Kein(e) Wasser (- für die) Masse(n)
Fijáte 431 vom 25. März 2009, Artikel 6, Seite 5
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Kein(e) Wasser (- für die) Masse(n)
Guatemala, 13. März. Laut Juan Alfaro, Präsident des Instituts für Munizipale Entwicklung (Infom), haben 7,5 Mio. Personen - mehr als die Hälfte der Bevölkerung - in Guatemala keinen direkten häuslichen Trinkwasserzugang, sondern bekommen ihr Wasser nur über kommunale Brunnen, vor allem auf dem Land. Um dieses Defizit zu beseitigen brauche es in den nächsten fünf Jahren mehr als 500 Mio. Quetzales jährlich, so Alfaro. Die meisten Wasserkläranlagen sowie die Verteilungsnetze stünden zudem in den meisten der städtischen Gebieten der Verwaltungsbezirke kurz vor dem Kollaps, berichtet der Funktionär. Alfaro wies zudem darauf hin, dass es immer schwieriger wird, Grundwasserquellen per Brunnenbohrung zu orten, da dieses immer tiefer unter der Erdoberfläche liegt. Während seine Vorgänger im Brunnenbau in Escuintla noch in einer Tiefe von 350 Metern fündig wurden, gingen die Bohrungen unter seiner Projektleitung zwischen 2004 und 2008 bereits in Tiefen von 400 Metern. Wie so oft wird diesem Ausruf eines grundlegenden nationalen Notstandes, der die Mehrheit der vor allem armen Bevölkerung angeht und auf die landesweite und jahrelange Ignoranz der zuständigen Autoritäten zurückzuführen ist, in der allgemeinen Presse nur wenig Platz eingeräumt. Doch zumindest anlässlich internationaler Jahrestage, wie dem Welt-Wassertag am 22. März, kommt das Thema dennoch aufs Tapet. Indes, so schreibt die Tageszeitung Prensa Libre, 17 Jahre nach Einrichtung dieses Mahntages durch die Vereinten Nationen, ist die Situation in Guatemala weiterhin kritisch und "im Kongress schläft das Wassergesetz den Schlaf der Gerechten". In der Hauptstadt erhalten 17% der Bevölkerung kein Wasser durch die zuständige Gemeindeverwaltung und versorgen sich selbst "irgendwie". Die übrige Bevölkerung bekommt ihr Trinkwasser frei Haus, aber rationiert, gestehen die Verantwortlichen des Munizipalen Wasserunternehmens EMPAGUA ein. Dabei ist die Verschmutzung das Hauptproblem, das dazu führt, dass trotz des grossen Bestandes an natürlichen Wasserquellen, diese nicht direkt nutzbar sind. Diese Situation verschlimmert sich kontinuierlich, da es keine gesetzliche Regelung gibt und die Stadtzentren ihre Abwässer ohne Klärung in die Flüsse und Seen leiten. Wasserproben, die von der Wasserressourcen-Abteilung des Umweltministeriums in den Regionen des Ostens und Westens des Landes durchgeführt wurden, zeigen auf, dass 95% der Quellen von Fäkalien verschmutzt sind, so Enrique Miranda von dieser Abteilung. Dazu kommt, dass 49% der Industrieanlagen im Gebiet der Hauptstadt keinerlei Kontrollen der Nutzwasser durchführen. Die Zuständigen von EMPAGUA haben derweil vorgeschlagen, eine grosse Wasserleitung zu bauen, um zukünftig die Hauptstadt mit Wasser aus dem Departement Quiché zu versorgen. Ana Luisa Noguera, Anwältin und ehemalige Direktorin des Nationalrates der Schutzgebiete (CONAP) weiss, dass das Fehlen des Wasserzugangs für mehr als die Hälfte der Bevölkerung eindeutig auf die fehlende Gesetzgebung zurückgeht. Es sei dringend nötig, diesbezüglich für Ordnung zu sorgen, denn während die Verfassung anführt, dass die Gewässer öffentliches Gut sind, erkennt das Bürgerliche Gesetzbuch den Eigentum von Wasser auf Privatgrundstücken an und der Verwaltungskodex weist den Kommunen das Management dieser Ressource, aber beschränkt auf das Trinkwasser, zu. Kein Wunder also, dass die Konfusion gross ist. Nach oben |
Der Direktor der Umweltorganisation CALAS, Yuri Melini zeigt die Realität des Chaos um das Thema Wasser konkret auf. Zum einen verfügt Guatemala mit dem Zugang zu drei Wassereinzugsgebieten - Pazifik, Atlantik und Golf von Mexiko) über riesige Quellen. Zum anderen wurde kürzlich ein Wasserkabinett als politische Instanz der Exekutive eingerichtet, um das Thema Wasser auf höchster Ebene zu diskutieren. Aktuell arbeitet das Planungssekretariat SEGEPLAN an der Entwicklung eines Nationalen Wasserplans, der jedoch vom Umweltministerium weniger gefördert, denn blockiert und verkompliziert werde, so Melini. "Das gesellschaftliche Konfliktpotential wird offensichtlich", schreibt er in einem Kommentar in der Tageszeitung Diaro de Centro América. "In einer Woche beinhaltete die Presse 27 entsprechende Nachrichten: Anzeigen und Proteste von AnwohnerInnen über den Mangel, die Verschmutzung und die Nicht-Versorgung mit Wasser. Ein Mord wegen einer Diskussion über eine Wasserquellen in Ixchiguán, San Marcos. Ein Waldbrand auf dem Berg Pecul brachte die dortigen Wasserquellen in Gefahr." Bleibt abzuwarten, wie hoch werden bzw. niedrig der Wasserdruck sinken muss, bis eine landesweite Regelung des Umgangs und der Versorgung mit Wasser erarbeitet und dann auch umgesetzt wird. |
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