Wirkungsanalyse der internationalen Kooperation
Fijáte 392 vom 29. August 2007, Artikel 6, Seite 4
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Wirkungsanalyse der internationalen Kooperation
Guatemala, 23. Aug. Die wachsende Armut, die soziale wie ökonomische Anfälligkeit von mehr als 85% der Bevölkerung, die Unregierbarkeit, der Rückschritt in Sachen Demokratie und die politische wie soziale Unsicherheit seien klare Kennzeichen dafür, dass die politischen Ansätze, mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft aus der Unterentwicklung des guatemaltekischen Staates herauszukommen, nicht zu den erwarteten Veränderungen der strukturellen Problematik des Landes führen. So lautet die Zusammenfassung von Henry Morales López bei der Präsentation der Studie "Warum soviel Frust? Die internationale Zusammenarbeit im Jahrzehnt der Agenda der Friedensverträge in Guatemala." Die von Morales López durchgeführte Untersuchung wurde von der Organisation Movimiento Tzuk Kim-Pop publiziert und letzte Woche auf einem Forum diskutiert. In Guatemala müsse mit Verantwortung und Entschiedenheit eine grundlegende Fiskalreform durchgeführt werden, damit der Staat über ausreichende Finanzressourcen für soziale Investitionen verfüge. Dabei müsse die internationale Zusammenarbeit als Faktor der Ergänzung zu den nationalen Bemühungen betrachtet werden und nicht als Ersatz der staatlichen Verantwortung, so die Schlussfolgerung der Studie. Doch, so stellt diese, laut ihrer eigenen Logik gelte die internationale Kooperation nicht als Mittel für strukturelle Veränderungen, sondern als lindernde Behandlung der Effekte, die aus der makro-ökonomischen Politik der internationalen Finanzinstanzen erwachsen. Infolgedessen träten jedoch die Widersprüche zwischen den vermeintlich sozialen Zielen der ausländischen Hilfe und den wirtschaftlichen wie geopolitischen Interessen der Geldgebenden deutlich hervor. Als ein Paradebeispiel dafür, dass die internationale Zusammenarbeit Spitze und Lanze zugleich der neoliberalen kapitalistischen Globalisierung sei, nennt der Mitautor James Petras das eingeführte System der Mikrokredite in den so genannten Ländern der 3. Welt. Die Nichtregierungsorganisationen seien in ihrer Mehrheit die Arme der internationalen Mächte, die bestrebt seien, die Klassenkonflikte zu entpolitisieren und den Keim der sozialen Organisation der Basis zu ersticken. Das geschehe mittels der Unterstützung asistentialistischer Politiken und der Philosophie des Mikro-Unternehmens, in deren Rahmen die entsprechenden Kredite vergeben werden. Der Spanier Carlos Gómez Gil hat in einigen NRO derweil gar die verallgemeinerte Überzeugung festgestellt, nach der die Mikro-Kredite zum Abbau der Armut führen sollten. Von Seiten der Kooperation würde diese Art der Hilfsprojekte derweil angepriesen damit, dass sich die begünstigte Bevölkerung modernisiere, sich fort entwickele und sich darüber befreien könne. Demnach liegt der Ausweg der Armen aus der Armut allein in den eigenen Händen, sie müssen sich einfach in das kapitalistische System integrieren. Nach oben |
Für Gómez Gil kaschiere der Diskurs der internationalen Kooperation indes die wahren Gründe der Armut und der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheit. Die Eingliederung der "Länder des Südens" in einen asymmetrischen wirtschaftlichen Neoliberalismus käme vielmehr einer Privatisierung der Armut gleich. Und über die Vergabe von Krediten werden die politische und institutionelle Verantwortung der Kooperation dafür selbst vertuscht, so Gil. |
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