¡Híjole! Die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Achtung, festhalten!
Fijáte 398 vom 21. Nov. 2007, Artikel 10, Seite 5
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¡Híjole! Die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Achtung, festhalten!
Das Gute an unserer Demokratie ist, dass nach der Aufregung um die Wahlen alles in die alten Fahrwasser zurückfliesst. Von einem Tag auf den anderen verändert sich die von den Medien skizzierte Landschaft wieder: Wo uns die aufdringliche Sensationslust die Sicht versperrt hat, sehen wir nun wieder den Horizont der Ordnung bzw. die Versprechen der zukünftigen Regierung. Wir erleben "als Nation" die Befriedigung der erfüllten BürgerInnenpflicht. Der Verliererkandidat akzeptierte seine Niederlage und versprach, eine konstruktive Opposition zu stellen. Wir können uns beglückwünschen, denn nach der vorangegangenen Aufregung ist das Wahlprozedere problemlos über die Bühne gegangen. Unsere Institutionen haben funktioniert … Was bleibt, sind die Wandschmierereien der Wahlpropaganda und der Abfall der Plastikfähnchen, die unsere Landschaft verschmutzen. Dies ist, das wissen wir alle, ein Ausdruck unserer nationalen Nachlässigkeit. Bleibt wirklich nur dies übrig? Trotz des Versuchs der Medien, ein Klima freier Meinungsäusserung zu verbreiten, verstummten viele Menschen gegenüber diesem irrealen Szenario oder behielten ihre Meinung für sich. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung gab ihre Stimme bei den Wahlen nicht ab. Dies war schon immer so, seit die Der tatsächliche Müll, den uns diese Wahlen hinterlassen, besteht nicht in den bemalten Wänden und Steinen und auch nicht in den farbigen Plastikfähnchen. Die Umweltverschmutzung ist nur einer der tödlichen Schäden, die mächtige Gruppen und Einzelpersonen dem Staat zufügen. Schauen wir uns die weiteren etwas genauer an: 1. Unser Vizepräsident, 2. Nach einer schwierigen Geburt macht endlich die Internationale Kommission gegen In den Jahren nach der Ermordung von Bischof Ein weiteres Beispiel: Vor ein paar Wochen verschwand aus den Büros der Staatsanwaltschaft der private Computer von Oberst a.D. Giovanni Pacay Paredes - am selben Tag war er ermordet worden. Pacay, enger Mitarbeiter von 3. Nach dem |
Zu den jüngsten Schachzügen der Ich habe gehört, dass in den nächsten Jahren 1'633'000 Hektar Land öffentlich ausgeschrieben und zur Exploration von Ölvorkommen freigegeben werden sollen. Weshalb wird in unseren Medien nichts darüber berichtet? Weshalb erzählt man den Kindern in unseren Schulen nichts über den Ölreichtum, über 4. Unsere Regierenden verschenken das nationale Öl, während wir gezwungen sind, dessen Derivate zu hohen Preisen wieder zurückzukaufen. Die täglichen Preiserhöhungen auf dem Öl- und Benzinmarkt gehören zu den Lieblingsnachrichten der MeinungsmacherInnen. Dahinter steckt die Absicht, ein günstiges Klima zu schaffen für den Bau von Gleichzeitig wird uns aber verschwiegen, dass die Anliegerdörfer der Stauseen, welche vor 25 Jahren gebaut wurden, bis heute ohne Stromversorgung sind. Dafür mussten die BewohnerInnen dieser Dörfer die Brutalität des Die Medien schreiben nichts über die Interessen der Unternehmen an diesen Staudämmen, nichts über die Schäden, welche die Anliegerdörfer zu tragen haben, und nichts darüber, was die betroffene Bevölkerung von der ganzen Sache hält. 5. Das Thema Genozid führt uns zu einem anderen tödlichen Laster Guatemalas: der chronischen und weit verbreiteten Straflosigkeit. Beispiele dafür sind die Verantwortlichen dieser Massaker, die heute hohe Posten innerhalb der Regierung oder der einflussreichen politischen Parteien besetzen. Diese und andere Perversionen beschränken sich aber nicht bloss auf den Staatsapparat, sondern sie betreffen uns alle: Sie bescheren uns viel unnötiges Leiden, sie enthalten uns das Minimum an würdevollen Lebensbedingungen vor, sie verführen uns zu Konkurrenzkampf und Gewalt und greifen unsere Integrität an, indem sie uns zwingen, die Erinnerung zu verbergen. Wir müssen unseren Gerechtigkeitssinn opfern und Menschen ohne Moral wählen, da sie uns als einzige Alternative zur Verfügung stehen. Wenn ich in den Medien das Foto des zukünftigen Präsidenten von Guatemala betrachte, kommt mir ein Bild in den Sinn, das ich eines Tages beim Verlassen meines Hauses vor mir sah: Ein betrunkener Nachbar versuchte die Kontrolle über sein Fahrrad zu behalten, auf dessen Gepäckträger er seinen kleinen Sohn gesetzt hatte. Ein ums andere Mal versuchte er, aufzusteigen und loszufahren, und jedes Mal sagte er zu seinem Kleinen: "Achtung, festhalten!" - Aber nie gelang es ihm, wegzufahren. Mein grosser Respekt für diesen Nachbarn mit seinem Fahrrad und für Herrn Aber wir wissen längst, dass es andere sind, die das Fahrrad lenken. |
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