rund 1,5 Mio. Personen, gleich viele "pendeln" täglich aus den umliegenden Städten und Vororten zur (oft informellen) Arbeit, oder um administrative Geschäfte zu erledigen.

Genauere Zahlen dazu hat man erst seit dem Jahr 2002, vorher wurden nur Migrationsbewegungen auf departementaler, nicht jedoch auf Gemeindeebene statistisch festgehalten. Dafür hat eine Untersuchung aus dem Jahr 2000 ergeben, dass rund 56.8% der in die Hauptstadt zugewanderte Bevölkerung jenes Jahres Frauen waren, 22% davon alleinstehend, ohne die Unterstützung ihres Partners, weitere 16% waren Witwen.

Eine ähnliche Tendenz ist auch in Quetzaltenango auszumachen, speziell im "Vorort" La Esperanza, der sich in den letzten zehn Jahren von einem staubigen Flecken zu einer infrastrukturell und verkehrstechnisch bestens ausgestatteten Siedlung entwickelt hat. Ein Grossteil der dort lebenden Bevölkerung fährt täglich nach Quetzaltenango, sei es um ein- oder um zu verkaufen.

Eine andere Region der migratorischen Attraktion ist der Petén. Rund 30% der dort lebenden Bevölkerung stammt aus einem anderen Departement. Der aus dem Petén wegziehende Bevölkerungsanteil ist mit 5% sehr gering. Umgekehrt ist es in den Departements VGJutiapaNF, wo die Zuwanderung 5% und der Wegzug 27% beträgt und in VGSanta RosaNF (Zuwanderung 10% und Wegzug 28%).

Die temporären MigrantInnen sind in ihrer Mehrheit extrem arm und ungebildet und arbeiten vor allem im Landwirtschaftssektor. Ihr Migrationsziel ist die Südküste Guatemalas sowie der Süden Mexikos, wo sie in der Kaffee- und Zuckerrohrernte arbeiten. Während auch heute noch Jahr für Jahr ganze Familien temporär in der Kaffeeernte arbeiten, sind bei der Zuckerrohrernte nur Männer im Alter zwischen 16 und 35 Jahren zugelassen. Diese Männer lassen ihre Familien zuhause, die Frauen übernehmen nebst der Sorge um Haus und VGKinderNF auch die landwirtschaftlichen Arbeiten und die Kinder, da sie der Mutter bei der Arbeit helfen müssen, werden ebenfalls "temporär" aus der Schule genommen und verpassen meist den Wiedereinstieg, bzw. verlieren das Schuljahr, wenn dann der Vater nach Monaten wieder heimkehrt.

Während die Arbeit auf den Fincas in erster Linie eine Migrationsmotivation für Männer (mit oder ohne Familie) ist, sind die Maquilas genannten Fabriken in der Nähe der Hauptstadt oft ein Anziehungspunkt für (meist junge und unverheiratete bzw. kinderlose) Frauen.

Forderungen und Lösungen

Die Auswirkungen auf die Zielorte der Migration sind nicht zu unterschätzen. Die NeuzuzüglerInnen brauchen einen Ort wo sie leben können, sie brauchen Arbeit, VGGesundheitsversorgungNF, Bildung, Transportmöglichkeiten. Der Konsum und entsprechend der Handel nehmen zu. Einmal niedergelassen, gründen sie neue Familien oder holen ihre zurückgelassenen Familienangehörigen (oft die Eltern) nach. Die Nachfrage nach allem steigt.

Eine Lösung zur besseren Handhabung interner Migration ist wohl nicht so einfach. Man könnte versuchen, durch Wirtschafts- und Entwicklungsprogramme und sonstige Alternativen die Leute dazu zu motivieren, in ihren Herkunftsorten zu bleiben. Nach wie vor ist in Guatemala nicht nur die politische sondern auch die wirtschaftliche Macht zentralisiert. Eine ländliche VGEntwicklungspolitikNF, die die Schaffung von Arbeitsplätzen und anderen produktiven Einkommensmöglichkeiten vorsieht, wäre dringend nötig. Wenn die VGArmutNF treibender Faktor für die Migration ist, muss man in erster Linie die Armut bekämpfen, sofern man die Migrationsbewegungen einschränken oder kontrollieren will.

Die bereits zitierte Humangeographin Gisela Gellert führte Ende der 1990er Jahre im Auftrag des VGUNONF-Entwicklungsprogramms (VGUNDPNF) eine Studie zum Thema durch, die von VGFLACSONF veröffentlicht wurde. Darin heisst es: "Die Ursachen der massiven Migration als Überlebensstrategie sind strukturell bedingt und eine Folge des in Guatemala vorherrschenden Wirtschaftsmodells und der geographischen Eigenheiten. In diesem Sinne muss man von einer "erzwungenen Migration" sprechen". Sie nennt die frühen 1980er Jahre, im Kontext der zunehmenden politischen und sozioökonomischen Krise, als Beginn der massiven und immer komplexer werdenden internen Migration.

Die Soziologin und Mitarbeiterin von FLACSO, Margarita Hurtado, gibt zwar zu, dass die Migration ins Ausland ein Phänomen sei, das viel mehr Menschen anziehe als die interne Migration, warnt aber gleichzeitig davor, diese (und die strukturellen Gründe, die dazu führen) deswegen zu vergessen.


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