Wachsenden Gewalt gegen die Presse
Fijáte 385 vom 16. Mai 2007, Artikel 7, Seite 5
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Wachsenden Gewalt gegen die Presse
Guatemala, 09. Mai. Sie sprach direkt vor bei der neuen Innenministerin Adela de Torrebiarte: Ileana Alamilla, Präsidentin der Kommission für Pressefreiheit der JournalistInnenvereinigung APG, brachte ihre Besorgnis um die schwierige Situation vor, in der die Presseschaffenden in Guatemala arbeiten. Diese sind immer wieder aggressiven Übergriffen ausgeliefert, aber auch Opfer gezielter Gewalttaten. Alamilla erinnerte im Gespräch mit der Ministerin an die Zusammenstösse zwischen ReporterInnen von einem Radio- und einem Fernsehsender sowie einer Zeitung und einer Gruppe von LehrerInnen, die während einer Kundgebung im Rahmen ihrer Proteste im Zentrum der Hauptstadt offenbar betrunken die Presseleute beleidigten und schlugen. Nach Beobachtung der APG-Präsidentin war bereits das vergangene Jahr gezeichnet von einem "beeindruckenden Anstieg" der Anzeigen wegen Aggressionen gegen die Pressefreiheit im Vergleich zum Jahr 2005. Im laufenden Jahr sind die Übergriffe noch offensichtlicher geworden, allein seit dem 25. April bis Mitte Mai gab es schwerwiegende Vorfälle. So wurde im Quiché der Kameramann Rudy Toledo Mota von einer Kugel in den Oberschenkel getroffen, abgegeben aus der Masse von AnwohnerInnen, die dabei waren, einen vermeintlichen Kriminellen zu lynchen. Dieser entkam knapp dem Versuch des Mobs, ihn mit Benzin zu überschütten und anzuzünden. KollegInnen des getroffenen Reporters wurden mit Steinen und Stöcken verprügelt, das Auto eines Fernsehsenders in Brand gesetzt. In Sololá griff ein Gruppe von BürgerInnen, offenbar angestiftet von einigen Autoritäten, fünf JournalistInnen an, die dabei waren, die Amtsübernahme einer indigenen Bürgermeisterei zu filmen, die von einem Teil der Bevölkerung nicht gewollt ist. Tiefe Trauer löste unterdessen der Mord an dem Chefproduzenten des nationalweiten Radio Sonora, Mario Rolando López Sánchez, aus. Der 64jährige wurde, just am Internationalen Tag der Pressefreiheit, dem 3. Mai, in der Nähe seiner Wohnung in der Hauptstadt von mehreren Kugeln getroffen und starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Da ihm weder seine persönlichen Papiere noch sein Auto gestohlen wurden, handelte es sich bei diesem Mord eindeutig nicht um einen Raubüberfall. Nach oben |
López Sánchez arbeitete seit 14 Jahren auf seinem Posten und ko-produzierte unter anderem das kritisch-politische Programm "Casos y Cosas de la Vida Nacional" ("Fälle und Dinge des Nationalen Lebens"). Für seine Arbeit wurde er bereits mit dem Preis PROCEPER des Zentralamerikanischen Programms der JournalistInnen ausgezeichnet. In Retalhuleu sehen sich die JournalistInnen und die Zivilgesellschaft in Bezug auf die Pressefreiheit insofern eingeschränkt, als dass offenbar die Bürgermeisterin des Ortes dafür gesorgt hat, den lokalen Fernsehkanal 46 zu schliessen. Für die ReporterInnen des Ortes stellte dieser Sender bislang einen offenen und demokratischen Raum dar, zu Diensten der FunktionärInnen und des Volkes. Vermutet wird die bürgermeisterliche Schliessaktion, da deren Amtsführung in einigen Nachrichtensendungen kritisiert worden war. Den Unmut der Bürgermeisterin verstärkte unter anderem ein Vorfall, bei dem gewerkschaftlich organisierte Angestellte der Gemeinde in eine Sendung eingeladen wurden und die Nichtauszahlung ihrer Gehälter denunzierten. Die Bürgermeisterin sollte eigentlich in einem anderen Sender auftreten, um auf die Forderungen zu antworten, doch Personen mit Verbindungen zum munizipalen Stromlieferanten sabotierten das Interview, indem sie den Strom kappten. |
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