"Ich will, dass Recht gesprochen wird"
Fijáte 414 vom 16. Juli 2008, Artikel 8, Seite 6
Original-PDF 414 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte
"Ich will, dass Recht gesprochen wird"
Guatemala, 04. Juli. Die Dokumentation über 1´460 Fälle von Menschenrechtsverletzungen während des internen bewaffneten Konfliktes wurden Anfang des Monats vom Nationalen Entschädigungsprogramm (PNR) bei der Staatsanwaltschaft eingereicht. Laut PNR-Leiter César Dávila stellt diese Übergabe die erste von insgesamt 38´000 Fällen dar, die das Programm landesweit registriert und dokumentiert hat. Orlando Blanco, Leiter des Friedens- und Menschenrechtssekretariat (SEPREDEHPAZ) gab bekannt, dass die Mehrheit davon in Verbindung stehe mit aussergerichtlichen Hinrichtungen, erzwungenem Verschwinden und Massakern in indigenen Gemeinden. Die meisten der bislang in insgesamt zwölf Departements aufgezeichneten Gewalttaten stammten aus Huehuetenango, Quiché und Alta Verapaz. Als hauptsächlich Verantwortliche würden dabei immer wieder Mitglieder der Armee und der Zivilen Selbstverteidigungspatrouillen (PAC) genannt. "Es geht um eine institutionelle Verantwortung", so Blanco, "doch es obliegt der Staatsanwaltschaft mittels ihrer Ermittlungen die Befehlsordnung der Offiziere nachzuzeichnen, die für diese militärischen Operationen zuständig waren." Ein Duplikat der Akten soll auch dem Spanischen Gerichtshof zugesendet werden zur Vervollständigung der Dokumentation des von Richter Santiago Pedraz unter schwierigsten Bedingungen geführten Prozesses wegen Genozids in Guatemala. Erst kürzlich bezeichnete der spanische Richter Baltasar Garzón, der unter anderem im Zusammenhang mit dem internationalen Prozess gegen den chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet bekannt wurde, es als "äusserst gravierend" und "absolut unannehmbar", dass in Guatemala eine Strafanzeige gegen seinen Kollegen Pedraz auf den Dienstweg gebracht wurde. "Ich glaube, dass die zuständigen Instanzen auf diplomatischem Wege die entsprechende Beschwerde einlegen sollten, denn ein solches Einmischen in die gerichtliche Funktion ist nicht tolerierbar. Man mag sich über die Zuständigkeitskompetenz streiten, aber es kann keine Anzeige gegen den Untersuchungsrichter erstattet werden, der einzig und allein gemäss dem Spanischen Recht und den entsprechenden internationalen Normen ermittelt." Nach oben |
Grund für Garzóns Unmut stellt die vierzehn Tage zuvor von dem im besagten Genozidprozess angeklagten guatemaltekischen Ex-General Ángel Aníbal Guevara eingereichte Klage gegen Pedraz, in der der ehemalige Verteidigungsminister Guatemalas den spanischen Richter des Amtsmissbrauchs und der Verletzung der Verfassung belangt. "Ich will einen Präzedenzfall schaffen und will, dass Recht gesprochen wird, denn dieser Richter hat mich ohne jegliche Beweise beschuldigt." Laut Guevara habe er 14 Monate in Haft gesessen ohne von einem/r RichterIn angehört zu werden. |
Original-PDF 414 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte