Innenminister und Vize tödlich verunglückt
Fijáte 413 vom 02. Juli 2008, Artikel 4, Seite 5
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Innenminister und Vize tödlich verunglückt
Guatemala, 29. Juni. Die Regierung verhängte gestern für drei Tage Staatstrauer anlässlich des Helikopterabsturzes nahe des Dorfes El Pacayal, Purulhá im Departement Baja Verapaz, bei dem Innenminister Carlos Vinicio Gómez, sein Vize Édgar Hernández Umaña sowie der Pilot Mario Ávila Salazar und Co-Pilot Rony Mejía ums Leben kamen. Bislang deutet alles darauf hin, dass der Unfall auf das plötzlich schlechte Wetter zurückführen ist. Dennoch kündigte Präsident Álvaro Colom an, dass neben der Helikopterfirma Bell und der Luftfahrtgesellschaft alle anrainenden lokalen Staatsanwaltschaften sich der Ermittlungen annehmen und auch Mexiko seine angebotene Unterstützung bereits in die Tat umsetze. Colom war zum Zeitpunkt des Unglücks in Mexiko, cancelte jedoch sogleich seine Teilnahme am anstehenden Präsidentschaftsgipfel der Region und kehrte nach Guatemala zurück. Vinicio Gómez und Edgar Hernández hatten in Flores, Petén, der Übergabe von 82 neuen PolizeiagentInnen für das Departement beigewohnt und flogen um Mittag bei schönem Wetter wieder Richtung Hauptstadt, als sich ca. 100 km südlich eine für diese Jahreszeit und für die Gegend nicht ungewöhnliche Wetterfront auftat. Kurz darauf verlor der Radar den Hubschrauber, der nach einhelliger Meinung sehr erfahrene Pilot hatte gerade noch per Funk angekündigt, wegen des Wetters einen Umweg zu fliegen. Die AnwohnerInnen von El Pacayal, die den Absturz sahen, bestätigten, dass die vier Männer bei ihrer Ankunft am Unfallort bereits tot gewesen seien. Die Rettungskräfte, aus Freiwilliger Feuerwehr, Polizei und Spezialkräften des Militärs bestehend, brauchten insgesamt rund 18 Stunden, um die Leichen zu bergen. Die Gegend ist nur zu Fuss und äusserst schwer zugänglich, der Regen erschwerte zusätzlich den Rücktransport. Vinicio Gómez, studierter Zahnarzt, der sich seit etwa 20 Jahren dem Thema Sicherheit zugewandt hatte, galt als Experte und stellte mit der Amtsübernahme von Colom eine Kontinuität in der Führung des Ressorts dar, war er doch die letzten neun Monate der Regierung Berger Vizeminister unter der damals eingesprungenen Innenministerin Adela Camacho de Torrebiarte. Sein Schwerpunkt lag dabei momentan auf der Professionalisierung der Polizei und ihrer Strukturen sowie der Schaffung der Gemeindepolizei, ein Vorhaben des Regierungsplans der ersten 100 Tage. Der Jurist Édgar Hernández Umaña hatte seine Erfahrung mit der Verkehrspolizei gesammelt. Die Ernennung von Gómez hatte Colom bei Amtsübernahme bis zuletzt hinausgezögert, jetzt steht er wieder vor dieser Entscheidung, die insofern dramatischer ist, als das im begonnenen Prozess der Ausführung der Innenpolitik gleich die beiden obersten Stellen des Ministeriums neu zu besetzen sind. Zeitweilig hat jetzt der zweite Vizeminister, Ángel Rodríguez Tello, der auf diesem Posten vor allem für die Verwaltung zuständig ist, das Amt übernommen. Nach oben |
Laut eigener Aussagen hat Colom im Laufe des Sonntags bereits seine Entscheidung für die Neubesetzung getroffen, gab sie jedoch bis zum Redaktionsschluss des ¡Fijáte! nicht bekannt. In den Medien werden mehrere KandidatInnen genannt. An den ersten beiden Stellen stehen dabei Salvador Gándara und die bereits erwähnte Adela Camacho de Torrebiarte. Gándara fungiert aktuell als Koordinationssekretär der Präsidentschaft, wofür er Anfang des Jahres seinen Posten als gewählter Bürgermeister für Villanueva niederlegte. Unter Alfonso Portillo war er von 1996-99 Vizesicherheitsminister. Auch die Namen von zwei ehemaligen Verteidigungsministern sind im Gespräch: Oberstleutnant Mario Mérida und Ex-General Julio Balconi, daneben der von Acisclo Valladares, ehemaliger Generalprokurator und derzeit Botschafter vor dem Vatikan, sowie, jedoch ohne Bestätigung die des Sekretärs für Verwaltungsangelegenheiten und Sicherheit (SAAS), Carlos Quintanilla und seines Kollegen vom Sekretariat für strategische Analysen (SAE), Gustavo Solano. Der ehemalige Aussenminister Édgar Gutiérrez appellierte wie vor ihm bereits die Sicherheitsexpertinnen Helen Mack und Ana María de Klein an Colom, sich zeitig aber überlegt zu entscheiden. "Dieses Ministerium ist die ausführende politische rechte Hand für den Präsidenten in Sachen Inneres. Und es umfasst noch mehr Bereiche: Migration, Gefängniswesen, Geheimdienst, Aufgaben, die von Minister Gómez einer entschiedenen Unterstützung sicher waren. Der Posten darf nicht lange ohne Kopf bleiben", so Gutiérrez. |
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