Hunger in Zacapa
Fijáte 392 vom 29. August 2007, Artikel 8, Seite 5
Original-PDF 392 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 --- Nächstes Fijáte
Hunger in Zacapa
Zacapa, 24. Aug. Rund 5´000 Personen in 53 Gemeinden im Munizip La Unión, Zacapa, sind von einer extremen Nahrungskrise betroffen. Mindestens zehn Kinder wurden sofort ins Rehabilitationszentrum für Ernährung in Río Hondo gebracht, da sie an schwerer Unterernährung leiden. Es gibt in den Familien einfach nichts zu essen. Für gewöhnlich besteht die einzige Einnahmequelle darin, zwischen Ende Oktober bis Januar/ Februar als temporäre Arbeitskräfte in der Kaffeeernte zu arbeiten. Den Rest des Jahres leben sie von ihrer eigenen Mais- und Bohnenernte. Doch aufgrund der starken Regenfälle in diesem Jahr ist diese in grossen Teilen verloren. So berichtet die 20jährige Lorenza Ramírez der Tageszeitung Prensa Libre, dass sie und ihre drei Kinder am Tag eine Banane essen und Santo Gutiérrez kann seinem 2jährigen Sohn gerade einmal lauwarmes Wasser geben, weil er sonst nichts für ihn zum Essen hat. Erst Mitte Juli gab der Bürgermeister von La Unión verzweifelt die Situation in den Gemeinden zu: "Es ist mir peinlich einzugestehen, aber es ist die Realität. Wir haben eine Ernährungskrise und all diese Gemeinden brauchen Nahrungsmittel, aber unsere Ressourcen reichen nicht aus." Eine lokale Stiftung und eine Kirche haben nach dem Hilferuf begonnen, Hilfsmittel nach La Unión zu schicken. Fernando Rivera, Arzt der helfenden Stiftung Castillo Córdova berichtet, das die Mehrheit der Kinder aus zehn Dörfern in unterschiedlichen Graden von Unterernährung betroffen ist. Der Bürgermeister befürchtet noch viel mehr Fälle in den übrigen 43 Dörfern, die noch nicht besucht worden sind. Unklar ist die tatsächliche Intervention der Regierung. Die Staatssekretärin für Nahrungssicherheit (SESAN), Delfina Mux behauptet, dass sie in Koordination mit dem Welternährungsprogramm gleich auf den Aufruf mit Hilfsgütern reagiert hätten und den am stärksten betroffenen Familien Bohnen, Reis, Mais und Öl ausgegeben hätten. Der Bürgermeister von La Unión bestreitet dies indes und weist darauf hin, dass sie sich eben aufgrund der fehlenden staatlichen Unterstützung an die Stiftung und die Kirche gewendet hätten. Dabei lagen der SESAN längst Daten vor, laut denen von 1´987 Kindern unter 5 Jahren fünf Kinder an gravierender und 20 an fortgeschrittener Unterernährung leiden; weitere 348 Kinder liefen indes Gefahr, dass sich die Symptome der limitierten Ernährungssituation bei ihnen deutlich verstärken. Aber, gemäss den Parametern dieses Phänomen zu messen, könnten diese Angaben nicht als Alarm gewertet werden, so das Sekretariat. Und bei diesen Daten fehlen ebenfalls noch 60% der Kinder, die nicht untersucht sind. Nach oben |
Auch Präsident Oscar Berger leugnet den Grad der Krise. Es handele sich bloss um wenige Fälle, in denen Hunger und Unterernährung bei ein paar Minderjährigen vorlägen. "Das sind Gehöfte, die sehr weit von den städtischen Gebieten entfernt liegen, aber es handelt sich um eine geringfügige Zahl von Betroffenen." Zu den winterlichen extremen Regengüssen kam in diesem Jahr als weitere Schwierigkeit für die Familien im Munizip hinzu, dass die Quote des subventionierten Düngers von 26´000 auf 5´000 Zentner reduziert wurde. Iván Mendoza, Direktor des Programms der Nahrungssicherheit vom Gesundheitsministerium, berichtet unterdessen, dass sie seit Juni bereits in drei Munizipien in den Departements Baja Verapaz, El Progreso und Sololá mit Hilfsgütern eingegriffen hätten, da die Fälle von Unterernährung dort drastisch zugenommen hätten. Auch aus Chiquimula und Izabal sind kürzlich schwer unterernährte Kinder in das RehaZentrum in Río Hondo eingeliefert worden. Aus einem ganz anderen Grund ist zu befürchten, dass längst nicht alle betroffenen Kinder die nötige Hilfe bekommen: Vielen Eltern ist die Unterernährung ihrer Kinder nicht nur peinlich, manche verstecken sie vielmehr aus Angst vor dem verbreiteten Gerücht, dass in der Region Kinder geraubt würden. |
Original-PDF 392 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 --- Nächstes Fijáte