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¡Híjole...! Die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Mögen wir wenigstens unsere Gefühle bewahren

Fijáte 413 vom 02. Juli 2008, Artikel 6, Seite 6

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¡Híjole...! Die monatliche Kolumne von Fernando Suazo: Mögen wir wenigstens unsere Gefühle bewahren

Das Gefährliche ist, dass wir sie in den Privatbereich unserer Gefühle eindringen lassen. Es darf nicht sein, dass wir uns wegen ihrer Perversionen zerstören. Es ist nicht intelligent, auf dieses Spiel einzusteigen.

Hierhin wollte ich: ins Reich der Gefühle. In der Stunde der Wahrheit spielen sich hier die Entscheidungen ab, welche die menschlichen Geschicke leiten. Jene, die oben sind und ihre Projekte auf unsere Kosten verwirklichen, provozieren in uns die Gefühle, die sie interessieren und löschen jene aus, die ihnen schaden. Dazu benutzen sie die Öffentlichkeit, bedienen sich der Desinformation, amputieren die Erinnerung und üben Repression aus. Sie lösen auch diese Vergiftung mit Machtlosigkeit aus, welche die Medien mit ihrer Überdosis an Frustration und Gewalt tagtäglich anheizen.

Für unsere psychische VGGesundheitNF ist es wichtig, den Bereich zu schützen, in dem wir unsere, wirklich unsere Gefühle pflegen, die unser Bestreben nähren, jeden Morgen mit Würde zu leben, als Menschen, soziale und politische Subjekte.

Leider hat sich alles um uns herum verschwört, in unsere private Gefühlswelt einzudringen. Ein Paradigma dafür ist die Flimmerkiste TV, die mit Lichtern und Geräuschen, mit Botschaften und Reizen, die wir nicht gesucht haben, in unsere Privatsphäre eindringt. Wir wurden nicht dazu erzogen, zu diesem Möbel zu sagen, "nein, danke", und es sofort auszuschalten. Dasselbe gilt für die unzähligen Reize, die uns, wo auch immer, bestürmen. Für unsere psychische Gesundheit ist es wichtig, dass wir lernen, ruhig, aber bestimmt "nein, danke" zu sagen, wie wir es auch dem Strassenverkäufer gegenüber tun, der uns anspricht. Wir müssen unsere wahren Gefühle unserer psychischen Gesundheit zuliebe abschirmen.

Ich beharre auf unseren wahrhaftigen Gefühlen: Die Gefühle entstehen aus Abbildungen und Gedanken. Unsere Gefühle sind VGKinderNF unserer Gedanken, unserer Sinninhalte des Lebens. Der Hauptgedanke, der ureigenste unserer Gedanken, bezieht sich auf unsere Identität: "Wer bin ich und wer möchte ich sein, genau und unwiederholbar ich?" Und der zweite, ebenso lebensnotwendig wie der erste, lautet: "Wem gegenüber möchte ich so sein, mein Leben so entfalten?" Beide zusammen machen, wie die Anspannungs- und die Entspannungsphase des Herzens, unsere Existenz aus, da wir aufeinander bezogen sind.

Der Unbeständigkeit unserer Gefühle ist das alltägliche Wunder geschuldet, dass wir es jeden Tag wagen weiterzuleben, dass wir neue Wege gehen, ohne zu verzweifeln, obwohl wir den Wellengang der VGKatastropheNF von überall her anschwellen sehen. Wir lernen, uns jeden Morgen mit der nötigen Dosis erfreulicher Gefühle für den neuen Tag einzudecken, selbst in Extremsituationen. Ich habe bei Viktor Frankl gelesen, dass die Verurteilten in Auschwitz es manchmal geschafft hatten, ihre fürchterliche Baracke in eine Bühne zu verwandeln, auf der sie ihre Tragödie parodierten. Und im schrecklichen Nationalstadion VGChilesNF komponierten und sangen die Gefangenen Pinochets bisweilen Lieder und pflegten, wenn sich dazu Gelegenheit bot, den kollektiven Humor.

In diesen Zeiten, die nicht die unseren sind, ist es wichtig für uns, den Schatz unserer ureigensten Gefühle zu verteidigen und nicht zuzulassen, dass die Monster und Heuchler, die unsere Erde und auch unser Land geraubt haben, unsere wirklichen Gefühle aus uns herausreissen und uns jene aufzwingen, die sie interessieren.

Vielen Dank an Yvonne Joos für die Übersetzung!


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