Bischofskonferenz erhält bewährten Vorsitzenden
Fijáte 353 vom 15. Feb. 2006, Artikel 5, Seite 5
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Bischofskonferenz erhält bewährten Vorsitzenden
Guatemala, 07. Feb. Die Guatemaltekische Bischofskonferenz (CEG) hat am 26. Januar Bischof Alvaro Ramazzini einstimmig zum Vorsitzenden der guatemaltekischen Kirche gewählt. Der 58 Jahre alte Ramazzini ist seit 1989 Bischof der Diözese San Marcos. Mit ihm wehe ein neuer Wind in der katholischen Kirche, so die weit verbreitete Ansicht, denn er sei ein unbequemer Kirchenmann, unbequem, vor allem für die Mächtigen des Landes. In seiner Diözese San Marcos hat Ramazzini sich eindeutig an die Seite der LandarbeiterInnen und Landlosen gestellt und beispielsweise gegen den Goldminenabbau gekämpft, der nicht nur die Landschaft verschandelt und die Umwelt zerstört (vgl. ¡Fijáte! 326). Für dieses Engagement erhielt er 2005 den Konrad-Lorenz-Preis der österreichischen Regierung. Der "rebellische Bischof", wie einige ihn nennen, hat sich auch gegen das Freihandelsabkommen mit den USA stark gemacht. Im April vergangenen Jahres hat er vor dem Wirtschaftsausschuss des US-Kongresses als Zeuge ausgesagt und gefordert, dass die WirtschaftsvertreterInnen die Würde der Menschen, besonders der Armen, ins Zentrum der Diskussion stellen müssten. Ramazzini fasste seine Amtsauffassung einmal so zusammen: "Wenn die katholische Kirche sich nicht an die Seite der Ärmsten und Ausgeschlossenen stellt, mit den Bischöfen an der Spitze, dann verraten wir den Geist des Evangeliums und wir machen uns zu Komplizen dieses Systems der Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Marginalisierung, in dem Guatemala lebt." Prensa Libre überliefert die Anekdote, dass er am 14. Januar 2005 während einer Demonstration den Präsidenten und die MinisterInnen aufforderte, einmal eine Woche lang als BäuerInnen im Hochland zu leben, um ein klareres Bewusstsein dafür zu erhalten, wem ihre politische Arbeit dienen müsse. Sein Eingreifen in Landkonflikte wie Nueva Linda (siehe separater Artikel) und seine aktive Mitgliedschaft in der Plataforma Agraria (PA) haben ihm bereits zahlreiche Morddrohungen eingebracht. Im Januar 2005 wurde ein Mordkomplott gegen ihn aufgedeckt. Diese Haltung aber lässt AktivistInnen sozialer Bewegungen mit "Freude und Zufriedenheit" auf die Wahl des Bischofs von San Marcos reagieren. Ramazzini sei ein Partner des Volkes und kenne die sozialen und wirtschaftlichen Probleme aus einer Sicht von unten, erklärte Justo Mendoza von der BäuerInnenkoordination CONIC. Nach oben |
Virgilio Pérez Calderón von der Plataforma Agraria bewertet die Wahl Ramazzinis als "Zeichen der Hoffnung", weil die katholische Kirche derzeit eine Identitätskrise durchmache. Er könne zu notwendigen Veränderungen beitragen. Ähnliches schreibt auch Ileana Alamilla, Leiterin der Nachrichtenagentur Cerigua und kürzlich abgelöste Vorsitzende der Guatemaltekischen Pressevereinigung (APG) in ihrem Beitrag zur Wahl des neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Die Person Ramazzini bringe die soziale Realität des Landes jenen KirchenvertreterInnen nahe, die bessere Lebensumstände erst für das Leben nach dem Tod erwarteten. Alamilla erinnert schliesslich auch daran, dass sich der Bischof von San Marcos seit langem für eine freie Medienberichterstattung einsetze. Anfang Februar, während der Vorstellung der "Studie über die Berichterstattung in der guatemaltekischen Presse", fordert Ramazzini die JournalistInnen auf, sich tiefer gehend mit der sozialen Realität des Landes auseinanderzusetzen, die Ursachen der vorhandenen gesellschaftlichen Zustände zu suchen statt nur deskriptiv über Gewalt und Drogen zu berichten. Darüber hinaus, so der neue Vorsitzender der CEG, sollten die Medien aber auch über Erfolge gesellschaftlichen Handelns oder über friedliche Lösungen von Konflikten informieren. Nur so könne in der Bevölkerung ein Bewusstsein für Werte wie Solidarität und Menschenwürde bestärkt werden. |
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