Revolution von 1944 - ein kontinentaler Hoffnungsschimmer
Fijáte 396 vom 24. Oktober 2007, Artikel 2, Seite 2
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Revolution von 1944 - ein kontinentaler Hoffnungsschimmer
Guatemala, 20. Okt. "Vor etwas mehr als 50 Jahren stellte das Guatemala der aufeinander folgenden zivilen Präsidenten Juan José Arévalo und Jacobo Arbenz einen Hoffnungsschimmer für den ganzen Kontinent dar und sein revolutionäres Beispiel der wirtschaftlichen Befreiung galt von Südamerika aus als ungewöhnliche Perspektive", so vergleicht die Lateinamerikanische Fakultät für Sozialwissenschaften (FLACSO) den aktuellen politischen Kontext mit der Zeit des demokratischen Frühlings, der mit dem 20. Oktober 1944 eingeläutet worden war. Die derzeitige Wahlkampagne in Guatemala würde dagegen im Süden des Kontinents kaum wahrgenommen, stellt die FLACSO in ihrer Zeitschrift "diálogo" fest. Am diesjährigen 20. Oktober marschierten tausende GuatemaltekInnen zum Gedenken an die Revolution von 1944 und forderten die beiden Präsidentschaftskandidaten auf, während der kommenden Regierungszeit gemäss den damals für das Land aufgestellten Geboten zu regieren, wo die Meinungsfreiheit vorherrschte und niemand Angst hatte, auf die Strasse zu gehen. Die Teilnehmenden an der Demonstration manifestierten ihre Ansicht, dass die "harte Hand" eine "Völkermordende Hand" sei - womit sie sich auf die Wahlkampagne des Kandidaten der Patriotischen Partei (PP) Otto Pérez Molina bezogen, der der herrschenden Kriminalität eben mit "harter Hand" begegnen will, genauso wie allen anderen Problemen, beispielsweise der Armut. Die DemonstrantInnen unterstrichen, dass sie sich eine Regierung wünschen, die ihre Prioritäten setzt auf den Respekt der Arbeitsrechte, auf würdige Arbeitsmöglichkeiten, die Gleichstellung der Geschlechter, sowie die wirtschaftliche, soziale, kulturelle und politische Entwicklung der schwächsten Sektoren. SeniorInnen, die AugenzeugInnen der Revolution gewesen waren, trugen Plakate mit dem Bild von Juan José Arévalo hoch, dem ersten Präsidenten nach dem Sturz von Diktator General Jorge Ubico. Während Arévalos Amtszeit kam es bereits zu zahlreichen positiven Entwicklungen im sozialen, aber auch politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich. Diese führten u. a. zur Gründung des Sozialversicherungsinstituts (IGSS), der Einführung des Arbeitskodexes sowie der Hochschulausbildung. Nach oben |
Unter Jacobo Árbenz Guzmán wurden die eingeschlagenen Wege vertieft, die Landstrasse in Richtung Atlantik gebaut ebenso wie das Wasserkraftwerk Jurún Marinalá und der Hafen Santo Tomás de Castilla. Wesentlich an dieser Zeit war die Förderung der Agrarreform. Während die Revolution von 1944 in Guatemala als Referenz für die linken Bewegungen in Südamerika gestanden habe, gelte das Land heutzutage als gewalttätig und ein guter Teil der politischen Klasse als korrupt. Als Krönung und, was gar nicht zu dem Erfolg der Linken in Südamerika passen wolle, sei die guatemaltekische Linke völlig zersplittert und folglich von äusserst geringem Wahlgewicht, schreibt die FLACSO weiter. Dabei wird im diálogo unterstrichen, dass, ein halbes Jahrhundert später und sich auf die Dokumentation der am Sturz von Árbenz beteiligten US-amerikanischen CIA Bezug nehmend, die Hypothese mehr und mehr gewinne, das damalige guatemaltekische Problem sei nicht der vermeintliche Kommunismus gewesen, sondern der Nationalismus, den das Land mit Erfolg und Stolz so nah an den USA zur Schau stellte. |
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