"Auf halbem Weg zum Himmel" kehrt zurück ins Land seiner Entstehung
Fijáte 430 vom 11. März 2009, Artikel 8, Seite 6
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"Auf halbem Weg zum Himmel" kehrt zurück ins Land seiner Entstehung
Guatemala Stadt / Leipzig, 25. Feb. In der guatemaltekischen Hauptstadt wurde anlässlich der Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der Veröffentlichung des Wahrheitsberichts "Guatemala - Nunca Más" der deutsche Kinodokumentarfilm "Auf halbem Weg zum Himmel" ("Medio Camino al Cielo"), gezeigt, als Beitrag zur Aufarbeitung des mehrere Jahrzehnte langen Bürgerkriegs. Die Vorführung fand grosse Resonanz. Zuvor waren die beiden Leipziger RegisseurInnen Andrea Lammers und Ulrich Miller in das Dorf "La Aurora 8 de Octubre" zurückkehrt und zeigten den Film seinen dortigen Protagonisten. Alfonso Hernández, eine der Hauptfiguren im Film, der jahrelang an die Fertigstellung des Filmes geglaubt hatte, konnte ihn selbst nicht mehr sehen - er nahm sich im Oktober letzten Jahres, einige Tage vor dem Jahrestag des Massakers, selbst das Leben. "Auf halbem Weg zum Himmel" erzählt von einem von 600 Massakern, dem Massaker von Xamán, das im Oktober 1995 bereits während den Friedensverhandlungen begangen wurde. Die Gemeinde "La Aurora" ist ein Dorf im Departement Alta Verapaz, in dem sich Mitte der 1990er Jahre aus Mexiko zurückgekehrte ehemalige Flüchtlinge ansiedelten. Sie sollten am Aufbau der neuen, demokratischen und selbstverwalteten Gesellschaft mitarbeiten. Doch ein Jahr nach ihrer Rückkehr wurden sie bei einem Massaker erneut zum Opfer militärischer Gewalt. Die Gemeinde zog vor Gericht und erreichte den ersten Zivilprozess gegen Militärs in der Geschichte Guatemalas. Der Film zeigt den Zivilprozess vor dem Hintergrund des Alltagslebens im Dorf Aurora heute. Bei der Präsentation in La Aurora war die Versammlungshalle überfüllt. Etwa ein Drittel der Erwachsenen des Dorfes war anwesend, so viele Menschen auf einmal, wie sie die RegisseurInnen hier noch nicht erlebt haben. Auch Miguel ist da, Alfonsos Sohn. Er sieht sich den Film zum dritten Mal an. Bleibt die ganze Zeit über, geht nur weg, als die Szene mit der Exhumierung des Kindes beginnt, sein Vater im Grab stehend, mit der Schaufel in der Hand. "Wir sind ziemlich beeindruckt - innerhalb von ein paar Tagen hat wohl mehr als die Hälfte aller DorfbewohnerInnen den Film gesehen. Und wir sind froh und erleichtert, wie gut er aufgenommen wurde. Vor allem, weil der Film nicht nur für die Bildungsarbeit und das Selbstverständnis des Dorfes willkommen ist, sondern weil wir wohl zu einem gesellschaftlichen Heilungsprozess beitragen können", so Ulrich Miller. Nach oben |
Um den Film zu realisieren, waren die beiden RegisseurInnen über Jahre hinweg mehrmals im Dorf. Die Hartnäckigkeit der BewohnerInnen von La Aurora war dabei ein Ansporn für die eigene Hartnäckigkeit, das Filmprojekt und damit den Fall und das Leben in La Aurora mehr als zwölf Jahre zu verfolgen. Eine interne Vorführung gab es vor rund 120 SchülerInnen der Deutschen Schule. Weitere Präsentationen wird es u.a. als Open Air-Veranstaltung in der staatlichen Universität, USAC, geben, eingerahmt von Aktivitäten der ODHAG, dem Erzbischöflichen Menschenrechtsbüro. Die Einladung der katholischen Laienorganisation ACG in das Departement Quiché bildet den Auftakt für weitere Vorführungen des Films im ganzen Land. Die Filmreise wird von CAREA e.V. und dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirchen in Deutschland unterstützt. "Auf halbem Weg zum Himmel" ist eine Koproduktion von ZDF/ Das kleine Fernsehspiel und pop tutu film mit Förderung vom Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) und Evangelischem Entwicklungsdienst (eed / EZEF). Regisseurin Andrea Lammers wurde in Guatemala geboren, kehrte jedoch als Einjährige mit ihren Eltern nach Deutschland zurück. 1995-96 reiste sie als Menschenrechtsbeobachterin erneut nach Guatemala. |
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