guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

2005: Das Jahr beginnt schlecht in Sachen Menschenrechte

Fijáte 327 vom 2. Feb. 2005, Artikel 1, Seite 1

PDF Original-PDF 327 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte

2005: Das Jahr beginnt schlecht in Sachen Menschenrechte

Die Anschuldigungen gegen Chen lauten: Illegales Festhalten und bedrohen von zwei Angestellten des Staudamms Chixoy, Hausfriedensbruch gegen das Nationale Elektrizitätsinstitut VGINDENF, Aktivitäten gegen öffentliche Einrichtungen sowie Gefährdung der inneren Sicherheit der Nation. Chen wurde kurz nach seiner Verhaftung wieder freigelassen, die Anklage gegen ihn wurde jedoch aufrechterhalten. Nationale und internationale Menschenrechtsorganisationen sind um die Sicherheit von Chen und anderen ExponentInnen der Region VGRabinalNF besorgt. Das Menschenrechtszentrum VGCALDHNF protestierte in einer Presseerklärung dagegen, dass Arbeits-, Land- und soziale Konflikte kriminalisiert und das verfassungsmässige Recht der BürgerInnen auf zivilen Widerstand nicht gewährt würden. Weiter erinnert CALDH daran, dass sich die Regierung verpflichtet hat, die durch den Bau des Staudamms geschädigten Personen oder deren Hinterbliebenen zu entschädigen, ein Versprechen, das bis heute nicht eingelöst ist. VGAlvaro RamazziniNF, Bischof von VGSan MarcosNF Am 22. Januar wurde ein Mordanschlag auf Bischof Ramazzini aufgedeckt. Unter anderem ruft die Interdiözesane Landpastorale die internationale Gemeinschaft um Solidarität und Beobachtung des Falles auf. Als Informant gilt ein ehemaliger Angestellter des staatlichen VGGeheimdienstesNF, der sich im Schutz von Menschenrechtsorganisationen befindet, da er als Schlüsselzeuge im Mordfall an Bischof VGGerardiNF im April 1998, gilt. Vorhanden ist ein Video, auf dem die Auftragsübergabe von einer unbekannten Frau an jenen Zeugen aufgezeichnet ist, Monsignore Álvaro Ramazzini für 50.000 US-$ umzubringen, über den sie bereits genaue Angaben seines Tagesablaufs hätte. Die Landpastorale vermutet verschiedene Motive hinter diesem Plan. Die starke Opposition des Bischofs und seiner Diözese gegenüber dem Minenbergbau allgemein, aber speziell in San Marcos, ist als solches sicher nicht zu vernachlässigen. Zumal nicht nur die Interessen des lizensierten VGkanadischenNF Unternehmens, sondern auch die Verwicklung von Regierungspersonal höchsten Ranges im Spiel sind. Die öffentliche Konfrontation und Anschuldigung Präsident Bergers hinsichtlich der Verantwortung Ramazzinis für das Geschehen in VGSololáNF (siehe ¡Fijáte! 326), macht diesen zur ,,Angriffsflanke" gegen die Regierbarkeit des Landes von Seiten aller interessierter Sektoren. Darüber hinaus ergriff Bischof Ramazzini immer wieder Partei in Konflikten in der Agrarfrage, als jüngster ist der Fall der Finca VGNueva LindaNF zu nennen, wo die Besitzer inzwischen in einige Verbrechen verwickelt sind. Angefangen bei der mutmasslichen Geiselnahme des Verwalters Héctor Reyes, dessen Verbleib immer noch nicht aufgeklärt ist, die wiederholte gewaltsame Räumung der Finca, bei der 7 BäuerInnen und 4 Polizisten umkamen, bis hin zur aktuellen, vorübergehenden Geiselnahme von drei Bauern der Finca. Ramazzini ist aktives Mitglied des Zusammenschlusses VGPlataforma AgrariaNF (PA), von der inzwischen bekannt ist, dass es Pläne gibt, auch sie von der politischen Bühne zu räumen. Sei es mittels Abwertung, Abnutzung oder halt der Eliminierung der wichtigsten Köpfe. Gegen Juan Tuyuc, einem weiterer Führer der PA, wurde zwei Tage nach den Unruhen in

Sololá bei der Staatsanwaltschaft eine Klage wegen Hinterziehung von Geldern eingereicht, im Dezember war bereits eine entsprechende Zeitungsreportage über ihn erschienen (siehe separater Artikel). Yira Argueta Lopéz, 2-jährige Tocher eines Menschenrechtsaktivisten Eine Gruppe vermummter Männer drang in der Nacht vom 20. Januar ins Haus des Menschenrechtsaktivisten Gumercindo Argueta in El Tejar, VGChimaltenangoNF, ein. Sie schlugen die Frau von Argueta und erstickten die 2-jährige Tochter Yira. Die VGAllianz gegen Straflosigkeit sieht in diesem Verbrechen einen weiteren Angriff auf die Menschenrechtsbewegung. Argueta ist lokaler Koordinator des Projekts VGREMHINF zur Wiedererlangung des historischen Gedächtnisses. Finca El Corazo, VGSuchitepéquezNF Die Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM) verurteilte das von den Sicherheitskräften der Finca El Corazo, VGRetalhuleuNF, und der Polizei am 24. Januar begangene VGMassakerNF an Bauern der Gemeinde Tzampoj aufs Schärfste. Während einer gerichtlichen Untersuchung auf der Finca El Corazo über das Verschwinden des Bauern Pedro Mariano Tambriz, entführt am 18. Januar von Sicherheitspersonal der Finca, zückte der Fincabesitzer Jorge Fernández seine Pistole und es kam zu einer Schiesserei. Dabei wurden fünf Personen ermordet, darunter Bauern sowie Sicherheitskräfte des Fincabesitzers. Gemäss Aussagen des Gemeindekomitees CODECA und der GAM, denen Tambriz angehörte, wurde er von den Wächtern der Finca überrascht, als er zusammen mit zwei Jugendlichen versuchte, ins Gelände der Finca zu gelangen. Die Jugendlichen konnten entwischen, nicht so der verschwundene Tambriz, weshalb Leute aus seiner Gemeinde beim Friedensrichter vorsprachen. Bei dieser Anhörung kam es zur besagten Schiesserei, wobei auch die Polizei involiert war, die ,,nur" Verletzte zu beklagen hatte. CODECA und die GAM verlangten einen Haftbefehl gegen den Fincabesitzer, weil sie befürchten, er würde das Land verlassen. Unterdessen wurde er aus gesundheitlichen Gründen in ein Krankenhaus eingeliefert, wobei vermutet wird, dass dies bloss eine Ausrede ist, um einer Verhaftung zu entgehen. Der Fall erinnert sehr an die Vorkommnisse auf der Finca Nueva Linda vom August letzten Jahres, interessanterweise sind denn auch die Fincabesitzer miteinander verwandt. Unterdessen wurde der verschwundene Pedro Mariano Tambriz gefunden: Ermordet durch einen Schuss in die Schläfe.


PDF Original-PDF 327 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte