GewerkschafterInnen erhalten Lohnentschädigung und Land
Fijáte 323 vom 1. Dez. 2004, Artikel 5, Seite 5
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GewerkschafterInnen erhalten Lohnentschädigung und Land
Guatemala, 19. Nov. Zwölf Jahre dauerte der Kampf der GewerkschafterInnen der Kaffeeplantage Maria de Lourdes im Departement Quetzaltenango um Entschädigung und Land. Im September 2004 haben sie endlich das erhalten, was ihnen zusteht: Lohn-Entschädigungszahlungen für die vergangenen zwölf Jahre und ein eigenes Stück Land, um davon zu leben. 1992 begannen 46 Arbeiterfamilien sich auf der Kaffeeplantage gewerkschaftlich zu organisieren. Ihre Forderungen: Die Respektierung grundlegender ArbeitnehmerInnenrechte und die Zahlung des gesetzlichen Mindestlohns. Der Mindestlohn lag zu dem Zeitpunkt bei 11,20 Quetzales (1,5 US-Dollar), die ArbeiterInnen erhielten etwa die Hälfte davon. Die Besitzerin der Plantage, eine Verwandte des Präsidenten Oscar Berger, reagierte mit der Entlassung der ArbeiterInnen. Die ArbeiterInnen klagten und bekamen Recht, da die Entlassung nach guatemaltekischem Recht unrechtmässig war. Im Jahre 2002 ordnete der Oberste Gerichtshof die Wiedereinstellung der ArbeiterInnen und die Zahlung ausstehender Gehälter an. Doch die Besitzerin weigerte sich, dieser Anordnung nachzukommen. Für die GewerkschafterInnen bedeutete dies, weder Zugang zu Arbeit noch zu Land zu haben, um sich davon zu ernähren. Im November 2003 beschlossen die Familien, einen Teil der Kaffeeplantage zu besetzen. Rückhalt fanden sie bei der nationalen Agrarreformbewegung, der Plataforma Agraria. Ihre Gemeinschaft nannten sie ,,El Paraíso das Paradies". Schon bald wurde das Paradies erschüttert. Am 22. Jan. 2004 wurden die BesetzerInnen gewaltsam vertrieben, gut eine Woche nach dem Amtsantritt von Berger. Es war unter der neuen Regierung die erste in einer Reihe von Fincaräumungen, die bis heute anhält. 21 Personen wurden unter anderem wegen Diebstahls und Verschwörung angeklagt. Nach oben |
Nachdem am 19. April zwei Sprecher der GewerkschafterInnen beim Verlassen des Regierungsgebäudes von Quetzaltenango, wo sie an einer Verhandlung über die Beilegung des Konflikts teilgenommen hatten, festgenommen wurden, rief die internationale Organisation FIAN (Foodfirst Information & Action Network) zu einer Eilaktion auf. Diese Aktion und Lobbyarbeit vor Ort führten dazu, dass die beiden Verhafteten freigelassen wurden. In der an den guatemaltekischen Präsidenten gerichteten Petition wurde eine Untersuchung gefordert ebenso wie die Zahlung der ausstehenden Gehälter und die Aufhebung der Haftbefehle. Die Eilaktion trug dazu bei, den internationalen Druck zu erhöhen. Im Juli wurde auch amnesty international aktiv, nachdem die Tochter einer der Gewerkschafterfamilien gezielt vergewaltigt wurde, um den Terror, dem die Familien seit ihrer Landbesetzung ausgesetzt waren, noch zu verstärken. Der massive nationale und internationale Protest führte schließlich dazu, dass Verhandlungen aufgenommen wurden und diese zu einer für die GewerkschafterInnen akzeptablen Lösung führten: Neben der Zahlung der Lohnentschädigung (55% des seit 1992 ausstehenden Lohnes, insgesamt rund 164'000 Euro), der Überschreibung von Land und der Verteilung von Baumaterialien für die neuen Häuser, wurden auch die Verfahren gegen die GewerkschafterInnen eingestellt. |
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