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Zur Stimmung vor den Wahlen in Guatemala

Fijáte 393 vom 12. Sept. 2007, Artikel 2, Seite 4

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Zur Stimmung vor den Wahlen in Guatemala

Auch wenn sich die Leute in den abgeschiedenen Dörfern über den Mangel an Informationen beklagen, wissen einige doch, dass VGOtto Pérez MolinaNF, der Präsidentschaftskandidat des PP, ein ehemaliger VGMilitärNF ist. In den Bergen Huehuetenangos, wo viele Familienangehörige in den von der Armee verübten Massakern der 1980er Jahre verloren haben, ist das ein wichtiger Grund, Pérez Molina nicht zu wählen. "Die mano dura (die 'harte Hand' ist das Symbol des PP) richtet sich gegen uns Indígenas", bringt Pablo* die Befürchtungen auf den Punkt. Er ist campesino in einem Weiler, in dem u.a. Angehörige von Opfern eines Massakers im Jahr 1982 seit ihrer Rückkehr aus dem Exil in Mexiko leben. Gleichzeitig führt die fehlende Information aber auch zu einer gewissen Beliebigkeit im Wahlverhalten. Die Leute auf dem Land kennen meist nur jene Parteien, die mit einem fähnchengeschmückten und mit einem Megaphon versehenen Pickup ihre Gemeinde besucht und eine Wahlveranstaltung durchgeführt haben. Diese Parteien werden am Wahlsonntag die Leute mit Bussen abholen und sie "gratis" in eines der Wahlzentren chauffieren - als Gegenleistung wird das Wählen der entsprechenden Partei erwartet.

Obwohl im Hochland von Huehuetenango fast ausschliesslich Indígenas leben, sind die indigene Präsidentschaftskandidatin und Friedensnobelpreisträgerin VGRigoberta MenchúNF und ihre Partei VGEncuentro por GuatemalaNF (EG) dort kaum präsent. Überhaupt sind Indígenas wie Frauen unter den KandidatInnen - sowohl fürs PräsidentInnenamt als auch fürs nationale Parlament und die Bürgermeistereien - einmal mehr krass untervertreten.

Während in den Meinungsspalten der Zeitungen mit Argumenten wie Vaterlandsliebe und der Notwendigkeit der Zukunftsgestaltung für die Teilnahme an den Wahlen geworben wird, ruft das Colectivo de Organizaciones Sociales (VGCOSNF) in ganzseitigen Inseraten zur Wahlabstinenz auf. "No vote por militares", "no vote por empresarios corruptos", "no vote por mafias y crimen organizado" und "otra Guatemala es posible" sind ihre Slogans (wähle keine Militärs, wähle keine korrupten Unternehmer, wähle keine Vertreter der Mafia oder des VGorganisierten VerbrechensNF, ein anderes Guatemala ist möglich). Ein Lehrer und Maler aus VGQuetzaltenangoNF fasst die dahinter stehende Überzeugung so zusammen: "Solange die Oligarchie - namentlich der Unternehmerverband VGCACIFNF - die neuen Reichen (zu ihnen gehört auch Ríos Montt) und das Militär die Macht in den Händen haben, ändert auch ein neuer Präsident nichts in diesem Land."

* Name geändert


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